Hallo zusammen,
hier ein Copo von Mac und mir. Enjoy.
Gruß
Debora
# Zeit: SpD 11.1320
# Ort: Holodeck (schottische Highlands)
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„Das mag sein aber es ändert nichts daran, dass wir uns Sorgen gemacht haben. Immer noch machen. Und so zu verschwinden passt nicht zu Dir.“ rutschte sie in die vertrautere Ansprache.
„Dann hättest du mich mal vor ein paar Jahren kennenlernen müssen. Mein Vater könnte da Geschichten erzählen.“ meinte er dann mit einem schiefen Lächeln.
„Vermutlich, aber es geht um das hier und jetzt. Der Verlust eines Sohnes ist nichts, was man einfach so wegsteckt.“ kam sie dann zum Punkt. Shay starrte in die Ferne und schwieg lange.
„Zweimal.“ meinte er dann kryptisch. „In Arcadia auch schon. Ich hab ihn zweimal verloren und nein, ich stecke das nicht einfach weg, ich zeige es nur nicht offen.“ gab er schließlich zu.
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Nazira seufzte leise und blinzelte hinüber zu den entfernten Bergen, während sie mit einer Hand Ihre empfindlichen Augen beschirmte – Holodeck oder nicht, die Helligkeit machte ihr ein wenig zu schaffen – und mit der anderen Hand ein kleines Fleckchen weichen Mooses streichelte, das sich auf der Baumrinde gleich neben ihrem Sitzplatz auf dem umgestürzten Baum angesiedelt hatte. “Natürlich nicht. Das erwartet auch niemand von Dir, Shay. Du darfst aber das, was passiert ist, auch nicht in Dich hinein fressen oder versuchen, es unter Arbeit zu begraben, so wie Du es in Arcadia gemacht hast… beim ersten Mal.” Sie sah ihn direkt an – sie hatte nicht vergessen, wie er sich in der Welt hinter der Anomalie zurückgezogen und abgekapselt hatte, auch, wenn sie selbst das als Nachtmüllerin nur am Rande mitbekommen hatte. “Es wird nicht von alleine weggehen, sondern Dich nur isolieren und verhärten, wenn Du es zulässt. Von daher ist es gut, dass Du mich gerufen hast.”
Sie schenkte dem Schotten ein kleines, sanftes Lächeln. Üblicherweise würde die kleine Trill nicht so direkt reden. Aber sie kannte ihren Skipper mittlerweile recht gut und wusste, dass dies für ihn die bessere Herangehensweise ist. “Natürlich kann kein Gespräch der Welt deinen Schmerz wegzaubern. Aber darüber zu reden, kann Dir helfen. Und dafür bin ich hier. Ich werde Dich so lange auf diesem Weg begleiten, wie Du es zulässt und wünschst.” Naziras Stimme wurde sanfter, ruhiger und langsamer, ihr Mitgefühl offenkundig. Doch dann schwieg sie, um Shay Zeit und Raum zu geben. Trauerbegleitung war eines der schwierigsten Themen, denen sich eine Counselor gegenübersehen konnte, aber Nazira war gewillt, alles zu tun, um Shay zu helfen.
Shay dachte über diese Worte nach. Spielte in Gedanken mit ihnen und seufzte dann hörbar. War das hier wirklich eine gute Idee? Es war Vorschrift, soviel war auf jeden Fall sicher und vielleicht half es ja wirklich.
“Ich habe nicht vor, mich zu isolieren. Sonst wäre ich gar nicht erst zurück gekommen.” meinte er dann auch, wenn das nur zum Teil die Wahrheit war. Er war zurück, weil er nichts anderes mehr hatte. Auf Arcadia hatte er seine Einhörner gehabt und konnte die Außenwelt abschotten, aber hier?
“Arcadia war anders.” fügte er dann langsam hinzu. “Da brauchte mich niemand, da hatte ich für niemanden außer mir selbst die Verantwortung. Hier ist es … genau andersrum.” zuckte er unbeholfen mit den Schultern. Es war schwierig, das alles in Worte zu fassen.
