<RPG>
# Ort: irgendwo auf Sherman
# Zeit: SpD 2.1523
Kaum das er die Augen aufschlug bereute er es bereits.
Zum einen war es furchtbar hell und zum anderen hatte er die Kopfschmerzen des Jahrhunderts.
Mit einem leisen stöhnen zog er sich die Decke über den Kopf und schloss die Augen wieder. Das Dröhnen in seinem Kopf lies ein wenig nach sofern er sich nicht bewegte.
Sein Mund war trocken und fühlte sich an als hätte er einen Tribble gegessen. Zumindest stellte er sich so den Geschmack eines Tribbles vor.
Die Erinnerung kam langsam wieder. Die Erinnerung an Claudia, an den Tod von Jynah und Junior, an den Traum.
Ein Geräusch das eine Mischung aus einem brummen und einem stöhnen war entfleuchte seinem Mund und mit einer Hand tastete er nach der Flasche. Tatsächlich fand er sie doch leider leer.
Diesmal gab er ein grunzen von sich als er die Flasche wegwarf und sie über den Boden rollte.
Noch einmal gab er sich ein paar Sekunden um den dröhnenden Kopfschmerzen etwas Herr zu werden ehe er sich langsam aus der Decke schälte und sich auf den Bettrand setzte. Das war mit dem schlimmsten Kater den er seit Akademiezeiten hatte.
Langsam erhob er sich, bemüht den Kopf dabei so wenig wie möglich zu bewegen. Ebenso langsam schlurfte er zum Replikator.
„Wasser und etwas gegen Kopfschmerzen.“ murmelte er das Gerät an.
[Angaben unzureichend.] gab das Gerät zurück.
„Ein Glas Wasser.“ verlangte er daher noch einmal und versuchte sich daran zu erinnern wie dieses Mittel gegen Kopfschmerzen hieß.
Das Glas Wasser materialisierte im Ausgabefach und Shay griff danach um es in einem Zug leer zu trinken. Die Kopfschmerzen wurden dabei stärker aber das nahm er in Kauf.
„Noch eins.“ verlangte er und seine Stimme klang selbst in seinen Ohren rau. Dann sah er sich in der Hütte um und fand schnell was er suchte.
Ein Erste Hilfe Kasten war Pflicht und wenig später hatte er auch darin das Gesuchte gefunden und setzte sich das Hypospray mit dem Mittel gegen Kopfschmerzen an den Hals.
Fast augenblicklich hörte das Dröhnen auf und er atmete erleichtert aus. Auch das zweite Glas Wasser kippte er dann in einem Zug herunter.
Die Frage war – was nun?
Er hatte nur die eine Flasche gehabt nachdem er hier angekommen war und aus dem Replikator würde es nur Syntehol geben. Er könnte duschen gehen – nötig war es so wie er sich selbst roch aber wozu?
Sein Blick glitt aus dem Fenster auf das nahe Meer und ohne wirklich den Entschluss zu fassen war er kurz darauf draußen und lief auf das Wasser zu. Das Shirt das er trug flog achtlos in den Sand. Die Schuhe folgten als nächstes und dann Socken und die lange Hose.
Das Meer war kühl aber nicht kalt und er lag auf dem Rücken während er sich von den Wellen treiben ließ. Den Blick starr in den Himmel gerichtet verlor er völlig das Zeitgefühl während er an all die verpassten Chancen dachte.
Momente die er mit Junior hätte verbringen können wäre sein verdammter Dienst nicht gewesen. Er verlor sich in den was wäre, wenn Szenarien die sein Kopf ausspukte. Hätte er sie retten können, wenn er die letzte Mission nicht angetreten hätte? Oder wäre er dann auch Tod? Wäre das so schlimm?
Leise schwelende Wut kroch langsam in seine Empfindungen. Wut auf sich selbst, Wut auf die Flotte, Wut auf Claudia und Wut auf Jynah.
Wieso? Wieso hatte sie sein Angebot, auf dem Planeten eine Wohnung zu nehmen, nicht angenommen? Warum hatte er nicht darauf bestanden, dass sie es annahm? Warum musste sie ihren Kopf durchsetzen, warum hatte er zugelassen das sie auf der Station blieb? Warum hatte Claudia sie nicht besser geschützt? Warum, warum, warum, ….
Eine etwas größere Welle riss ihn aus diesen Gedanken und schwappte in sein Gesicht so das er kurz unter ging und Wasser schluckte.
Hustend das Salzwasser ausspukend kam er wieder an die Wasseroberfläche und begann dann wieder Richtung Strand zu schwimmen. Er war ein gutes Stück abgetrieben und es kostete ihn Kraft wieder an Land zu kommen, gleichzeitig tat es aber auch gut sich ein wenig auszupowern.
Fast so gut wie sich zu betrinken.
