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Nighttalk

Posted on 3. Juni 2023 By admin

<RPG>

 

#Zeit: MD 02.1930

#Ort: Joris Hütte

 

Es hatte eine Weile gedauert, bis Naziras restliche Habseligkeiten in einige wenige Kisten verpackt und zu ihrer neuen, vorübergehenden Bleibe gebracht worden waren. Doch jetzt standen sie vor Joris Hütte, und die Müllerin besah sich ihre temporäre Unterkunft, die der Wildhüter ihr so großzügig angeboten hatte. 

 

Die Hütte des Wildhüters war auf den ersten Blick nichts Besonderes. Sie war aus grob bearbeiteten Stämmen gebaut, hatte ein paar kleine Fenster und einen gemauerten Kamin. Innen teilte sich die Hütte in verschiedene kleine Bereiche auf, aber ohne dass diese durch Wände oder Türen getrennt waren. Zum einen war da natürlich der Kamin, in dem ein großer Kessel auf einem Gestell hing. Daneben befand sich ein Tisch, aus Bohlen gezimmert, sowie ein paar passende Hocker. Auf der anderen Seite hingen einige Utensilien zum Kochen und ein paar Werkzeuge. In einer Ecke, die wie eine Art Alkoven vom restlichen Raum abgesetzt war, stand Joris Bett, daneben befand sich ein Schrank sowie eine Kommode und Kiste. Der Boden der Hütte war erstaunlicher Weise mit Holzdielen ausgelegt – etwas, womit man bei solch einer Hütte am Waldrand nicht unbedingt rechnen würde. Über einem Deckenbalken hingen einige getrocknete Kräuter und Pflanzen, die den Raum mit ihrem Aroma füllten.

 

“Willkommen in meiner bescheidenen Hütte…” Jori machte eine einladende Handbewegung, dass Nazira eintreten sollte. “Ich würde vorschlagen, dass wir deine Sachen erstmal hier hineinbringen und dann schauen, wo wir diese unterbringen.” Er kratze sich ein wenig am Kopf: Wirklich viel konnte von Naziras Habseligkeiten nicht gerettet werden. “Vielleicht kannst Du ja schon mal das Feuer im Kamin anzünden…wenn du magst, kann ich uns dann was zu Essen machen…” etwas verlegen blickte er zu Nazira… //Ihre Mühle und Heim ist gerade abgebrannt und Du fragst, ob sie was zu Essen möchte?// meldete sich eine spöttische Stimme.

 

Nazira blickte sich stumm in der kleinen Hütte um, die zwar anders gebaut, aber ähnlich groß wie ihr bisheriges Häuschen war. Sie stellte eine der Kisten in eine Ecke und ging zum Kamin, um diesen anzufeuern. 

“Danke, dass ich bei Dir wohnen darf”, sagte sie schlicht. “Und ja, Essen wäre gut.Die Nacht ist zwar noch jung, war aber bis jetzt sehr anstrengend..” Die kleine silberhaarige Frau verzog das Gesicht ein wenig, als sie an die vergangenen Stunden dachte. “Vielleicht sollten wir uns aber erst einmal säubern, bevor wir Lebensmittel berühren…” sagte sie langsam, und in ihrer dunklen, vom vielen Rauch ganz rauen Stimme war kaum etwas von dem Schmerz über ihren Verlust zu hören, den sie spürte. 

 

Caraxes war draußen geblieben und saß nun auf dem Dach von Joris Hütte. Der weiße Rabe behielt die Umgebung genau im Auge, vor allem, solange noch die restlichen wenigen Kisten vor dem Haus standen. 

 

Jori brachte gerade eine weitere Kiste in sein Haus und stellte diese neben der Ersten von Nazira ab. Er blickte kurz an sich herunter. Nicht nur seine Kleidung, sondern auch seine Arme waren rußverschmiert, das Gleiche musste auch für sein Gesicht gelten. Entsprechend war der Vorschlag, dass sie sich zunächst einmal wuschen, naheliegend. Allerdings kamen damit auch gleich die Komplikationen, die Jori nur allzu gerne vermeiden wollte. “Waschen…ah…ja, das ist eine gute Idee…” stammelte er fast etwas hilflos. “Ich kann gleich Wasser aus der kleinen Quelle hinter der Hütte für dich holen gehen, dann kannst du dich hier ungestört waschen.” Dabei deutete er auf eine Schüssel neben dem Schrank. Damit ging er wieder hinaus, um die nächste Kiste zu holen.

