Hallo zusammen,
hier ein Back-Copo von Oli und mir, Fortsetzung von Olis letztem Post “Raben und Dörfer”.
Gruß
Debora
<RPG>
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„Ich soll mich also nachher bei dem da melden, ja?“ gab Caraxes ein wenig eingeschnappt von sich.
„Ja, sollst Du…“ seufzte sie. „Das ist nichts gegen Dich…“
„Tse, sondern?“
„…sondern in dem Fall geht Jori seinen Pflichten als Sicherheitschef nach. Die Föderation lag vor einiger Zeit im Krieg mit dem Dominion, deren Anführer ein Volk von Formwandlern ist, das die Föderation, aber auch das klingonische Reich, die Romulaner und andere Völker bis in die höchsten Ebenen infiltriert und Personen ausgetauscht hatte. Von daher ist die Föderation und die Sternenflotte in dieser Hinsicht sehr vorsichtig geworden.“
„Aber Ihr kennt mich doch…“ protestierte der weiße Mann.
„Scheinbar aber noch nicht gut genug.“ gab Nazira zu bedenken und setzte hinzu. „Ich für meinen Teil würde Dich gerne besser kennenlernen… schließlich haben wir ein halbes Leben miteinander in der Mühle verbracht…“ sie blickte ihr gegenüber jetzt ein wenig gekränkt an, „auch wenn ich sicher eine gewisse Zeit brauchen werde, um mich daran zu gewöhnen, dass Du eben nicht _nur_ ein sprechender Rabe bist.“
„So wie ich mich wohl an diesen Wildhüter gewöhnen muss, hm?“
Nazira nickte mit Nachdruck und einem dünnen Lächeln auf den Lippen: „Das wirst Du wohl müssen.“
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# Ort: Büro der Sicherheit
#Zeit: SpD 0.1805
Nachdem Nazira sich noch etwas mehr mit Caraxes ausgesprochen und versucht hatte, sich an den Gedanken zu gewöhnen, dass Ihr gefühlt lebenslanger Freund so viel mehr war als sie immer dachte, hatten sie sich letzten Endes auf den Weg zum Büro der Sicherheit gemacht, wo Jori auf sie wartete – Nazira mit einem Seufzen, Caraxes mit deutlichem Widerwillen aber der festen Entschlossenheit, es hinter sich zu bringen, wenn es denn nun schon sein musste. Natürlich hatte er sich hierzu wieder in die gewohnte Rabengestalt geworfen. Nicht, dass sie noch einen Eindringlingsalarm auslösten, wenn ein fremder, halbnackter Mann plötzlich durch die Gänge marschierte…
Kurz darauf betraten sie die Sicherheitsabteilung und kamen an der Tür von Joris Büro an, der Rabe wie immer auf der Schulter der Counselor, und beide sahen sich noch einmal für einen Moment tief in die Augen wie in stummer Kommunikation, bevor die kleine Trill die Klingel betätigte.
“Herein!” hörten sie auch schon Joris Stimme von drinnen, und die Tür öffnete sich.
“Hier sind wir, Jori”, sagte Nazira mit einem warmen, doch leicht besorgten Lächeln und setzte sich auf einen Stuhl vor seinem Schreibtisch, während Caraxes auf ihrer Schulter sitzen blieb und Jori nur stumm von der Seite her ansah.
Der CSO blickte zunächst zu Nazira, dann zu dem weißen Raben auf ihrer Schulter. Er wartete einige Augenblicke, dann ergriff er das Wort.
“Erst einmal, schön dass du hergekommen bist Caraxes.” began Jori das zunächst offensichtliche auszusprechen. “Gleich zu Beginn möchte ich dir versichern, dass es sich bei diesem Gespräch um reine Routine handelt und du dir keine Sorgen machen musst. Das wichtigste aber ist, dass du ehrlich zu mir und am Ende zu uns allen bist. Ansonsten könnte es sein, dass die Sicherheit dieses Schiffs und seiner Crew auf dem Spiel steht. Hast du das soweit verstanden?”