Nazira nickte langsam, sagte dann aber “Nicht ganz. Du hattest immer noch die Verantwortung für Deine Einhörner.. aber darauf will ich gar nicht hinaus. Isolation… muss nicht physisch sein. Du kannst permanent unter Leuten sein, und Dich trotzdem isolieren – hier und hier.” Sie berührte kurz ihre Brust und dann ihre Schläfe. “Es ist völlig nachvollziehbar, dass Du Dich für ein paar Tage zurückgezogen hast, Shay. Und es ist gut, dass Du zurückgekommen bist. Die Art und Weise, wie Du Dich zurückgezogen hast jedoch… die hat mir Sorgen gemacht. Uns allen.” Die kleine Trill schüttelte langsam den Kopf. “Aber das soll gar nicht unser Thema sein.”
Sie setzte sich kurz um und sah zu ihm auf. “Ja, hier, auf der Hephaistos, hast Du die Verantwortung als Captain. Aber das ist keine einsame Bergspitze, auf der Du sitzt. Du magst die Verantwortung über die Befehle haben, die Du erteilst, darüber, ob das Schiff und seine Crew die richtigen Wege einschlagen… aber wir, Deine Crew, haben auch Verantwortung Dir gegenüber. Bei Jetsun und mir mag das noch am offensichtlichsten sein – aber auch jedes andere Crewmitglied ist involviert. Lass uns Dich auffangen. Du musst das nicht alleine verarbeiten.”
Irgendwie war das hier weniger eine typische Therapiesitzung… sondern mehr wie ein Gespräch unter Freunden. Was sie ja auch waren, sie alle waren zusammengewachsen über das gemeinsam erlebte. Nazira hoffte, dass sie hier den richtigen Weg zum sturen Herzen des Schotten einschlug.
Das Geräusch, das Shay ausstieß, konnte man mit einem Grunzen vergleichen und Nazira fragte sich unwillkürlich, ob sie zu weit gegangen war.
“Da wird es mehr als eine Sitzung brauchen, für.” brummte er dann, riss sich aber gleich wieder zusammen und schüttelte den Kopf.
“Du hast meinen Vater kennengelernt. Seine Prioritäten liegen auf bestimmten Stellen. Wenn man es genau nimmt, war ich seit dem Tod meiner Brüder allein und auf mich gestellt. Das lässt sich nicht einfach ablegen, auch wenn ich daran arbeite.” meinte er schließlich.
Die Trill seufzte. “Ja, ich habe ihn erlebt… und ich verstehe.” Sie pausierte kurz. “Und natürlich wird es mehr als eine Sitzung brauchen. Solche Dinge brauchen Zeit. Niemand verlangt eine 180-Grad-Umkehr in zwei Tagen von Dir, Shay. Die Frage ist: Willst Du das? Ich kann Dir nur helfen, wenn Du es auch möchtest.” Sie wandte ihren Kopf von der Aussicht weg zu dem großen Schotten hin und sah ihm direkt in die Augen – mit Mitgefühl, Wärme, aber auch einer Aufforderung und Frage im Blick.
Wollte er?
Kurz schweiften seine Gedanken zu der Eheberatung, die er mit Elisa gemacht hatte. Hat Ihnen das geholfen? Er war sich fast sicher, dass der Psychologe damals kurz vor dem Verzweifeln gewesen war und danach selbst einen Counselor benötigt hatte.
“Ich – weiß nicht.” antwortete er ehrlich. “Als ich meine Brüder verlor, war das auch ein Schlag, aber damals war ich noch ein Kind und das hier ist – anders. Junior war mein Sohn. Ein Teil von mir. Ich hätte nicht gedacht, das sein Verlust so verdammt weh tut. Selbst auf Arcadia war es ein Stück weit anders, vielleicht weil es nur eine eingepflanzte Erinnerung war und nicht wirklich erlebt.” Er stockte und versuchte, die richtigen Worte zu finden.