 

Nazira blickte ihm hinterher, etwas verwundert, warum er so nervös klang. Doch sein Vorschlag klang plausibel, daher kommentierte sie es nicht. So wie sie stets ihre Privatsphäre wollte, gestand sie diese auch anderen zu. Und die kleine Müllerin wollte definitiv nicht, dass Jori sich wegen ihr unwohl fühlte. Was jedoch eine Frage aufwarf.

 

Während sie den Kessel wieder über das nun prasselnde Feuer hing – hatten sie heute nicht schon genug Feuer gesehen? -, kam Jori mit der letzten Kiste herein. Nazira dreht sich zu ihm um und sah ihn nachdenklich an. “Darf ich Dir eine Frage stellen, Jori?”

 

“Natürlich” sagte dieser, sich fragend, was nun kommen würde. 

 

“Warum hast Du mir angeboten, bei Dir unterzukommen? Ich habe das Gefühl, das bereitet Dir etwas Unbehagen.” Sie stellte die Frage ganz neutral – nichts wurde angedeutet, keine Gefühle in ihrer Stimme verrieten die Intention ihrer Frage. 

 

Mit dieser Frage hatte der Wildhüter natürlich seit dem Moment gerechnet, in dem er seine Hand gehoben hatte. Er sah der Müllerin direkt in die Augen und atmete einmal tief durch, um seine Gedanken zu ordnen, bevor er antwortete: „Zuallererst einmal, weil ich denke, dass wir beide Nachbarn und…Freunde sind…schon alleine deswegen hilft man sich doch, oder?” 

 

Nazira nickte langsam, spürte aber, dass das erst der Anfang war und die Antwort ganz sicher nicht so einfach ausfallen würde.

 

“Außerdem habe ich was gegen diese engstirnigen Leute, die alles und jeden verteufeln, was sie nicht verstehen.” Joris Hand ballte sich unwillkürlich zu einer Faust. “Dass sie jetzt so weit gegangen sind, hätte ich nicht erwartet, doch jemand Unschuldigen umbringen zu wollen…” Jori atmete tief aus. Nazira konnte deutlich die Wut in den Zügen ihres Gegenübers sehen. “Das will ich einfach nicht zulassen, dass sie Dir versuchen, etwas anzutun…” seine Stimme verlor bei dem letzten Satz an Härte und Schärfe. Er sah Nazira weiter direkt an, ohne dabei zu blinzeln.

 

“Du möchtest mich beschützen?” fragte die kleine silberhaarige Frau, und ein wenig… Überraschung?… Unglaube?…. mischte sich in ihre Stimme, ihre grünen Augen etwas größer als sonst. Noch nie, so lange sie sich erinnern konnte, hatte irgendjemand versucht, sie zu beschützen. “Ich….” Ihr fehlten die Worte, und so sagte sie schlussendlich einfach nur, ruhig und etwas weicher als üblich: “Danke, Jori.” 

 

Sie hörte, wie das Wasser im Kessel anfing zu sieden. Das brachte sie schnell wieder zurück ins Hier und Jetzt. “Könntest Du mir das Waschwasser holen? Ich möchte den Russ loswerden…” sie besah sich ihre schmalen, weißen, rußgeschwärzten Hände. 

 

“Natürlich”, nickte Jori. Damit drehte er sich auf dem Absatz um und machte sich auf den kurzen Weg zur Quelle. Auf diesem gingen ihm einige Gedanken durch den Kopf, er wog Möglichkeiten, Risiken und Wahrscheinlichkeiten gegeneinander ab. Sollte er Nazira erzählen, wer er wirklich war? Warum er überhaupt auf die Idee kam, sie beschützen zu können? Allerdings war die Zeit, der er benötigte, um das Wasser zu holen, bei weitem nicht lang genug, um alles zu durchdenken, und so hatte er sich zu keiner Entscheidung durchringen können.

