<RPG>
Ort: Quartier Nari und T‘Vala
Zeit: SpD 05.1830
„Und runter damit.“
Erleichtert atmete Nari auf, als die Temperatur in ihrem Quartier sich auf einen Knopfdruck ihrerseits innerhalb von Sekunden merklich absenkte. Sie strich sich durch die blauen Haare, die normalerweise gewellt waren, beim Betreten des Quartiers aber dank der hohen Temperaturen bereits nach ein paar Schritten angefangen hatten, ein Eigenleben zu entwickeln. //Ugh!// Ein Haargummi war die einfachste Lösung und so hatte Nari nun auch wieder freie Sicht auf ihr Quartier, während sie sich suchend umsah.
T’Vala war nicht da, sonst hätte sie auch schlecht die Temperatur einfach so herunter drehen können. Aber die zwei Katzenbären aus der Hölle hatten sich noch nicht zur Mannschaftszählung gemeldet und Nari traute den beiden durchaus zu, sich aus einem Hinterhalt auf sie zu stürzen, während sie es am wenigsten erwartete. Sie zog eine Art Keks hervor, den Emily ihr voller Überzeugung, dass dies der todsichere Weg sei, sich in die Herzen ihrer felinen Mitbewohner zu schleichen, in die Hand gedrückt hatte.
„Wuhkuh… Dahkuh..“ säuselte Nari, aber es kam keine Reaktion. Vielleicht hatte T’Vala die beiden in ihrem Schlafbereich verbarrikadiert. Das wäre zwar neu, aber was wusste Nari schon, was in dem Kopf der Vulkanierin vorging. Vorerst erleichtert, dass sie allein zu sein schien, setzte sie sich auf das Sofa, zog ein Knie an und zog den kleinen Bildschim zu sich, der auf dem Tisch montiert war. Sie aktivierte ihn, drückte ein paar Knöpfe und wartete. Es dauerte etwa zehn Sekunden länger, als sie akzeptabel fand, doch dann leuchtete der Bildschirm auf und das Gesicht ihres Bruders Jax erschien darauf, die blauen Haare wild um sein Gesicht verweht.
[Schwesterherz! Das wurde aber auch Zeit.]
Nari antwortete nicht direkt, sondern versuchte, die Umgebung, die sie im Hintergrund erkennen konnte, einzuordnen. Jax diente eigentlich gerade auf der USS Philomena, aber wenn er nicht gerade auf dem Holodeck war, bezweifelte sie, dass er sich dort befand.
„Wo bist du?“
[Ich habe dich auch vermisst. Mir geht es gut, danke der Nachfrage. Ja, ich war beim Friseur und nein, ich habe meinen Stil nicht geändert, ich sehe naturgemäß so umwerfend aus.]
Nari hielt den Mittelfinger in Richtung Bildschirm. Eine der wenigen Gesten, die sie in der Zeit bei der Sternenflotte von ihren menschlichen Mitkadetten adoptiert hatte. Jax lachte.
„Wo bist du, du Blödmann?“
Das Lachen am anderen Ende nahm zu, dann nahm Jax das Padd, das er für das Gespräch zu nutzen schien und hielt es etwas weiter von sich weg, sodass Nari mehr von seiner Umgebung sehen konnte. Nari sah, was wie ein Bergpfad aussah, Bäume in roten, gelben und orangenen Herbstfarben säumten den Weg und ein rauer Wind zerzauste ihrem Bruder das Haar.
[Auf der Erde.] gab Jax sehr hilfreich zumindest ein wenig Information frei, während er sich durch die Haare fuhr. Naris Bruder war ebenso wie sie selbst speziesbedingt eher klein im Vergleich zu vielen anderen Humanoiden, wenn auch größer als sie selbst, und die Bäume neben ihm sahen im Vergleich riesig aus. Vielleicht waren sie aber auch einfach tatsächlich groß.
„San Francisco ist das aber nicht.“ sinnierte Nari und Jax hielt beide Daumen hoch.