Caraxes nickte nur – oder so zumindest konnte man die Kopfbewegung des Raben deuten.
“In Ordnung…” dann blickte er kurz zur CNS: “Möchtest du bleiben?”
Die Trill wechselte kurz einen Blick mit dem Raben auf ihrer Schulter und Jori hatte das Gefühl, einem wortlosen Gespräch zuzusehen – nun, diesen Anblick kannte er bereits aus Arcadia von der Mühle, dennoch war es in diesem Setting seltsam. Letztendlich nickte Caraxes und begab sich von ihrer Schulter auf die Stuhllehne neben ihr. Nazira seufzte schwer – sie schien das nicht wirklich zu mögen – und sah einmal bedeutungsschwanger vom Raben zu Jori und wieder zurück. “Ich werde in meinem Quartier auf Euch warten.” Mit raschen Schritten verließ sie das Büro und die Tür schloss sich hinter ihr, Eska und Raben alleine lassend.
Caraxes sah ihr hinterher und wandte seinen Kopf dann wieder in typischer Schräglage zu Jori. “Dann leg mal los, Wildhüter”, krächzte er in seiner saloppen Art.
Der CSO – oder vielleicht auch der Wildüter – musste unwillkürlich schief grinsen. “Ich glaube, in dem Fall bist du es, der hier gleich loslegen sollte.” Dann verschwand das Grinsen aber auch wieder vom Gesicht des Eskas.
“Caraxes, du hast mitbekommen, in welcher Situation wir noch vor ein paar Wochen waren: Die Föderation war in einen Krieg mit dem klingonischen Reich verwickelt, entsprechend war und ist die allgemeine Situation immer noch recht angespannt und die Sicherheitsmaßnahmen an Bord unserer Raumschiffe sind enger und schärfer als sonst.”
“Ja, hab’ ich mitbekommen. Bin weder taub noch blind, krah.”
Der CSO nickte. “Was du aber vielleicht nicht weißt, ist, dass die Föderation in den letzten Jahren leider immer wieder in Kriege und bewaffnete Konflikte hineingezogen wurde. Der größte Krieg davor war gegen das Dominion, eine Allianz angeführt von Formwandlern, die die Föderation, aber auch das Klingonische Reich unterwandert hatten. Entsprechend gibt es wegen dieser Vorkommnisse noch immer die Befürchtung, dass Formwandler uns infiltriert haben könnten und das vorkommen kann.” Jori schaute den weißen Raben an.
“Hat Nazira schon gesagt, krah.” Der weiße Rabe trippelte etwas auf der Stuhllehne hin und her, als ob er sich nicht ganz wohlfühlen würde, Jori dabei nicht aus den Augen lassend. “Stehe ich jetzt unter Verdacht, so ein Dominion-Typ zu sein, krah? Nur weil ich anders aussehen kann? Ihr kennt mich.” Caraxes klang verletzt und beleidigt.
Jori schüttelte energisch den Kopf. “Nein, Caraxes, diesen Verdacht habe ich oder sonst jemand auf keinen Fall. Wie Du bereits gesagt hast: Wir kennen Dich.” Der CSO machte eine kurze Pause und blickte dem Raben direkt in seine schwarzen Augen. “Aber so wie es aussieht, kennen wir Dich noch nicht so gut, wie wir dachten.” Wieder machte der Eska eine kurze Pause. “Natürlich wussten wir, als wir dich aus der Anomalie, Deiner Heimat, mitgenommen haben, dass Du kein _Rabe_ bist und Du eigentlich in einer Art von Energieform existierst. Allerdings dachten wir auch, dass du deine Form nur einmal wählen kannst, wenn du deine Heimat verlässt. Das stellt sich nun als nicht ganz richtig heraus.” Nun lehnte sich der Eska ein wenig nach vorne und fragte: “Und ich würde gerne wissen, warum du uns das nicht bereits vorher gesagt hast.” Gespannt wartete Jori auf die Antwort des Raben.