 

Mit zwei vollen Eimern kühlen und frischen Quellwassers trat er wieder in seine Hütte ein und stellte diese neben der Waschschüssel ab. “Dann…äh….werde ich mal nach draußen gehen…Zwiebeln und Karotten schälen. Sag mir einfach Bescheid, wenn Du soweit bist…” in Gedanken setzte er nach: //Und sie fragt sich, warum es mir Unbehagen bereiten könnte, wenn eine attraktive Frau sich in meiner Hütte wäscht…” Ein kleines, fast schelmisches  Lächeln stahl sich auf seine Lippen, als er sich zum Gehen abwandte.

 

Nazira indes, schüttete Wasser in die Schüssel um, kramte in Ihren Kisten um herauszufinden, ob sie noch weitere Kleidung hatte – in der Tat, ein Satz ihrer mehlweißen Kleidung, eine Hose und ein Hemd außer denen, die sie trug, sowie etwas Unterwäsche und ein Umhang waren noch da, wie sie erleichtert feststellte – und begann, sich auszuziehen und zu waschen. Ein erleichtertes Seufzen entrang sich ihrer Kehle, als das kalte, frische Wasser und der raue Lappen den Dreck von ihr nahmen und sie erfrischten. Hier und da zischte sie leise vor Schmerz – sie hatte natürlich die eine oder andere Brandwunde und Blasen davongetragen, aber das dürfte allen so gehen, die geholfen haben und es war nichts dabei, was nicht von alleine mit etwas Zeit heilen würde. Nachdem sie auch ihre Haare mit etwas Seifenkraut durchgespült und die frischen Sachen angezogen hatte, fühlte sie sich schon viel besser. Die Schüssel mit dem nun dreckigen Wasser vor sich her tragend, trat sie aus der Hütte. Sie kippte das rußige, seifige Wasser ins Gebüsch und drehte sich dann zu Jori um. 

“Du kannst jetzt – ich mache hier so lange weiter, in Ordnung?” Die Müllerin hielt ihm die nun leere Waschschüssel hin und streckte die andere Hand nach dem Schälmesser aus, leicht schief grinsend. 

 

Der Wildhüter nickte und legte sanft das Schälmesser in die kleine Hand der Müllerin, wobei ihre Finger sich kurz berührten. “Danke…ich muss gestehen, dass ich auch froh bin, mich von dem Ruß befreien zu können.” Damit nahm er die Waschschüssel entgegen, stand auf und begab sich selbst in die Hütte, um sich zu waschen. Er zog sich sein Hemd aus und warf es zunächst neben die Waschschüssel auf den Boden. Dann zog er aus der untersten Schublade der Kommode einen frischen Lappen. Doch als er den Eimer mit dem frischen Wasser nahm, rutschte ihm dieser aus den Fingern, so dass dieser krachend auf seinen linken Fuß fiel. Vor Schmerz laut fluchend hüpfte er auf einem Bein, während er sich den wehen Fuß hielt. Sein Blick fiel in Richtung Tür und er erstarrte: Von dem Krach und seinem Aufschrei hochgeschreckt, wollte Nazira nach dem Rechten sehen. Jetzt bekam sie aber nicht nur einen auf einem Bein hüpfenden Wildhüter zu sehen, sondern einen Wildhüter, dessen Brustkorb mit merkwürdigen Tätowierungen übersät war. “Oh verdammt…” murmelte Jori, als er ihren Blick sah.

 

Naziras Augenbrauen hoben sich, als ihr Blick auf seinen breiten Brustkorb fiel. Waren das…Runen? Doch weder konnte die kleine Frau diese Runen lesen, noch wollte sie ihn anstarren. Daher wendete sie rasch die Augen ab und sah statt dessen auf den heruntergefallenen Eimer und die große Pfütze. “Alles in Ordnung, Jori? Soll ich Dir neues Wasser holen?” fragte sie daher nur kurz.