[Ich sehe, du hast dir noch ein bisschen Gehirnmasse bewahrt. Sehr schön. San Francisco ist das nicht, das ist richtig.]
Nari verschränkte die Arme, während sie sich auf dem Sofa zurücklehnte.
„Und wo bist du dann?“ Musste man ihrem Bruder wirklich jede Information aus der Nase ziehen?
[Ähm… Schottland.]
Naris Augen weiteten sich, dann fing sie an zu lachen. Jax war wirklich zu blöd. Nicht, dass Schottland nicht schön sein sollte – sie war selbst noch nicht dagewesen, aber hatte sich in ihrer Zeit an der Akademie durchaus ein wenig schlau gemacht über den Planeten, auf dem sie vorübergehend lebte. Schottland war vor allem aus einem Grund nicht auf der Liste ihrer Ausflugsziele gewesen.
„Hat Grace dir nicht verboten, Schottland zu besuchen?“ Zumindest nahm Nari an, dass ihr Bruder Schottland nur besuchte, was sollte er auch sonst dort wollen. Jax hatte eine beste Freundin (und warum die zwei sich verstanden, war Nari ein absolutes Mysterium), die von dort stammte und die wenig Gutes über ihre Heimat zu sagen hatte.
[Verboten würde ich nicht sagen. Sie hat es nicht unbedingt empfohlen…] wich Jax aus, den Blick kurzfristig auf etwas hinter dem Padd werfend. [Und was sie nicht weiß, macht sie nicht heiß.]
Nari hob eine Augenbraue. Das waren ja ganz neue Töne. „Ist ja deine Beerdigung.“ gab sie mit einem Schulterzucken zurück. Sie selbst fand es durchaus amüsant, Grace Fraser ab und an über den Subraum hinweg auf die Palme zu bringen, aber Jax war da normalerweise eher der Kavalier, der nicht unnötig Salz in irgendwelche Wunden streute. „Hast du Urlaub?“ Eigentlich hatte sie ihm von den ersten Tagen auf der Hephaistos erzählen wollen, ihren Karij-Pflanzen, Wuhkuh und Dahkuh, der Hühnerattacke… aber jetzt war ihre Neugier geweckt und sie würde so lange nachfragen, bis ihr Bruder mit den Informationen herausrücken würde, die sie haben wollte.
Sie sah, wie ihr Bruder zögerte, wieder hinter das Padd blickte und dann tief Luft holte.
[Raste nicht gleich aus, ok? Ich wollte euch noch Bescheid geben, aber das ist alles noch ganz frisch. Ich diene nicht mehr auf der Philomena. Ich habe einen Posten an der Akademie bekommen.]
Nari blinzelte. Das waren in der Tat unerwartete Neuigkeiten. Nicht, dass sie diese Versetzung für sinnfrei hielt – ihr Bruder war schon immer gut darin gewesen, anderen etwas beizubringen (und wenn es nur war, wie man am Besten einer Kopfnuss entging) und ein Posten an der Akademie würde ihm sicherlich Spaß machen. Aber sie hatte nicht damit gerechnet, dass er sich, zumindest für eine Weile, auf einem Planeten niederlassen würde. Das Nomadenleben eines Sternenflottenoffiziers hatte ihm bisher immer gut gefallen.
„Ok…“ gab sie wenig geistreich zurück. „Und dann hast du dir gedacht, bevor du anfängst zu arbeiten, schaust du dir mal an, wie ätzend Schottland wirklich ist?“
Jax seufzte.
[Schottland ist toll. Wirklich schöne Natur, dir würde es hier auch gefallen. Wenn du mich mal besuchst, zeig ich dir ein paar schöne Ecken.]
Das brachte Nari nun doch zum Stutzen. Wie war er bitte so schnell zum Reiseführer mutiert.
„Du machst einen Urlaub und bietest dich gleich als Fremdenführer an?“
[Naja…] Jax zögerte. [Ich bin nicht zum ersten Mal hier. Ich habe schon meine letzten Landurlaube hier verbracht, wenn es irgendwie ging.]