“Ich bin mir nicht sicher, ob ich wirklich will, aber ich habe das Gefühl, dass ich muss. Und wenn es nur ist, weil ich allein nicht mehr weiter weiß.” fuhr er dann zögernd fort. Er wusste nicht, was schwerer war. Mit dieser Trauer zu leben oder darüber zu reden. So oder so, er würde das nicht allein schaffen, soviel war klar.
Nazira nickte langsam, hörte ihm aufmerksam zu, beobachtete dabei seine Mimik. “Ein Kind zu verlieren ist das Schlimmste, was einem Elternteil passieren kann.” sagte sie langsam und ruhig. “Auch, wenn man erst kurz zuvor erfahren hat, dass man überhaupt ein Kind hat.”
In der Pause, die sie machte, hörten beide nur den Wind, der über die Hochebene strich. “Warum hast Du das Gefühl, dass Du ‘musst’, Shay? Ist es das Verantwortungsgefühl als Captain? Oder ist es Selbstfürsorge, zu wissen, dass Du diese Gefühle alleine nicht bewältigen kannst?” Sie blinzelte ihn aus großen grünen Augen an. “Es gibt hier keine falschen Antworten, okay? Das ist keine Prüfung.” fügte sie schließlich leise an.
Shay blieb stumm. Auf die Frage war er nicht wirklich vorbereitet. Gut, er war auf das ganze Gespräch nicht vorbereitet, aber die Frage brachte ihn etwas aus dem Gleichgewicht. Er dachte an diesen einen Tag, als er schwimmen gewesen war. Wie einfach es gewesen wäre, einfach alles hinter sich zu lassen. Er hätte sich nur dem Wasser ergeben müssen. Die Gedanken, die ihm dabei gekommen waren. Was und wen er damit hinter sich lassen würde. Welchen Schmerz er verursachen würde und die Erkenntnis, dass dies auch nur eine Art von Flucht war. Eine sehr endgültige noch dazu.
“Ich ‚muss‘, weil ich langsam zu alt werde, um immer vor allem davonzulaufen.“ Er verzog den Mund zu einem dünnen kurzen Lächeln.
“ Die Jahre als Captain ausgenommen, bin ich im Grunde immer vor irgendwas davon gelaufen. Meinem Vater, der Flotte, der Verantwortung … womöglich auch vor mir selbst. Andere Counselor haben das damals relativ früh schon erkannt, aber da wollte ich es nicht hören oder wissen.
Wie man gesehen hat, ist Flucht immer noch meine erste Reaktion. Ich will das nicht mehr, und das ist etwas, das kann ich ganz offensichtlich nicht alleine, sonst wäre es ja nicht mehr so.” antwortete er schließlich halbwegs selbstreflektierend.
Die Counselor nickte mit einem nachdenklichen Blick. “Das ist gut, Shay. Sehr gut.” Sie lächelte ihn aufmunternd an. “Weglaufen ist in der Tat keine Lösung, und Du hast das erkannt. Und diesmal.. bist Du zurückgekommen.” Sie ignorierte hier bewusst die Tatsache, dass andere ihn erst finden mussten, aber schließlich hätte er sich auch sperren können.