Jori, dessen Fuß zwar immer noch recht weh tat, sich aber langsam wieder beruhigte, angelte rasch den nun leeren, herumrollenden Eimer vom Boden hoch und reichte ihn ihr, ohne sie direkt anzusehen. “Ja, vielen Dank.” sagte er leise. Nazira konnte jedoch erkennen, dass er etwas rot im Gesicht war. So schamhaft hatte sie ihn gar nicht vermutet…doch natürlich nahm sie den Eimer einfach nur rasch und schloss die Tür von außen wieder. Ein paar Minuten später hörte Jori sie durch die geschlossene Tür sagen: “Das frische Wasser steht vor der Tür, Jori.”
 

Der Wildhüter öffnete wieder die Tür und nahm den Eimer mit frischem Wasser. “Nochmals vielen Dank…”, murmelte er und ging damit zurück zur Waschschüssel. Dieses Mal schaffte er es auch, das Wasser umzugießen. Nach ein paar Minuten hatte er seine Haut und Haare von dem Gemisch aus Schweiß, Ruß und Erde befreit und hatte sich eine frische Hose und ein Leinenhemd übergeworfen. Als er nach draußen ging, schüttelte er ein wenig den Kopf, als er dachte: //Wie solch ein Eimer Entscheidungen für einen selbst treffen kann…//

 

Draußen setzte er sich Nazira gegenüber und blickte sie einige Augenblicke an. Sie war noch dabei, die letzten Karotten zu schälen, hörte aber schließlich auf und sah zu Jori hoch. 

 

“Ich nehme an, Du hast du Tätowierungen gesehen, oder?” fragte dieser ohne große Umschweife. In seiner Stimme lag keine Bosheit, Wut oder Verärgerung. Eher eine Art Enttäuschung. Nazira nickte. “Ich wollte nicht…ich…”, doch Jori hob seine Hand. “Keine Sorge, Du hast nichts falsch gemacht…”, er seufzte und blickte der Müllerin in ihre grünen Augen. “Es ist an der Zeit, dass ich dein Vertrauen mit gleicher Münze zurückzahle…” und mit gedämpfter Stimme fügte er hinzu: “Etwas, dass ich schon viel früher hätte tun sollen…ich hoffe, du nimmst es mir nicht zu allzu übel, dass ich das jetzt erst erzähle…”

 

Einige Augenblicke der Stille verstrichen. “Am besten fange ich mit den Ogham an – das sind die Runen, die auf meinem Brustkorb und Rücken tätowiert sind. Ich nehme an, dass Du davon noch nie etwas gehört hast?”

 

Nazira schüttelte den Kopf.

 

“Nur sehr, sehr wenige wissen von deren Existenz. Diese speziellen Runen haben die Eigenart, dass sie die Dinge, die sie umschließen, in eine Art magischen Nullraum versetzen. Will heißen, der direkte Einfluss von Magie, wie die von Jestun, hat keine Wirkung auf mich. Damit wirke ich für Magier wie eine Art Loch in der Welt.” Naziras Augen weiteten sich. 

 

“Weiß davon jemand?” fragte sie perplex.

 

“Du meinst außer Dir? Hier in den Dörfern? Nein.” Jori schüttelte den Kopf. “Das ist auch besser so, wenn das niemand weiß…” Nach einer kurzen Pause ergänzte er: “Schon gar kein Magier…”

“

Nazira schüttelte ungläubig den Kopf. “Was würden sie denn machen, wenn sie es wüßten? Und… wie hast Du die… Ogham?… bekommen, wenn die Frage nicht zu persönlich ist?” Sie konnte kaum glauben, was sie da hörte. Aber Jori war ihr noch nie wie jemand vorgekommen, der Märchen erzählte.

 

“Nein, die Frage von Dir ist ganz sicher nicht zu persönlich…wie gesagt, Du hast mir dein Vertrauen geschenkt, jetzt ist es an der Zeit, dieses Vertrauen zu vergelten.“ Joris Brustkorb hob und senkte sich stark, bevor er fortfuhr. 

 

“Was sie mit mir machen würden und woher ich die Ogham  habe, hängt sehr stark miteinander zusammen.” Der Wildhüter fuhr sich mit der Hand über das Gesicht. “Hast du schon Mal vom 7. Solaris Banner gehört?”