Caraxes flatterte kurz auf, um direkt vor Jori auf seinem Schreibtisch zu landen. Den Kopf schief gelegt, sah der weiße Rabe den Eska durchdringend an, ausnahmsweise einmal nicht zum Scherzen aufgelegt. Er plusterte sogar sein Federkleid ganz leicht auf, wie um größer zu wirken.
“Ich hab einfach nicht drüber nachgedacht, okay? Es war nicht von Belang für mich. Es war unwichtig. Ich hab ja auch die ganze Zeit mit Nazira in der Mühle die Form nicht geändert. Krah.” Er klang fast etwas… herausfordernd. Und definitiv angepisst. Die Animositäten, die Caraxes offenbar gegenüber Jori hegte, traten nun deutlicher als je zuvor zu Tage.
Jori hielt dem Blick des Raben stand und zog eine Augenbraue nach oben. “Nicht darüber nachgedacht, verstehe…” Wieder machte der Eska eine Pause, ohne dabei seinen Blick von dem Raben zu nehmen. “…und ich unterstelle Dir jetzt einfach mal, dass Du uns das so schnell auch nichts gesagt hättest, wenn überhaupt, wenn da nicht die Sache mit Jetsun dazwischen gekommen wäre und Du ihr mit deinem Eingreifen das Leben gerettet hast. Stimmt’s?”
“Und der eingeklemmten Frau unter dem Träger, direkt nach dem Absturz.” Ergänzte Caraxes und sah dabei reichlich selbstgefällig aus. “Richtig, Krah. Warum hätte Euch das vorher sagen sollen? Ihr habt mich als Raben gesehen. ich _bin_ ein Rabe. Siehste doch selber, was für ein Aufgepluster nun plötzlich passiert, huh?”
“Wir alle sind Dir sehr dankbar dafür, dass du mindestens 2 Besatzungsmitglieder gerettet hast. Was aber Deine Frage angeht, warum du uns solche Kleinigkeiten vorher hättest sagen sollen…naja…wie soll ich sagen: Sowas zu verheimlichen, fördert in der beschriebenen Situation der Föderation nicht unbedingt Vertrauen…” Der Blick des Eskas wurde nun ein wenig weicher, als er fortfuhr: “…und zum anderen führt sowas schnell zu bitteren Enttäuschungen und zu zerbrochenen Beziehungen, wenn das Gegenüber sich hintergangen fühlt und du plötzlich jemand ganz anderes zu sein scheinst, als du die ganze Zeit vorgegeben hast, zu sein.” Der CSO schüttelte etwas verloren den Kopf. “Klingt mit Sicherheit alles ein wenig verworren, aber ich denke, du weißt, was ich sagen möchte.”
Carxes trippelte ein Stück vor und pickte Jori am Handrücken – nicht schmerzhaft, aber deutlich. “Jetzt schießte aber mit Kanonen auf Spatzen, Wildhüter.” Irgendwie konnte der Rabe es sich nicht abgewöhnen, Jori so zu nennen. “Dir geht’s um Nazira, ja? Hättste gleich sagen können. Ja, sie war sauer. Wir ham uns ausgesprochen. Alles fein.” Er legte den Kopf schief und blinzelte Jori an. “Und ich hatte eigentlich gedacht, dass es nicht nötig ist, Euch alles zu sagen, damit Ihr mir vertrauen könnt, krah. Dachte, Taten zählen mehr als Worte.”
Jori musste mehr als einmal durchatmen. Caraxes hatte ein Problem mit ihm, in Ordnung, damit konnte er leben. Aber ihm zu unterstellen, dass ihm nur um Nazira ging…der Rabe bewegte sich da gerade auf sehr dünnem Eis. “Also Caraxes, Taten zählen mehr als Worte…da würde ich Dir in den meisten Fällen Recht geben. In Deinem Fall ist das Verschweigen von solch elementaren Tatsachen über Deine Spezies auch eine Tat.”
