In anderem Licht
Betreff: In anderem Licht |
Von: v2vc |
Datum: 23.06.2019, 20:22 |
An: USS-Hephaistos@yahoogroups.de |
<RPG>
# Ort: Büro des CNS
# Zeit: MD 1.1900
Mit dem Rücken zur Tür schauten Renal und Ettore beide einen Becher Tee
in der Hand auf einen Sichtschirm, der eine Akte zeigte.
„Und Du meinst, ich sollte mal nachfragen, wie es um ihre Eltern
steht?“, fragte Ettore auf das Porträt einer jungen Frau deutend.
„Ja, ich glaube, das wäre eine gute Idee. Sie ist sehr um ihre Familie
besorgt, das wird Dir sicher helfen, wenn Du ein wenig mehr Zugang zu
ihr bekommen möchtest. Alle Familienmitglieder dienen bei der
Sternenflotte. Da ist zu Zeiten des Kriegs natürlich schon eine kleine
Katastrophe, wenn der Subraumfunk mal einen Tag länger braucht“,
erklärte Renal.
„Hmm verstehe… ich schaue mal, was ich machen kann.“ Ettore stellte
den Becher weg und machte sich auf einem Padd eine Notiz.
„Das wirst Du sicher hinbekommen, bei mir fremdelt sie ein wenig. Na ja,
ich könnte ihre Großmutter sein…“ Dann lachte sie.
*düdiep*
„Herein!“
Wie einstudiert drehten sich beide gleichzeitig mit ihren Stühlen herum,
um zu sehen, wer da durch die Tür getreten war.
„Oh, ich hoffe, ich störe nicht. Das sieht sehr dienstlich aus“,
erklärte Shay.
„Es ist dienstlich, aber Sie stören nicht, Captain. Was gibt es denn?“,
antwortete Ettore.
„Ich räume dann wohl lieber noch ein wenig nebenan auf“, bot Renal an,
als sie den ernsten Blick des Skippers sah.
„Nein, bitte bleiben Sie, vielleicht ist es ganz gut, noch eine weitere
Meinung zu hören.“ erklärte Shay und suchte sich einen Stuhl.
„Heute nach der Besprechung gab es noch eine … na ja wie soll ich
sagen … interne Diskussion und ich habe versprochen noch mal darüber
mit Ihnen zu sprechen, Counselor.“ Shay betonte das letzte Wort, um zu
verstehen zu geben, dass es sich um ein dienstliches Gespräch handelt.
„Ja?“, fragte Ettore nach.
„Es geht um diesen Hickhack mit Botschafter Jared. Können Sie dafür eine
Erklärung zu geben?“, erkundigte sich Shay.
Der Italiener musterte den Captain. „Also, ich habe nicht die Unterlagen
zensiert“, erklärte er.
„Nein, das ist schon klar. Aber irgendwie ist da ein gespanntes
Verhältnis“, meinte Shay.
Ettore lachte auf: „Ich denke, dass der Grund mehr als offensichtlich
ist, Captain.“
„Ich hörte, es hätte zu Akademiezeiten…“, begann Shay, wurde dann aber
schnell unterbrochen.
„Nein, darum geht es nicht und im Übrigen gab es keine ‚gemeinsamen
Zeiten‘…“, unterbrach ihn Ettore schnell.
„Was ist es dann?“ Shay kratzte sich am Kopf. Für ein Ratespiel war er
nicht aufgelegt.
„Nun, es ist so ähnlich wie mit Ihnen und ihrer Schwester.“ Erklärte nun
Renal und musterte den Captain aufmerksam, ob ihm jetzt ein Licht
aufginge. Aber Shay sah nur noch verwirrter nun von einem zum anderen.
Was hatten denn seine Familienverhältnisse damit zu tun?