 

“Ja…” Nazira wich etwas zurück. “Das 7. Solaris ist eines der berüchtigsten Söldnerbanner im ganzen Reich. Sie machen die Drecksarbeit für jeden, der genug Gold hat und dem die Methoden egal sind.” Sie schüttelte sich.  “Was hat das mit denen zu tun?”

 

“Ich war Teil davon…bin es aus deren Sicht wohl immer noch…irgendwie” Joris Stimme war zu einem Flüstern geworden. 

 

“Du…Du warst beim 7. Solaris?” fragte Nazira mit einer Mischung aus Unglaube, Angst und Abscheu nach.

 

Jori blickte nach oben in den abendlichen Himmel. Er überlegte kurz, sammelte sich und senkte dann seinen Blick wieder auf die Müllerin. “Ich habe keine Ahnung, woher ich komme, Nazira. Ich kenne meine Familie nicht, ich weiß nur, dass ich als Kind an das Banner verkauft wurde. Sie haben mich aufgezogen, sie gaben mir die Ogham und sie sehen mich wohl immer noch als ihr Eigentum…” Er blickte die Müllerin an, versuchte, ihren Gesichtsausdruck zu lesen. Schließlich fuhr er fort. “Sie denken, dass ich tot bin, deswegen konnte ich überhaupt fliehen, konnte mich hier, mitten im Nirgendwo des Reiches verstecken.” Mit brüchiger Stimme schluss er die Antwort auf Naziras Frage: “Wenn jemand rausbekommt, wer ich bin und das die Runde macht, dann kommt das Banner, um mich zu holen…sie wollen weder ihr Eigentum verlieren, noch wollen sie, dass man erfährt, womit sie sich so erfolgreich gegen Magie schützen.”

 

“Nun…” Nazira atmete mehrfach tief durch. Das war eine erstaunliche Offenbarung… und eine große Gefahr für Jori. Sie raufte sich einmal durch ihre hellen Haare. “…ich fühle mich geehrt, dass Du mir so sehr vertraust, Jori.” Sie sah ihm direkt in die Augen, seinen Blick haltend. “Du hättest Dich nicht verpflichtet fühlen müssen, es mir zu erzählen. Du schuldest mir nichts und ich denke, Du kennst mich zumindest gut genug, um zu wissen, dass ich nicht von mir aus nachgefragt hätte, was das für Tätowierungen sind.”

Sie sprach langsam, betont, als wäre es ihr sehr wichtig, dass er verstand und raufte sich erneut durch die silberweißen Haare, die daraufhin in alle Richtungen standen. “Aber jetzt, da ich es weiß, werde ich es selbstverständlich für mich behalten. Du hast mein Wort. Dein Geheimnis ist bei mir sicher. Meins war es ja auch bei Dir.” Das war eine relativ lange Rede für die sonst so wortkarge junge Frau gewesen. Sie nickte dem Wildhüter ernst zu und sah, wie er tief ausatmete und seine Schultern etwas von ihrer Anspannung verloren. 

 

Nach einer weiteren Minute des stummen Blicktausches zwischen Wildhüter und Müllerin, stahl sich ein leichtes Lächeln auf ihre Züge, was selten vorkam und ihre Miene ungewohnt stark veränderte – von der mürrischen, einsilbigen und einsiederlischen Müllerin zu einem erstaunlich hübschen, jungen Mädchen. “Immerhin dürfte das unser temporäres ‘Zusammenleben’ für Dich etwas entspannter machen, richtig?”

 

Auch Jori musste nun unwillkürlich lächeln. Nicht nur, weil ihm das veränderte Bild der Müllerin gut gefiel. “In mehrerlei Hinsicht…” erwiderte der Wildhüter, fast ein wenig neckisch.

 

“Wie meinst Du das?” 