Der Eska konnte sehen, dass der Rabe bereits zum Gegenschlag ausholte, schnitt ihm aber das Wort ab: “Mir geht es hier bei diesem Gespräch nicht nur um Nazira, sondern es geht mir um alle an Bord dieses Schiffs und deren Sicherheit. Was denkst Du, was passieren würde, wenn rauskommt, dass Du die Form frei wählen kannst, welche physischen Kräfte Du ganz offensichtlich hast? Niemand außer Dir weiß, welche weiteren außergewöhnlichen Fähigkeiten Du hast. Wenn Du ein Energiewesen bist, dann bist Du vermutlich gegen viele äußere Einwirkungen immun, die für uns den sicheren Tod bedeuten würden.” Jori legte seinen Kopf schief. “Es gibt da draußen sicher sehr viele, die so ein Wesen wie Dich gerne in die Finger kriegen würden und denen dafür der Preis einer Schiffsbesatzung sicher nicht zu hoch wäre…” Der CSO ließ den Satz so in seinem Büro hängen.
“Glaub mir, Caraxes, ich will, dass weder Nazira, Dir oder sonst jemandem auf diesem Schiff irgendwas passiert. Doch das geht am Ende nur, wenn uns alle Karten auf dem Tisch liegen…”
Der weiße Rabe, der immer noch vor ihm auf dem Schreibtisch saß, sah ihn einfach nur eine ganze Weile lang schweigend an, fast ohne jede Regung. Dann rollte er mit den Augen und seufzte ein Raben-Seufzen. “Komm mal wieder runter. Du übertreibst bestimmt”, krächzte er schlussendlich, jedoch deutlich leiser als zuvor, als hätte Jori ihm etwas zum Nachdenken gegeben und er wollte es nur nicht eingestehen. Schließlich bewegte er die Flügel kurz, als würde er mit den Schultern zucken.
“Hab mir echt nix dabei gedacht, ehrlich.” Fing er dann an, und klang dabei fast entschuldigend. “Es war vorher nie wichtig. Dachte nicht, dass es das plötzlich sein könnte. Schließlich hat sich auch niemand die Mühe gemacht _mir_ zu erklären, was für ‘besondere Fähigkeiten’ ein Eska, ein Trill, ein Klingone oder wie sie alle heißen, hat, eh?” Er blinzelte kurz zum CSO hoch. “Aber wenn’s deinem Seelenfrieden hilft… erzähl’ ich Dir halt ein bisschen was.”
Er zog kurz ein paar Federn durch seinen Schnabel wie um sich zu putzen, hörte dann jedoch gleich wieder auf und fixierte Jori mit einem schwarzen Auge. “Ja, ich kann meine Form wechseln wie ich will. Aber nicht unbegrenzt. Das macht mich auch müde, wenn ich das zu oft mache, weißte?” Er blinzelte kurz und grinste sein Raben-Grinsen. “Ich bin nicht allmächtig, wenn’s auch schön wäre. Krah. Vielleicht bin ich in der jeweiligen Form, die ich grad hab ein bisschen stärker als die ‘Echten’, aber das war’s schon.” Er krächzte ein kurzes Raben-Lachen. “Ich hab keine Ahnung, gegen was ich vielleicht ‘immun’ wäre, oder auch nicht. Hab’s nie rausfinden müssen, weißte? Da bin ich genauso schlau, wie Du. Und wäre es nicht nötig gewesen, um der Frau und Jetsun zu helfen, hättet Ihr es nie rausgefunden. Ich hätte einfach nicht dran gedacht, dass es wichtig sein könnte, ja? Und ich hab ja eben schon gesehen, wie Nazira reagiert hat, nachdem sie’s unbedingt sehen wollte.” Caraxes bewegte sich leicht, es sah aus, als würde er sich nicht ganz wohlfühlen bei der Erinnerung. “Wenn es Dich beruhigt, dann bleib ich ab jetzt ein Rabe. Und wenn Ihr’s niemand erzählt, dann weiß es auch niemand und will mich nicht haben. Dann ist Euer Schiff sicher. Problem gelöst. Oder?” Er legte den Kopf schief und blinzelte Jori an. Momentan klang er deutlich versöhnlicher als zuvor. Schließlich lag ihm nichts ferner, als seine beste Freundin und ihre Schiffsfamilie zu gefährden.