“Es ist nicht ‘nur’ der Verlust Deines Sohnes und seiner Mutter. Du erwähntest die vielen Male davor, die Du versucht hast, dem Schmerz davon zu laufen. Ich will mich Dir nicht aufdrängen, aber das ist mein Angebot, wenn Du es annehmen willst: Lass uns zusammen aufräumen. Von Anfang an. Jedes Mal, wenn Du einer Situation den Rücken gekehrt hast, um Dich nicht mit ihr und Deinen Gefühlen auseinandersetzen zu müssen. Auch, wenn es vielleicht schon sehr lange her ist. Ich denke, das ist die beste Möglichkeit, um mit Dir selbst ins Reine zu kommen. Ja, das wird lange dauern. Es wird schwierig sein. Wirkliche Veränderung und Aufarbeitung ist das immer. Aber Ich lasse Dich damit nicht alleine. Ich weiß, dass ich Dir das nicht wirklich sagen muss, aber ich tue es trotzdem: Ich bin für Dich da, und meine Tür steht Dir immer offen. Jederzeit. Auch mitten in der Nacht, wenn nötig.” Ihr Lächeln wurde kurz leicht verschmitzt, bevor es wieder einfach nur freundlich wurde. “Und wenn Dir irgendetwas darüber hinaus einfällt, was ich tun kann, um Dir zu helfen, wenn Du in einer Situation etwas brauchst, dann reicht ein kurzer Hinweis, und ich bin da. Was denkst Du?”
Die kleine Rede war recht lang, aber nun saß sie da, sah ihn aufmerksam an mit diesem kleinen feinen Lächeln, ihre schmale, blasse Hand mit der Handfläche nach oben zu ihm gerichtet, als ob sie darauf warten würde, ob er sie nimmt, oder nicht.
Er zögerte tatsächlich einen Moment, nahm dann aber ihre Hand in seine und nickte leicht.
“Einverstanden.” bestätigte er dann mit einem leichten Händedruck. Jetzt gab es kein Zurück mehr.
Dann hellte sich sein Gesicht etwas auf und man konnte beinahe etwas Schelmisches in seinem Blick entdecken.
“Ich hätte sogar schon eine Idee, wo wir anfangen.” meinte er dann und überraschte Nazira damit nun doch. Nach diesem nicht so einfachen Gespräch war sie sich nicht sicher, was ihm nun im Kopf herumging.
“Das wäre?” fragte sie vorsichtig nach.
“Du könntest mir das Singen beibringen..” grinste er dann breit und Nazira war sich nicht sicher, ob er sie mit der Anfrage nicht veräppelte..
Die Überraschung war deutlich in Ihrem Gesicht zu lesen, wo zuvor ihr Lächeln breiter geworden war, als Shay ihre Hand akzeptiert hatte. “Du möchtest von mir Singen lernen…?” fragte Nazira mit leichtem Nach-Luft-Schnappen. Ihr war zunächst nicht ganz klar, was das eine mit dem anderen zu tun hatte, aber dann kam ihr eine Bericht in den Sinn, die sie im Rahmen ihres Studiums mal gelesen hatte. Es ging um Singen als therapeutische Heilungsoption. “Nun… gerne. Ich habe mich zwar noch nicht als Gesangslehrerin versucht, aber ich bin gerne bereit, Dir ein paar Techniken beizubringen und mit Dir zusammen zu singen.” Nun schlich sich auch auf das Gesicht der Trill ein etwas breiteres Grinsen. Sie würde das nicht hinterfragen – jede Methode, wie er sich ihr als seiner Therapeutin gegenüber öffnete, würde ihr recht sein. Und Singen macht schließlich Spaß.
“Bestens, dann ist das ein Deal.” Wieder drückte er ihre Hand, die er immer noch hielt und nun dann doch endlich los ließ.
“Ich stell Dir Termine ein – sowohl für weitere Gesprächssitzungen, als auch für Singstunden.” sagte sie mit einem kleinen Zwinkern, und stand von dem Baumstamm auf, um ihn wieder seiner schottischen Landschaft zu überlassen.
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# Zeit: SpD 11.1320
# Ort: Holodeck (schottische Highlands)
Shay und Nazira treffen sich zu einer impromptu-Therapiesitzung auf dem Holodeck. Zukünftig wird der Captain bei Ihr regelmäßig in Therapie gehen – und von der CNS Singen lernen!
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submitted by
Captain Lieutenant
Shay Ruthven Nazira Tapai
CO USS Hephaistos CNS USS Hephaistos