 

“Naja, wie Du schon vermutest, entfällt dieses ganze Versteckspiel mit Dir…worüber ich wirklich sehr froh bin…” Jori hoffte, dass Nazira verstand, dass er das nicht nur aus praktischen Gründen meinte, “sondern dass Du Dir auch sicher sein kannst, dass ich kein Maulheld bin, der Dich am Ende gar nicht schützen kann…” Jori musste zwinkern.

 

Die kleine junge Frau vor ihm schnaubte undamenhaft. “Hab nie erwartet, von irgendwem beschützt zu werden. Wäre das erste Mal.” Sie zwinkerte ihm leicht zu. “Aber trotzdem gut zu wissen.”

Das letzte Gemüse war geputzt, und Nazira packte alles in eine große Schüssel, während Jori die Schalen aufsammelte und auf einen Komposthaufen warf. Es war Zeit, Essen zu machen. Nazira war es zwar nicht gewöhnt, mitten in der Nacht zu essen, aber immerhin hatte sie dank des ‘heißen’ Nachtstarts kein Frühstück gehabt. Als sie gemeinsam zurück in die Hütte gegangen waren um den Kessel mit den Lebensmitteln zu befüllen, meinte sie, erstaunlich verspielt grinsend für ihre übliche Art: “Die werden sich jetzt ohnehin das Maul zerreißen, in den Dörfern.”

 

“Wieso?” Jori sah sie überrascht an.

“Naja, weil ich jetzt erstmal bei Dir wohne, bis die Mühle wieder aufgebaut ist. Ich hoffe, als Du das Angebot gemacht hast, war Dir klar, dass das ganz schön dauern kann?”

 

Jori warf das Gemüse in den Kessel mit dem siedenden Wasser, griff über sich zu den hängenden Kräutern, zog ein paar davon aus dem Bündel und gab diese in den Kessel mit hinzu. Er sah zu Nazira hinüber und zuckte mit den Schultern. “Über das Getratsche mache ich mir eigentlich die wenigsten Sorgen. Solange die Leuten reden, machen sie nichts Schlimmeres…“ Jori lächelte in sich hin. 

 

“Was?” Die Müllerin stieß den Wildhüter mit ihrem Ellenbogen in die Seite.

 

“Ach, ich stell mir nur gerade vor, wenn sie erzählen, dass du mich kochen willst…” 

 

“Hey! Das ist nicht lustig!” wieder stieß sie ihm mit dem Ellenbogen in die Seite.

 

“Schon gut, schon gut…” der Wildhüter hob beschwichtigend die Hände. “Und was deine andere Frage angeht….ich hatte mir keine Gedanken darüber gemacht, wie lange der Wiederaufbau der Mühle dauern wird…” Wieder blickte er sie an, wobei ihm warm und kalt in der Magengegend gleichzeitig wurde. “Ich wollte einfach für dich da sein…” Er spürte, wie ihm das Blut in die Wangen stieg.

 

Nazira unterbrach kurz das Rühren im Topf, um ihn mit einer erhobenen Augenbraue anzusehen, aber ein kleines, beinahe niedliches Grinsen konnte sie sich nicht verkneifen. “Na, das haste geschafft.”

Etwas später war das Essen endlich fertig, und da Naziras Essschale und ihr Löffel auch gerettet worden waren, hatten sie immerhin zwei Tischgeschirre. Hungrig machten sie sich über den Eintopf her, und eine Weile herrschte gefräßiges Schweigen. Nach dem zweiten Teller voll, sah die Müllerin zu ihrem Gastgegber und legte den Kopf ein wenig schief. “Ich nehme an, als Ausgleich wüsstest Du nun auch gerne meine Geschichte?” Ihr Tonfall war seltsam, Jori konnte ihn nicht so recht deuten. 

 

Er legte seinen Kopf etwas schief, spiegelte ihre Geste damit unbewusst und betrachtete die Müllerin einige Momente lang. “Ich würde lügen, wenn ich nicht neugierig wäre.” Er schürzte ein wenig die Lippen und strich sich übers Kinn. “Ich weiß, wie wichtig dir deine Privatsphäre ist. Ich respektiere sie und es ist ganz deine Entscheidung, ob du mir deine Geschichte erzählen möchtest oder nicht.” Nach einem Moment fügte er hinzu: “So wie es vorhin meine Entscheidung war, dir meine Geschichte zu erzählen. Wenn du sie mir erzählen möchtest, dann höre ich dir sehr gerne zu und du kannst versichert sein, dass ich sie keinem anderen erzählen werde, wenn du das nicht willst.” Er blickte sie gespannt an, wie sich sich entscheiden würde.