Der CSO betrachtete den Raben für einige Momente, ohne ein Wort zu sagen. Dann wich ein wenig Anspannung aus seinen Zügen. “Caraxes, ich glaube Dir, dass Du das nicht aus böser Absicht getan hast und ich glaube Dir, dass Du es nicht wusstest, dass diese Informationen für uns wichtig sind. Schließlich kanntest Du das Leben außerhalb deiner Heimat nicht und ja, sicher ist Dir hier draußen vieles fremd.” Wieder atmete Jori einfach tief aus und fuhr sich durch sein Haar. “Wir sollten auf alle Fälle mit deinen Fähigkeiten nicht hausieren gehen, sondern mit dem Captain besprechen, ob wir diese erstmal für uns behalten – was ich aktuell befürworten würde. Ich kann, wie Du richtig gesagt hast, auch nicht abschätzen, gegen was Du alles immun bist, aber ich würde aus dem Bauch raus sagen, dass Dir weder Krankheiten noch physische Einwirkungen etwas anhaben können – zumindest kann ich mir nicht vorstellen, dass sich ein Energiewesen einen Knochen brechen könnte…”
Jori schaute den Raben für einige Augenblicke an, wobei der Kopf ein wenig schief legte. “Wie ich am Anfang gesagt habe, niemand will dir was tun, sondern das Gegenteil ist der Fall. Dafür müssen wir ehrlich zueinander sein und ich denke, diesen Punkt haben wir jetzt erreicht, oder?”
Carxes krahte kurz. “Mit den Krankheiten haste vermutlich recht – aber erinnerst Du Dich nicht mehr an Arcadia? Hatte nen gebrochenen Flügel, krah. Wenn wir ne Form gewählt haben, sind wir in der auch verletzbar.” Er zuckte wieder mit den Flügeln. “Wie das hier draußen in Eurer Welt ist – keine Ahnung. Noch nicht ausprobiert. Bin auch nicht scharf drauf. Glaube allerdings nicht, dass das komische Ding, was Ihr ‘sterben’ nennt, bei mir klappen würde.” Er betrachtete Jori nachdenklich. “Ich bin immer ehrlich. Erzähl nur nicht alles. Willst jetzt also zum Captain rennen und mich verpetzen, krah? Und mich dann zu Doktor Jetsun schleppen, damit die mit mir rumexperimentiert? Oder zumindest sehen, was die anderen gesehen haben?” Er lachte wieder krächzend. Wenn er inzwischen eins gelernt hatte, dann dass fast jeder hier auf dem Schiff von Natur aus neugierig war. Sonst würden sie wohl kaum zwischen den Sternen rumfliegen.
“Dich Jestun für Experimente übergeben?” Jori kratzte sich am Kinn. “Auf die Idee kam ich noch gar nicht, da dachte ich eher an T’Vala und ihre Katzenbären…aber ein paar medizinische Untersuchungen schaden mit Sicherheit nicht…” Jori versuchte ein Grinsen zu unterdrücken.
Der Rabe steckte seinen Kopf kurz unter einen Flügel und murmelte “Hätt’ ich doch bloß den Schnabel gehalten…”
Dann kam der Kopf wieder raus. “Und wenn ich nicht will?”
“Willst Du das wirklich herausfinden, was passiert, wenn Du auf stur stellst?” Jetzt konnte Jori sich das Grinsen nicht mehr verkneifen.