Nari kniff die Augen zusammen und klatschte dann direkt vor dem Bildschirm in die Hände. Es hatte den gewünschten Effekt, anscheinend war der Soundeffekt laut genug, dass er Jax in die Ohren fuhr und ihn zusammenzucken ließ. Sie grinste schief.
„Hör auf rumzudrucksen. Warum hast du einen Posten auf der Erde angenommen und warum treibst du dich anscheinend regelmäßig in Schottland herum? Wissen Mum und Dad davon? Die hätten dich sicherlich auch gerne mal auf einem Landurlaub zu Gesicht bekommen.“ Der Seitenhieb war nicht ganz fair, das wusste Nari. Aber man musste nunmal etwas vorlegen und ein bisschen manipulieren, wenn man aus diesem Idioten eine brauchbare Antwort herauskitzeln wollte. Sie sah, wie Jax wieder seufzte, hinter das Padd schaute und dann nickte und eine Handbewegung machte, als würde er jemanden herbeiwinken. Nari wartete gespannt und grinste dann triumphierend, als ein menschlicher Mann ins Bild trat. Er war ein gutes Stück größer als Jax, hatte einen blonden Lockenkopf und war durchaus attraktiv. Irgendwie kam er ihr bekannt vor, aber sie konnte den Finger nicht wirklich darauf legen, woher das kam.
[Hiya! Du musst Nari sein. Ich bin Matthew.] Der blonde Mann hob mit einem freundlichen Lächeln den Arm zu einem Winken, bevor er ihn entspannt um die Schultern von Naris Bruder legte. Die Mindani grinste schief und erwiederte das Winken.
„Hi! Freut mich. Gibt also attraktive Sehenswürdigkeiten in Schottland, hm?“ letztes fragte sie an ihren Bruder gewandt, der rot wurde, was wiederum zu einem herzlichen Lachen des Schottens neben ihm führte. Matthew. Irgendwo hatte sie den Namen schonmal gehört. Und als ihr plötzlich einfiel, wo, weiteten sich ihre Augen.
„Du bist nicht zufällig Matthew Fraser?“ fragte sie unschuldig und der Mann auf der anderen Seite des Bildschirms salutierte. [Guilty as charged.] Nari hob an, etwas zu sagen, aber Jax war schneller. [Du hältst den Mund Schwesterchen, ist das klar?]
Nari prustete. „Natürlich… wobei ihr mich gerne dazuschalten dürft, wenn du dich irgendwann traust, Grace zu sagen, dass du ihren Bruder abgeschleppt hast und dich in Schottland in einem kleinen Haus mit Garten niederlässt.“
Auf der anderen Seite war es einen Moment ruhig, bevor Matthew lächelte.
[Das ist ein Problem für einen anderen Tag. Es hat mich gefreut, dich kennenzulernen, Nari.] Damit griff er sich eine Angel – eine verdammte Angel – und wanderte gut gelaunt aus dem Bild. Nari kräuselte die Nase und wandte sich ihrem Bruder zu. „Hübsch, aber geht der jetzt echt angeln?“
Jax lachte. [Yup. Das ist ein sehr naturverbundener Urlaub, den wir hier machen.]
Nari rollte mit den Augen und wollte gerade noch einen geistreichen Geschwister-Kommentar abgeben, als plötzlich zwei Pfoten unter dem Sofa hervorlangten, sich mit scharfen Krallen in ihr Schienbein krallten und sich daran hoch auf das Sofa zogen. Nari quietschte auf und versuchte Wuhkuh – oder Dahkuh? – auf Abstand zu halten, aber der Katzenbär hatte einen neuen Gesprächspartner auf dem Bildschirm entdeckt und fauchte Nari nur beleidigt an, bevor er mit der Nase gegen den Bildschirm stieß.
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Ort: Quartier Nari und T‘Vala
Zeit: SpD 05.1830
Die Geschwister Nari und Jax Mando haben ein aufschlussreiches Subraumtelefonat.
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