 

Nazira blickte einen Moment lang unter sich, während sie an einer Scheibe Brot herum pulte.”Wir haben was gemeinsam. Hab meine Familie auch nie gekannt.” Begann sie, ohne ihn anzusehen. “Bin auf der Straße aufgewachsen, in der Hauptstadt. Eins von vielen herumlungernden Straßenkindern.” Ihr Blick verlor sich in der Vergangenheit. “Hab damals gelernt, dass anders aussehen nicht gut ist. Und dass Sonne nicht gut ist.” Sie verlor sich wieder in ihrer üblich knappen, grummeligen Art zu sprechen, fiel Jori auf. Als wolle sie nur ja nicht zu viele Worte verschwenden.
“Habs irgendwann geschafft, aus der Stadt abzuhauen. Draußen war’s aber auch nich besser. Die meisten Leute jagen Dich entweder mit Steinen oder faulen Kartoffeln weg wenn Du anders bist, oder sie nutzen Dich aus.” Den aufmerksamen Augen des Wildhüters entging nicht, dass ein kurzer leichter Schauer ihren zarten Körper durchlief. “Irgendwann hab ich dann Glück gehabt. Ein Müller hat mich aufgenommen. Hab ihn wohl irgendwie an seine verstorbene Tochter erinnert – obwohl die natürlich nich so aussah.” Nazira zupfte kurz an ihrer Haut und einer Haarsträhne. “Hat mir das Handwerk beigebracht. Ist aber irgendwann gestorben, und da haben sie mich weggejagt, seine Familie und das ganze Dorf.” Sie zuckte mit den Schultern, als wäre das alles egal. “Bin zufällig hergekommen, wusste gar nich genau, wo ich eigentlich war. Aber da der tolle ‘Lord’ Grand zu einer bestimmten Sorte Mann gehört hat… hab ich es geschafft, den Posten der Müllerin zu kriegen.”

Die ganze Zeit, während sie in diesen abgebrochenen Halbsätzen erzählte, sahen ihre Augen nicht ihren Zuhörer an – sie blickte in die dunkelste Ecke der Hütte und zerpflückte das Brot mit harschen, knappen Bewegungen systematisch in immer kleinere Krumen. 

 

“Ich…ah…” Jori hatte keine Worte parat, die ihm jetzt wirklich passend erschienen. Ihre Geschichte hatte durchaus Parallelen mit der seinigen: beide hatten ihre Familien nie kennengelernt, beide gingen auf verschiedene Weisen durch eine alles andere als behütete Kindheit und beide sind irgendwie irgendwann hier gelandet. Beide hatten überlebt und waren jetzt hier.

 

Vorsichtig legte er eine Hand auf die Schulter der Müllerin. “Danke, dass Du deine Geschichte mit mir geteilt und sie mir anvertraut hast. “Ich…ähm…” Jori suchte nach Worten, die wenigstens im Ansatz dem gerecht werden sollten, was er sagen wollte. “Ich kann mir vielleicht nicht mal ansatzweise vorstellen, was du auf der Straße und auf deinem Weg hierher alles durchmachen musstest…”er drückte sachte ihre Schulter “…ich bin für dich da, wenn du mich brauchst…versprochen.”

 

Der Blick aus ihren grünen großen Augen kehrte aus der Raumecke zu Jori zurück, und er sah wieder einmal leicht verwundert aus, als könne sie nicht verstehen, dass jemand nett zu ihr ist. “Danke.” sagte sie schlicht. 