“Nein, im Ernst. Du wirst sicher keinen Experimenten unterzogen – weder auf der Krankenstation noch im Wissenschaftslabor. Da mach dir mal keine Sorgen. Mit dem Captain werde ich am Ende aber reden müssen. Er muss wissen, wen er alles an Bord hat, schließlich trägt er die Verantwortung für Besatzung und Schiff. Mit dem, was Du mir jetzt alles erzählt hast, dürfte das aber erstmal kein Problem sein, solange Deine Fähigkeiten erstmal unter uns bleiben.” Der CSO straffte sich etwas. “Haben wir eine Vereinbarung?”
Der Rabe schien kurz nachzudenken. “Krah” machte er schließlich und nickte einmal. “Hatte eh nicht vor, rumzufliegen und das jedem auf die Nase zu binden.” Erneut ein ungewohnt nachdenklicher Blick von Caraxes, dann setzte er an: „Hab aber, wo wir grad schonmal reden, noch zwei andere Sachen.”
Damit hätte Jori jetzt nicht gerechnet und blickte ehrlich überrascht. “Sicher, natürlich.” Erwartungsvoll sah der Eska den weißen Raben an.
“Mir ist langweilig, krah.” Der Rabe sah ein bisschen angesäuert aus, als er fortfuhr: “Nazira hat kaum noch Zeit für mich. Alle wollen ständig was von ihr. Reden, reden, reden… ganz anders als früher. Da wollte niemand was von ihr. Außer Mehl.” Er kicherte ein kleines Raben-Lachen, wurde dann jedoch sofort wieder ernst. “Hatte sie ganz für mich. Jetzt nicht mehr. So hatte ich mir das nicht vorgestellt, als ich mitgekommen bin.” Er ließ kurz den Kopf hängen. “Ich kapier’s ja… und in der Bar ist es lustig, aber so auf Dauer…” Er sah wieder hoch zu Jori. “Haste da irgend ‘ne Idee für mich?”
“Hm…ich verstehe Dich, dass Du Dir mehr Beschäftigung wünschst, da wir alle…oder sollte ich besser sagen, vor allem Nazira…unsere Aufgaben und Pflichten haben. Was könntest Du Dir denn vorstellen, zu machen? Ich meine, gäbe es denn eine Aufgabe, die Dich interessieren würde, oder einen Bereich?” Jori überlegte kurz, wo er sich den Raben vorstellen könnte.
Caraxes legte den Kopf schief. “Hab früher immer auf die Mühle aufgepasst, wenn Nazira geschlafen hat. Hab auch Mäuse gejagt, wenn sie das Mehl anfressen wollten. Blöde Viecher. Aber Mäuse habt ihr wohl nicht auf dem Schiff… ach, und ab und zu hab ich ihr auch Sachen besorgt, krah”, listete der Rabe seine früheren Aufgaben auf.
“Klingt fast danach, als ob für Dich ein Job bei unserer OPS und bei mir in der Sicherheit in Frage kommen würde…” grinste der Eska. “Die Frage ist, könntest Du unter mir arbeiten?”
Der Rabe reckte den Kopf, wie um _unter_ Joris Füße zu schauen, als versuchte er, sich das bildlich vorzustellen. Doch dann schien er zu verstehen, was der Eska meinte und plusterte sich auf. “Mit _Dir_ arbeiten? Von Dir Befehle annehmen? Krahhhhh.” Er klang wenig begeistert, und die leichte Abneigung, die Caraxes gegen Jori zu hegen schien, kam wieder zum Vorschein. “Aber immer noch besser, als mit dieser Giftspinne Jenn zusammen! Krah! Die hat mich entführt und von Nazira Lösegeld erpresst!”
“Lass das Ensign Larson so lieber nicht hören, sonst könnte es sein, dass sie das nochmal versucht…” ein süffisantes Lächeln umspielte die Lippen des CSOs. “:..aber keine Sorge, wir würden Dich auch dann wieder dort rausholen.” Dann wurde Jori aber wieder ernster. “Also wenn Du das wirklich möchtest, Du Dich hier einordnen kannst und Captain Ruthven kein Problem mit Deinen Fähigkeiten sieht, dann finde ich in der Sicherheit was für Dich, versprochen.”
