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#Ort: Der große Wald
#Zeit: MD 04.1000
T’Vala hatte sich nach langem meditieren und überlegen auf den Weg gemacht. Es gab eine Möglichkeit, die Mühle schneller in Betrieb zu bringen, aber diese Lösung war – falsch? Gegen die Natur? Gegen den Willen der Götter?
Was wusste sie schon, was die Götter wollten. Viel wichtiger war es, die Mühle zum Laufen zu bringen. Ohne Mehl kein Brot. So, wie es die Prinzessin schon gesagt hatte.
Die Elfe hatte sich besonnen und letztendlich auf den Weg gemacht, nachdem sie die Bedenken abgeschüttelt hatte.
Verschlungene Wege führten zu ihrem Ziel, das sie nur ungern aufsuchte. Ein Haus mitten im Wald. Die Besitzerin benötigte keine Wege.
Endlich, nach vielen Abbiegungen und Kurven, die die meisten anderen verwirrt und ihr Ziel hätten verfehlen lassen, kam T`Vala an das Haus der Aasimar. Gewachsen, aus Bäumen und Sträuchwerk, bedeckt mit Ranken und Blättern, bis hoch zum Dachgarten, auf dem die exotischsten Pflanzen wuchsen. Ein großes Haus, beinahe ein Schloß, verbunden mit der Erde über tief reichendes Wurzelwerk und hoch aufragend, die Terrasse oberhalb der höchsten Bäume des großen Waldes.
T’Vala brauchte einen Moment, bis sie die Tür fand. Ein Hölzerner Koboldkopf prangte in der Mitte.
„Die Herrin ist für niemanden zu sprechen!“, krakeelte der Kopf.
„Es ist wichtig, dass ich mit Jetsun rede, Türwächter. Sehr wichtig.“
„Nichts ist so wichtig, wie die Ruhe der Herrin! Aber Du kannst gern versuchen zu klopfen!“, entgegnete der Koboldkopf.
T‘Vala klopfte mit den Fingerknöcheln an die Tür. Nichts geschah.
„Hab“, machte der Kobold, „sag ich doch. Das wird nichts. Niemand will mir Dir reden!“
Am Boden machte T‘Vala einen großen Bronzering aus und hob ihn auf: „DU bist der Türklopfer“, erfasste sie schnell. „Los, mach den Mund auf.“
„Nö, ich will nicht!“
Beherzt fasste die Elfe die Nase des Koboldkopfes und dieser presste die Lippen zusammen und quetschte ein: „Nö, mag nicht“ zwischen beinahe geschlossenen Lippen hervor. T‘Valas Hand legte sich auf den Mund.
„Üff krüg köine Lüfft!“, versuchte der Kopf zu brüllen, aber Mund und Nase waren zu, bis der Kobold Panik in den Augen zeigte. T‘Vala nahm die Hand vom Mund und gierig schnappte der Kobold nach Luft – was ihm den Ring zwischen die Zähne brachte. Am Ring vorbei meckerte er: „Daff far gemein!“
T‘Vala klopfte und die Tür öffnete sich wie von Zauberhand.
Zwei kleine Wesen flogen auf die Elfe zu: „Was willst Du hier?“
„Es geht um die Mühle, bitte, bringt mich zu Jetsun.“
Die beiden Flughörnchen tuschelten kurz miteinander, dann nickten beide.
„Na gut, aber wehe Du ärgerst sie!“
„Das werde ich nicht. Versprochen.“
Die Elfe folgte den beiden, es ging eine lange, gewundene Treppe aufwärts. Fast glaubte T‘Vala, dass sie niemals an ein Ziel kommen sollte, als die Stufen endeten und sie auf eine große Fläche trat, die von Blumen und kleinen Büschen bedeckt war. Ein Tisch und einige Stühle standen hier, alles hatte organisch anmutende Formen, alles schien irgendwie nicht gemacht, sondern gewachsen zu sein, wie auch schon die Stufen, die sie hierher geführt hatten.
Jetsun saß am Tisch und hatte ein Buch in der Hand, in dem sie gelesen hatte, aber bei Eintreffen der Elfe aufschaute: „Ich bin überrascht. Willkommen. Eine Elfe hätte ich in meinem Heim niemals erwartet.“
Ganz freundliche Gastgeberin bot sie höflich an: „Einen Tee? Wasser? Was kann ich Dir anbieten?“
„Wasser wäre nett. Der Weg war nicht leicht.“
Jetsun nickte und goss zwei Becher aus einer Karaffe voll.
„Du bist nicht gekommen, um über das Wetter zu plaudern, Du möchtest etwas.“
Die Elfe nickte: „Ich möchte Dich um Hilfe bitten. Die Mühle wird benötigt. Zum Einen brauchen die Dörfer Mehl und dafür ist die Mühle dringend notwendig. Um sie aufzubauen, braucht es Holz und Reet für das Dach. Wir brauchen Balken und Bretter und Du kannst Dinge wachsen lassen.“
Jetsun nickte: „Ich könnte ein Wohnhaus pflanzen, ich könnte das Dach wachsen lassen.“
T‘Vala erschauerte. Magie dieser Art griff tief in die Natur ein. Leben schaffen, Leben beenden. Das war Sache der Göttin, nicht der Sterblichen. Aber es musste wohl sein.
„Wie lange…“
„Drei Tage. In drei Tagen wäre das Haus neu gewachsen. Es wäre nicht so, wie das frühere war, es wäre lebendig. Wie dieses Haus hier.“
T‘Vala nickte erneut. Nachdenklich und langsam.
„Ich habe noch nicht mit Nazira darüber gesprochen, aber würdest Du es tun, wenn wir Dich darum bitten?“
Jetsun zögerte. Dann nickte sie. Irgend etwas an der Mühe war noch wichtiger als Mehl, das hatte sie gespürt, als sie das Innere besichtigte.
„Du sagtest, dass die Dörfer zum einen Mehl bräuchten. Was ist das Zweite?“, fragte die Aasimar.
„Ich bin nicht sicher. Irgend etwas ist mit der Mühle. Ich hatte einen Traum, doch Elfen träumen normalerweise nicht. Ein Wesen sprach zu mir, es stand in einer Schmiede. Es sagte, die Mühle sei sein Tempel und müsste unbedingt neu errichtet werden. Zusammen mit einer Werkstatt und einer Schmiede, das alles müsste dort untergebracht werden. Das Feuer für die Schmiede sollten Drachen entzünden, nur so könnte er in die Welt zurückkehren.“
„Ein Traum?“, fragte Jetsun.
Wieder nickte die Elfe: „Oder nenne es eine Vision. Elfen meditieren, wir schlafen nicht in dem Sinne, wie andere. Wir träumen nie, nur wenn wir krank sind, oder sehr lange nicht meditiert haben.“
Jetsun zog die Stirn in Falten. Ein Haus, eine Mühle, eine Schmiede und ein Drache, der das Feuer entzünden sollte in der Schmiede.
T‘Vala erklärte weiter: „Er stellte sich bei mir als Gott der Schmiedekunst vor. Er sagte, sein Name wäre Hephaistos. Und alle müssten beim Bau mithelfen. Alle Bewohner der Dörfer, des Waldes und der Umgebung.“
Als die Magierin den Namen hörte, wurde ihr siedend heiß und eiskalt zugleich.
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#Ort: Der große Wald
#Zeit: MD 04.1000
T‘Vala bittet Jetsun beim Aufbau der Mühle zu helfen – zur Not auch auf magischem Weg. Die Elfe berichtet von einem Traum, den sie hatte.
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Submitted by
Sven aka T‘Vala