 

In dem Moment kam Caraxes durch das geöffnete Fenster heringesegelt, setzte sich auf den Tisch und begann, die Brotkrümel aufpicken, die Nazira hinterlassen hatte. Sie lachte kurz – ein sanfter Laut, den Jori stets nur wahrgenommen hatte, wenn sie mit ihrem Raben zu tun hatte. Zärtlich strich sie über seine weißen Federn. “Den hier hab ich irgendwann auf der Straße gefunden. War aus dem Nest gestoßen worden. Wohl weil er weiß ist… ich wusste, wir ham was gemeinsam und ich wollte ihn unbedingt retten. Hab wochenlang im Matsch nach Würmern für ihn gebuddelt.” Sie stupste den Raben mit ihrer Nase am Kopf, und dieser sah kurz auf, um ihr mit dem Schnabel durch die Haare zu fahren, bevor er weiter pickte.

 

Jori musste plötzlich gähnen. Es war inzwischen mitten in der Nacht, der Tag war extrem anstrengend gewesen, und er war fix und fertig. Er stand auf und ging zur Kommode. Diese schob er etwas beiseite und kniete sich schließlich auf den Boden. Nazira und ihr Rabe beobachteten ihn zunächst stumm. Mit ein paar geschickten Handgriffen löste der Wildhüter zwei Dielen und holte ein Bündel aus dem versteckten Bodenfach. 

 

“Was hast du da?” erkundigte sich Nazira

 

“Das ist meine alte Schlafmatte…” er rollte sie auf und ein zweites Bündel kam zum Vorschein. Dieses legte er auf den Tisch und packte es ebenfalls aus. Hervor kam ein Schwert und ein Langdolch. “Ich weiß, für dich ist die Nacht dein Tag, aber ich bin wirklich müde und würde mich jetzt hinlegen…” er deutete auf das Bett in dem Alkoven: “Du kannst ruhig mein Bett haben, ich nehme meine alte Schlafmatte und leg mich dort vor die Tür…nur für den Fall…”er lies den Satz unausgesprochen in der Luft hängen. Dann nahm er den Langdolch und gab ihn Nazira. “Kannst du damit umgehen?”

Die kleine silberhaarige Frau nahm den Langdolch und ließ ihn prüfend und professionell um ihre Finger wirbeln. “Klar. Aber..schlaf ruhig in Deinem Bett. Ich bin zwar ziemlich fertig, aber nicht müde. Wir können doch in Schichten schlafen. Du nachts, ich am Tag. Ist, als würde einer Wache halten, hm?” Nazira blinzelte ihm zu und grinste schief. 

 

“Bist du sicher…ich meine…also ich hab damit kein Problem auf Boden zu schlafen…das hab ich die meiste Zeit meines Lebens gemacht…” Jori fing den Blick der Müllerin sofort auf: “Ok, ok, ich weiß…du auch.” Er überlegte kurz. “Folgender Vorschlag: Können wir gerne so machen, aber sobald es dich stört in ein warmes Bett zu kriechen oder sonst was nicht in Ordnung ist, bekommst du das Bett, ich meine Matte. Schließlich bin ich der Gastgeber und will mir am Ende nicht nachsagen lassen, dass ich meine Gäste auf den Boden schlafen lasse…”

 

Nazira nickte. “In Ordnung. Aber ich bin keine Prinzessin. Mich stört so schnell nix.” Sie grinste ihn an und sie besiegelten den Deal mit einem Handschlag. Als Jori also ins Bett kroch, ging die Müllerin mit Caraxes auf dem Arm nach draußen, um sich für die Nacht vor die Hütte zu setzen. Das würde eine durchaus interessante Zeit werden. Sie grinste in sich hinein. Trotzdem hoffte sie, dass der Wiederaufbau der Mühle bald beginnen konnte… 

</RPG>

 

<SUM>

#Zeit: MD 02.1930

#Ort: Joris Hütte

 

Nachdem der Brand in der Mühle gelöscht wurde, richtet sich Nazira in der Hütte des Wildhüters ein. Jori entschließt sich nicht ganz freiwillig, seiner neuen Mitbewohnerin von seiner Vergangenheit zu erzählen. Dabei entdecken beide einige Parallelen in ihrem Leben.

</SUM>

 

Submitted by

Nazira, die Nachtmüllerin
Aka
Debora

&

Jori, der Wildhüter
aka
Oli

 
 
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