Carxes plusterte sich noch ein bisschen auf und legte den Kopf schief. “Hchrchr. Hmm. Krah. Vermutlich besser, als weiter rumgammeln”, murmelte er rau. “Hättste überhaupt Verwendung für nen Raben?”
Der CSO überlegte kurz. “Im Wachdienst hätte ich sicher ein paar Aufgaben für Dich…und auch als Scout könnte ich mir vorstellen, dich gut einsetzen zu können. Da hätte vielleicht auch das Hazard Team Verwendung für dich.”
“Hab ich ja schon gemacht, als das Schiff abgeschmiert war, krah.” Stolz blähte er seine Brust auf. “Na gut. Frag halt den Captain. Mal gucken. Krah.”
“Gut…und was ist die zweite Sache, die du besprechen möchtest?”
Nun verengte der Rabe seine schwarzen Augen und sandte Jori einen recht unfreundlichen Blick. “Du bist einfach bei uns eingezogen! Krah! Und jetzt werden wir sogar wegen Dir umziehen! Ich bin nicht gefragt worden.” Er klang sehr eingeschnappt. “Obwohl’s mich auch betrifft. Hat wohl wieder keiner dran gedacht, weil ich wie ein Vogel aussehe, hah? Wie soll das laufen? Was hast Du Dir da so vorgestellt, krah? Ich hab jedenfalls keine Lust, Euch ständig beim Schnäbeln zuzugucken.” Er machte ein Geräusch, das fast wie ein Würgen klang.
Ein wenig perplex schaute Jori Caraxes an. “Ich glaube, Du verwechselst hier ein paar Tatsachen, fürchte ich. Das hier ist nicht Arcardia…keiner von uns beiden hat bei ihr im Quartier auf der Hephaistos gewohnt, sondern sie hat uns beide als Gäste aufgenommen. Ja, wir wollen jetzt in ein größeres gemeinsames Quartier ziehen.Dafür brauchen wir nicht Deine Erlaubnis, glaube ich – vor allem, weil Du ja auch kein Rabe bist, wie Du bereits selbst festgestellt hast. Und so ganz nebenbei seid Ihr beide in Arcardia bei mir in die Hütte eingezogen, als Eure Mühle abgebrannt ist.” Der Eska musterte den Raben für einen Moment: “Wenn du damit jetzt ein Problem hast, was für eine Lösung würde dir vorschweben? Ein eigenes Zimmer? Ein eigenes Quartier?”
Caraxes kniff seine Augen zusammen und seine ganze Haltung schrie ‘Ärger’. “Aber ich war zuerst da! Und gerade _weil_ ich nicht so’n doofer Haustier-Rabe bin wäre es nur richtig gewesen, mich auch zu fragen, weil ich schon bei Nazira _lebe_!” krächzte er nun lauter, sichtlich aufgebracht. “Das mit Deiner Hütte nach dem Brand war doch nur für ne Weile, bis zum Wiederaufbau. Und ja, Dein Quartier war auch kaputt, daher hab ich erst nix gesagt. Aber jetzt wollt Ihr das dauerhaft machen! Krah! Und ich hab keine Lösung, nee. Außer, Du kommst nur ab und zu zu Besuch vorbei, wie vorher!” Der Rabe schien nicht gewillt, zurückstecken… oder vielleicht seine aus seiner Sicht älteren Ansprüche aufzugeben? Wieder bekam Jori das deutliche Gefühl, dass Caraxes eifersüchtig war.