Renal legte das freundlichste Gesicht auf und begann dann ganz sachlich:
„Sie sind der Captain dieses Schiffes. Und obwohl Sie der kommandierende
Offizier sind, haben Sie nicht das Sagen, denn es ist ein ranghöherer
Offizier gekommen, der Sie nun nach Ihrer Pfeife tanzen lässt. Mr. della
Scala ist als Counselor für die diplomatischen Belange mit der
Schiffsführung zusammen verantwortlich. Aber er wird dabei schlichtweg
übergangen, weil ein Botschafter an Bord kommt, der jegliche
Zusammenarbeit verweigert, Informationen zurückhält und zudem noch eine
Attachée mit an Bord bringt – ohne ihr jetzt nahe treten zu wollen – die
weniger Lebensjahre zählt, als Mr. della Scala erfolgreiche Abkommen für
die Föderation mit ausgehandelt hat. Glauben Sie nicht, dass dies zu
einem Spannungsverhältnis führt?“
„Hmm.“ Shay schürzte die Lippen. Er ärgerte sich, dass er einfach von
diesem vom Botschafter so hervorgehobenen persönlichen Konflikt
ausgegangen war. Diese Erklärung warf allerdings ein völlig neues Bild
auf die Situation. „Ich sehe, was Sie meinen.“ Er war mit der Situation
selber höchst unzufrieden. Dazu kamen noch die persönlichen Konflikte,
die das ganze Hierarchieverhältnis noch verkomplizierten.
„Die Commodore und der Botschafter sprachen allerdings von einem alten
Konflikt aus Akademiezeiten. Der Botschafter ist dabei sehr… sagen wir
mal, persönlich geworden. Auch wenn ich die Erklärung von Ihnen, Renal,
nachvollziehen kann, muss ich wissen, was damals gewesen ist.
Counselor?“ Shays Stimme war etwas nachdrücklicher geworden.
„Ich weiß leider nicht, wovon Sie sprechen, Captain. Soweit ich mich
recht erinnere, hat Botschafter Jared einmal einen Vortrag gehalten, dem
ich beigewohnt habe. Ansonsten hatte ich keinen Kontakt zu ihm“,
erklärte Ettore noch einigem Überlegen.
Nun setzte sich Shay mit einem Ruck auf. Das war etwas ganz anderes, als
der Botschafter erzählt hatte. Er überlegte kurz, wie weit er gehen
sollte, aber entschied sich dann, doch noch etwas weiter zu bohren.
Dafür musste er aber noch etwas von dem morgendlichen Gespräch
paraphrasieren.
„Das überrascht mich. Der Botschafter sprach von seiner langen
Erfahrung, dass es einen Streit gab, er ein guter Zuhörer sei, Sie wohl
die Karriere nur eingeschlagen hätten, um selber Hilfe zu finden, und
dann zur Kompensation hier Leute außer Dienst stellten und ich bald
niemanden mehr einsatzfähig hätte.“ Er leierte es schnell herunter, in
der Hoffnung irgendwie würde einiges untergehen.
„Sie werden bald niemanden mehr haben, denn inzwischen haben Sie ja drei
traumatisierte Frauen an Bord, die sich bisher weigern, Hilfe
anzunehmen: Ms. Rocha, Ms. Commodore und Ms. Bateh. Allerdings ist das
natürlich in gewisser Weise Ihr Risiko, in wie weit Sie so etwas tragen
wollen. Die Krise ist aber nicht in absehbarer Zeit vorbei. Man sollte
wissen, auf welches Pferd man setzt, Captain.“ Renal hatte einen
ruhigen, aber etwas schärferen Tonfall eingeschlagen.
„Wie gesagt, ich glaube nicht, dass sich Botschafter Jared an mich aus
Akademiezeiten erinnern würde. Ich stach da nicht aus der Masse in
irgendeiner Weise heraus. Und zu den Vorwürfen. Ich werde das gleich zu
Protokoll geben, dass der Botschafter der Sternenflotte nicht traut,
wenn Sie jemanden für den psychologischen und diplomatischen Dienst als
uneingeschränkt diensttauglich einstufen. Ich habe da eine völlig weiße
Weste. Aber das ist typisch für Jared, oder?“, erklärte Ettore und
blickte dabei zu Renal.
„Also kennst Du ihn doch von früher!“ Shay hatte beim letzten Satz so
überrascht aufgehorcht, dass er versehentlich ins ‚Du‘ wechselte.
„Nein, ‚kennen‘ ist falsch. Aber ich habe immerhin im Diplomatischen
Korps der Flotte gearbeitet“, erklärte Ettore.
„Nicht dass ich Dir das nicht glauben würde. Aber woher weiß er dann die
Details? Es klang sehr fundiert“, fragte Shay nach.
„Er hat ja reichlich Vollmacht und kann Personalakten einsehen…“,
begann Ettore mit einem Erklärungsversuch. „Und er macht gerne andere
Leute klein. Dass er ein guter Zuhörer ist, heißt leider nicht, dass er
immer das richtige sagt oder sich gekonnt ausdrückt.“
„Für mich ergibt das alles keinen Sinn“, gab Shay zu.