Mit sandigen Füssen betrat er schließlich wieder die Hütte und ließ sich von seinem knurrenden Magen erneut Richtung Replikator führen. Diesmal bestellte er sich wieder ein Wasser und dann ein ordentliches Frühstück mit Rühreiern, Wurst und Pilzen und Tomaten.
Er versuchte nicht an Junior oder Jynah zu denken während dem Essen und sah stattdessen dem kleinen Reinigungsroboter zu wie dieser die sandigen Fußspuren von Shay entfernte.
Ein wenig erinnerte ihn das Ding an etwas das Em oder Ana bauen würden nur mit weniger Extras.
Seine Gedanken gingen weiter zu Trish und Elisa, zu Jori und Nazira ja auch Ettore und Melody mit seinen drei Kindern. Ajur, Fabi, Jetsun … zu anderen seiner Crew die er gut oder auch weniger gut kannte. Jenn …. Das letzte Mal als er sie gesehen hatte lag sie auf der Krankenstation. Ob es ihr inzwischen besser ging?
Beinah automatisch fuhren seine Finger an die linke Brust aber da war nichts außer Haut. Richtig er war schwimmen gewesen und hatte danach gefrühstückt und selbst wenn er ein Shirt angehabt hätte, er hatte den Kommunikator auf der Station gelassen.
Vermutlich war es besser so. Das letzte was er aktuell brauchte waren andere Leute die ihn mit ihrem Mitgefühl erdrückten.
Er biss ein Stück Wurst ab und dachte an Arcadia an den Traum den er gehabt hatte, wenn es ein Traum war. An all die Verpflichtungen die er eingegangen war. Das ‚Geschenk‘ das Colin Shamar ihm überlassen hatte zum aufbewahren …
Das Gefühl erneut weglaufen zu wollen war übermächtig und er schob den Rest des Essens auf dem Teller von sich.
Er würde einfach wieder ins Bett gehen und weiterschlafen … das war auch eine Art von davonlaufen. Aber vielleicht sollte er sich vorher etwas neues zum anziehen replizieren.
# Ort: K7 / Büro Cdor. Ruthven
# Zeit: SpD 3.1750
Eigentlich hatte Claudia Feierabend aber es hatte sich ein eher inoffizieller Besuch angekündigt. Daher hatte sie ihrem Adjutanten der das Vorzimmer ihres Büros bewachte in den verdienten Feierabend geschickt und die Tür zu ihrem Büro stand offen.
Ihre Uniformjacke hing über der Stuhllehne und in der Hand hielt sie ein Glas Whiskey während sie aus dem Fensterchen starrte direkt auf den Planeten auf dem Shay vermutlich – hoffentlich – war.
Die Spiegelung des Fensters erlaubte ihr zu sehen wer in ihr Büro treten würde auch wenn sie das zischen der eigentlichen Eingangstür bereits vernommen hatte.
Ähnlich wie Claudia selbst war auch Samatha DeCoster trotz des privaten Termins in Uniform. Die XO der Hephaistos betrat das Büro mit festem Schritt. Kein Zögern oder Zaudern.
Claudia gestattete sich ein fast unsichtbares lächeln ehe sie noch einen Schluck trank und sich dann ihrer Besucherin zuwandte.
„Sam! Schön dich zu sehen. Was verschafft mir die Ehre?“ begrüßte sie Samantha ungewohnt freundlich.
„Danke das du mich in deinen vollen Zeitplan reindrückst.“ antwortete die XO und trat zu der Sitzecke die bei Claudia eher wenig genutzt wurde. Ein Glas Saft stand bereits bereit das Sam ob der lila Farbe kurz skeptisch musterte.
„Dunja-Saft. Kommt von Sherman, wird dir schmecken denke ich.“ erklärte Claudia ungefragte und setzte sich dann während sie Sam mit einem Handwinken auch einen Platz anbot.
„Danke.“ wiederholte Sam und griff nach dem Glas um einen ersten Schluck zu probieren. Der Saft war süß mit einer säuerlichen Note, ähnlich einem Orangensaft aber doch anders.
„Du hast meine Frage nicht beantwortet.“ erklärte Claudia dann und kam damit wieder zum Punkt.
„Kann ich nicht einfach mal eine alte Freundin besuchen?“ erwiderte Sam mit einem knappen lächeln. Selbst Claudia sah die Schatten unter den Augen der XO und legte den Kopf schief.
„Sicher. Du weißt das du mir immer willkommen bist, aber ich kann auch zwischen den Zeilen lesen und mit Verlaub – du siehst scheiße aus. Du schläfst nicht genug und von Essen fang ich gar nicht erst an. Mein Angebot dir etwas Arbeit mit der Heph abzunehmen solange Shay weg ist steht noch, das weißt du. Nicht das mein vermaledeiter Bruder das verdient hätte, aber du hast es nicht verdient derart im Regen stehen gelassen zu werden.“ erklärte Claudia ernst.