“Ich kann zum Teil nachvollziehen, dass Du darüber verärgert bist, dass Du zu dem Thema nicht gefragt wurdest. Und aus Deiner Sicht mag das ja auch so stimmen. Wie ich Dir schon sagte, Du kennst uns aus der Welt von Arcadia, in der wir alle andere Rollen und Leben hatten. Unsere _wahren_ Leben sind aber diese hier in dieser Welt. Hier haben Nazira und ich uns auch schon gekannt. Und in dieser Welt haben wir dich bis vor kurzem noch nicht gekannt, geschweige denn, dass Nazira mit dir seit Jahren zusammengelebt hat.” Natürlich konnte sich Jori gut vorstellen, dass das für den Raben auch schwer sein musste, dass sich alle hier draußen ganz anders verhielten und ganz andere Leben hatten als in Arcardia. Auch für ihn war dieses Doppelleben, dessen Erinnerungen er hatte, noch immer nicht einfach zu verarbeiten oder zu begreifen.
“Nazira und ich werden demnächst ein gemeinsames Quartier beziehen, da werde ich mit Sicherheit nicht nur ab und zu Besuch kommen. Das wird ganz bestimmt nicht passieren. WIr können versuchen – also wir alle drei – zusammen eine Lösung zu finden. Diese wird aber nicht so aussehen, dass wir doch nicht zusammenziehen oder ich nur alle paar Tage zu Besuch komme.” Jori starrte den Raben mit steinerner Mine an.
Das Blickduell, das sich die beiden für einen Moment lieferten, hätte vermutlich Wasser zum Kochen bringen können, doch dann, überraschender Weise, wandte Caraxes seinen Blick zuerst ab und sah zur Seite, ins Leere. “Vielleicht habt Ihr mich vor Eurem Besuch bei uns nicht gekannt, aber die Erinnerungen..”, er tippte mit einer Schwungfeder an seinen Kopf, “..die sind echt. Jahre um Jahre echt. Krah.” Seine Stimme war leise geworden, resigniert. “Du willst sie mir wegnehmen. Aber… ist ihre Entscheidung. Krah. In dieser Form bin ich da deutlich im Nachteil, scheint’s.”
Dann straffte er sich jedoch wieder und fragte, ohne Jori anzusehen: “Sind wir dann hier fertig?” Es schien, als wolle er jetzt nur noch weg von dem Eska.
Jori starrte den weißen Raben noch einige Augenblicke an, überlegte, ob er noch etwas erwidern sollte, doch entschied sich am Ende dagegen. Für den Moment war hier nichts mehr zu erreichen, sondern dass konnte nur zusammen mit Nazira besprochen und geklärt werden.
“Von meiner Seite sind wir das, Caraxes.” antwortete der CSO auf die Frage des Raben.
Caraxes nickte nur. “Gut. Krah.” Und dann schlug er mit den Flügeln, erhob sich vom Schreibtisch und flog auf die Tür zu, die es gerade noch rechtzeitig schaffte, sich vor ihm zu öffnen, bevor er rausflog und nur kurz überlegte, ob er ins Elysium fliegen und Nick überzeugen sollte, ihm diesmal keinen Fruchtsaft, sondern was Stärkeres zu geben, bevor er sich dagegen entschied und lieber in Richtung von Naziras Quartier steuerte, wo diese sicherlich auf ihn wartete.
Jori blickte dem Raben hinterher bzw. auf die Tür seines Büros noch einige Minuten, als der Rabe schon längst weg war. Er fuhr sich mit beiden Händen durch sein Gesicht. Das würde sicher noch heiter mit Caraxes werden, wenn dieser wirklich in der Sicherheit arbeiten wollte und auch das klärende Gespräch mit Nazira, dem Raben und mit ihm würde alles andere als einfach werden. Aber alles zu seiner Zeit, überlegte der CSO, alles zu seiner Zeit..
</RPG>
<SUM>
# Ort: Büro der Sicherheit
#Zeit: SpD 0.1805
Klärendes Gespräch zwischen Jori und Caraxes, bei dem einige Dinge bereinigt werden, aber sich auch neue Probleme auftun.
</SUM>
submitted by
Lt.
Jori Tainia Caraxes
CSO USS Hephaistos Gast USS Hephaistos
aka aka
Oli Debora