Nun war es wieder Renal, die sprach: „Captain auch ich habe langjährige
Erfahrung beim Diplomatischen Korps der Sternenflotte. Dort ist
Botschafter Jared sehr bekannt. Bei allen und jedem. Aber nicht als der
gute und herausragende Diplomat, als der er sich gerne darstellt.
Sondern er ist beispielsweise bekannt dafür, dass er übellaunig auf
Offiziere, besonders im diplomatischen Dienst reagiert. Er hat zwar an
der Akademie gelernt und gelehrt, aber eine Karriere als Offizier in der
Sternenflotte, hat man ihm verweigert. Und ich darf das sagen, denn ich
bin selber Zivilistin und keine Angehörige der Sternenflotte: Er hasst
eigentlich die Sternenflotte und neidet anderen, was er selber nicht
erreichen konnte. Er wirkt immer größer, wenn er die anderen klein
macht. Bisher bin ich zum Glück von ihm verschont geblieben. Vermutlich
weil ich dafür da bin, die Scherben aufzulesen. Das bringt einem keinen
Ruhm ein. Ich vermute, dass Mr. della Scala mit seiner Behinderung und
dem Vorwissen aus dem Diplomatischen Korps einfach das ‚Opfer‘ par
excellence für ihn darstellt.
Und dass er viel Erfahrung hat, heißt leider nicht, dass er ein
besonders erfolgreicher Diplomat ist. Es gab und gibt im Korps diesen
Spruch ‚das ist ein echter Jared‘. Das bedeutet, dass eine Mission
hoffnungslos ist. Der Botschafter wird für unliebsame Aufgaben
geschickt, die niemand anders machen möchte. Seine Erfolgsbilanz ist
erschreckend gering und an einer Hand abzuzählen. Dennoch macht er
weiter, weil er nicht anders kann. Und weil er das Wettern gegen
einzelne, besonders gegen Offiziere der Flotte einfach zu seinem Leben
braucht… soviel zum Thema psychische Gesundheit.“ Renal schloss mit
einem Kichern, das sie wie ein Schulmädchen wirken ließ.
„Aber zu meiner Schwester scheint er ein gutes Verhältnis zu haben. Und
Sie ist immerhin Flagoffizier“, warf Shay ein.
„Ich vermute, dass der Rang der Commodore den geringsten Anteil hat“,
entgegnete Ettore.
„Und dass er sich eine junge Frau als Attachée auswählt, passt auch gut
ins Bild. Also Ms. Pema kann ich verstehen, sie möchte nur einen Job in
der Flotte. Aber ich vermute, dass Botschafter Jared sie ausgewählt hat,
damit er Einfluss auf sie ausüben kann. Wie gut, dass Sie sie als
Medizinerin einsetzten, so kann sie sich gut aus seinem Einfluss
befreien“, ergänzte Renal.
Shay blickte von einem zum anderen. Dass es sich um zwei gute alte
Bekannte und Kollegen handelte wusste er. Aber hieraus ergaben sich nun
neue Perspektiven, die alles bisher Angenommene irgendwie in völlig
anderem Licht darstellten.
„Und die Mission?“ fragte Shay.
Ettore zuckte mit den Schultern. „Ich wäre ja durchaus bereit, bei
dieser Mission mit meiner Erfahrung und meinem Wissen zu helfen. Aber
man müsste mich auch lassen.“
Der Skipper stöhnte auf. „Irgendwie ist das alles etwas viel. Ich muss
sagen, dass sich das plausibel anhört und ich Ihnen beiden glaube. Aber
jetzt brauche ich einen Drink. Wollen wir vielleicht zusammen das
Gespräch so etwas gemütlicher ausklingen lassen.“
„Wir hatten ohnehin vor, einen kleinen Snack im Elysion einzunehmen.
Sehr gerne, Captain“, nahm Ettore für beide das Angebot an, alles erst
mal sacken zu lassen.
# Ort: Elysion
# Zeit: MD 1.2010
Shay, Ettore und Renal saßen bei einem Drink und einem leichten
Abendessen an einem Tisch im Elysion. Die Stimmung war gedämpft heiter,
was der Captain sehr wohlwollend sah. Immerhin waren es Kriegszeiten und
wenn seine Crew nach Dienstende etwas die Sorgen vergessen konnte, so
war ihm das nur recht.