„Shay hat im Moment genug zu kämpfen und ich bin nicht wegen mir hier. Die letzten Tage waren anstrengend aber ich habe es im Griff und ja ich werde nach unserem Treffen hier gleich ins Bett gehen und den Schlaf nachholen.“ antwortete Sam schärfer als beabsichtigt. Die Bürgermeisterin in ihr war empört darüber das diese Frau meinte sie könnte das nicht stemmen! Sie hatte schon ganz andere Krisen bewältigt!
Claudia nickte. „Das hatte ich nie bezweifelt.“ versicherte sie dann. Sam zog ein PADD hervor und reichte es Claudia.
„Eigentlich bin ich wegen dir hier.“ meinte sie dann erklärend während Claudia die Zeilen überflog und ungehalten schnaubte.
„Er schickt dich dafür vor?“ brummte sie und es war unübersehbar das Claudia nicht viel davon hielt.
„Nein er wollte es dir direkt mitteilen aber ich habe angeboten das zu tun.“ erwiderte Sam und nahm noch einen Schluck von ihrem Saft.
„Warum?“
„Weil ich nicht wollte das du ablehnst und ich weiß das du vorhast genau das zu tun.“ erklärte Sam und wieder schnaubte Claudia so das sich Sam fragte ob sie eigentlich wusste wie ähnlich sie ihrem Bruder Shay manchmal war.
„Und warum sollte ich nicht ablehnen? Offenbar ist er nicht nur Manns genug mir das selber zu geben, sondern nutzt auch noch eine schwülstige Sprache statt zum Punkt zu kommen.“
„Das tun andere Völker auch und als Commodore bist du diplomatisch geschult genug um das akzeptieren zu können auch wenn es nicht deinem Stil entspricht.“ konterte Sam und Claudia atmete tief durch ehe sie ihr Glas leerte.
Es gab nicht viele Leute denen sie erlaubte so mit ihr zu reden.
„Du klingst wie mein Counselor.“ knurrte sie dann und Sam lächelte. Weniger wegen dem Satz an sich, sondern wegen Claudias Eingeständnis das sie zu einem Counselor ging.
„Wirst du die Einladung annehmen?“ fragte sie dann und Claudia erhob sich schweigend. Trat wieder an das Fenster und starrte nach draußen ohne wirklich etwas zu sehen.
Jede Faser ihres Körpers sträubte sich dagegen die Einladung anzunehmen. Wenn das sie würde sie Ort und Zeit bestimmen! Die Kontrolle haben!
Kontrolle die sie auf Anraten ihres Counselor abgeben sollte ab und an. Man konnte nicht immer alles kontrollieren. Das hatte sie schmerzhaft bei Jynahs und Juniors Tod wieder einmal lernen müssen. Gleichgültig wie viel Kontrolle sie hatte – auch das hatte sie nicht verhindern können genauso wenig wie die Zerstörung der USS Ainama.
Sie schloss kurz die Augen während die Stimme ihres Counselor in ihrem Kopf widerhallte.
„Fein …“ brachte sie schließlich hervor und kam zurück zu der Sitzecke. Tatsächlich war Sam ein wenig überrascht. Sie hatte mit mehr Gegenwehr gerechnet.
Claudia nahm das PADD noch einmal in die Hand.
„Aber nicht um die Uhrzeit. Da bin ich reiten. Eine Stunde später würde gehen, falls er da Zeit hat. In dem Lokal kann man auch gut Essen, ich war da schon ein paar Mal.“ erklärte sie.
Soviel zum Kontrolle abgeben … allerdings hatte sie auch nicht gelogen. Die Zeit war in ihrem Terminkalender tatsächlich fürs reiten auf Sherman geblockt und das Lokal lag in der Nähe des Reitstalls so dass sie dort ab und an einen Bissen zu sich genommen hatte. Das Ettore ausgerechnet diesen Ort gewählt hatte war entweder glücklicher Zufall oder er hatte Erkundigungen eingeholt. Welches von beiden zutraf würde sie wohl morgen erfahren.
Sam starrte Claudia verblüfft an und fragte sich ob das wirklich noch die gleiche Person war die sie von früher kannte – aber wer war das schon?
„Dein Counselor scheint gute Arbeite zu machen – ich hatte mit mehr Gegenwehr gerechnet.“ meinte sie ehrlich.
„Ich kann ihn dir gern weiterempfehlen, wenn du nicht zur Counselor der Heph willst. Du gehst doch zur Counselor, oder? Du kennst die Vorgaben.“ konterte Claudia nun und das leichte zucken bei Sam beantwortete die Frage bereits.
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<SUM>
# Ort: irgendwo auf Sherman
# Zeit: SpD 2.1523
Shay versucht mit einem Kater und dem Tod klar zu kommen.
# Ort: K7 / Büro Cdor. Ruthven
# Zeit: SpD 3.1750
Claudia und Sam unterhalten sich über Ettores Einladung die wenig Anklang bei Claudia findet aber sie stimmt dennoch zu auch wenn sie die Uhrzeit um 1 Stunde schieben muss.
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submitted by
Mac