Sie unterhielten sich über alltägliche Dinge und Sorgen, ohne an das
Gespräch anzuknüpfen.
Der gemütliche Abend wurde jäh unterbrochen, als von hinten ein lautes
„Da steckst Du also!“ ertönte.
Alle Gespräche erstarben sofort, als Claudia mit vehementen Schritten
auf den Tisch der Drei zuging.
„Als Du sagtest, Du würdet noch mal mit della Scala sprechen, bin ich
nicht davon ausgegangen, dass es hier gleich zu Verbrüderungsaktionen
kommen wird!“ Ihre Stimme war scharf und schrill.
„Ähm, glaubst Du nicht, dass Du Dich etwas beruhigen solltest?“, sagte
Shay deutlich aber mit leiser Stimme.
„Ich bin RUHIG! Wer Unruhe stiftet bist Du, wie kannst Du nur das
Vertrauen, das der Botschafter und ich in Dich setzten so missbrauchen,
indem Du Dich mit della Scala verbrüderst, anstatt ihm klar zu sagen,
dass er hier völlig fehl am Platz ist!“ Sie bekam sich überhaupt nicht
ein und es störte sie auch nicht, dass inzwischen alle im Raum nur noch
sie anblickten.
Mit drohend ausgestrecktem Zeigefinger deutete sie auf den Italiener.
„Jared hat vollkommen Recht. Die Situation der Flotte ist nicht so
verheerend, dass wir in die Versehrtenheime gehen und ein letztes
Aufgebot bestellen, um es mit Uniformen und Rangpins zu dekorieren, die
dann schalten und walten, wie sie wolle. Also sehen Sie zu, dass Sie
ihre missgebildete Gestalt aus meinen Augen schaffen, am besten für immer!“
Ettore war im Zuge von Claudias Rede immer bleicher geworden. Kalkweiß
im Gesicht versuchte er aufzustehen. Sackte dann aber in einem
Schwächeanfall wieder auf den Stuhl zurück.
Sofort eilte in junger Petty Officer vom Nebentisch zur Hilfe.
„Sie gehen dann wohl besser mit ihm auf die Krankenstation“, sagte Renal
ruhig und signalisierte dem Petty Officer, sich den Arm des Italieners
um die Schulter zu legen. Sie war erst in Versuchung, selber mitzugehen,
glaubte aber, dass sie hier vielleicht noch das Schlimmste verhindern
könnte. „Vielleicht klären Sie dann hier die Situation auf“, sagte sie
würdevoll und setzte sich wieder, Shay und Claudia nicht aus den Augen
lassend.
<NRPG> Kleiner Ball für Mac. Was wohl Jared und Claudia noch so
gemeinsam aushecken? </NRPG>
# Ort: Krankenstation
# Zeit: MD 1.2102
Mit einem Zischen ging die Tür auf.
Nataly Grace kam aus dem Büro der CM, wo sie Bereitschaftsdienst hatte.
„Was ist passiert?“, fragte sie, als sie den Petty Officer sah, der den
Counselor beim Gehen mächtig stützen musste.
Wortlos deutete sie auf eines der Biobetten und gemeinsam verfrachteten
sie den Italiener darauf.
„Es hat einen verbalen Konflikt gegeben, woraufhin der Counselor einen
leichten Schwächeanfall erlitt, Nat“, erklärte er. „Schaffst Du das,
oder soll ich warten, bis die CM eingetroffen ist?“
<NRPG> Kleiner Ball für Jetsun </NRPG>
</RPG>
<SUM>
# Ort: Büro des CNS
# Zeit: MD 1.1900
Shay will nochmal mit Ettore über die Vorwürfe von Jared sprechen,
erfährt dann von Ettore und Renal aber eine völlig andere Geschichte.
# Ort: Elysion
# Zeit: MD 1.2010
Shay, Ettore und Renal sitzen im Elysion, als Claudia auftaucht und den
Italiener vor den Augen aller diskriminiert.
# Ort: Krankenstation
# Zeit: MD 1.2102
Nach einem erlittenen Schwächeanfall wird Ettore auf die KS begleitet.
</SUM>
submitted by
Kim
aka
LtCmdr. Ettore Ludovico della Scala
CNS – USS Hephaistos
SD 250623.8