kleines Copost mit unserer fleißigen Sunny!
<RPG>
# Ort: CNS-Büro
# Zeit: SpD 1.0221
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„Aber wenn Sie jetzt schon mal hier sitzen,können Sie mir ja mal Etwas
berichten.“ Fing Ettore nun an. Emily blieb vor Schrecken fast ein
Bissen quer im Hals stecken. Ihren erschreckten Blick ignorierte der
Italiener. Diesem schien der seltsame Aufzug inzwischen – also nachdem
er den Sitz mehrfach sorgfältig kontrolliert hatte – nichts mehr
auszumachen. Auch wenn die Situation irgendwie surreal war.
„Letztes Mal, als Sie mit mir gesprochen haben, waren Sie auf der Suche
nach mehr. Nun, um es mal salopp zu sagen, davon hatten sie sicher in
der letzten Zeit genug und standen viel im Mittel. Entführung,
Gefangenschaft,ein unfreiwilliger Symbiont und und und.“ Er machte eine
kurze Pause. „Wie ist es Ihnen denn damit ergangen?“
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Emily war froh, dass sie vor einem Moment noch den Mund gelehrt hatte,
sonst hätte sie sich in Anbetracht so vieler so direkter Fragen
sicherlich verschluckt. Angestrengt dachte nach, auch immer noch über
das seltsame Teil, welches sich ihr Gegenüber gerade aus dem Bart
gedreht hatte. „Naja, was soll ich dazu sagen? Ich glaub ich hätte auch
gut drauf verzichten können im Mittelpunkt zu stehen.“
So hatte Emily sich das alles wahrhaftig nicht vorgestellt,aber sie war
immer noch hier und eigentlich gingt es ihr aktuell gut, das war doch
zumindest als Erfolg zu verbuchen. Ob, das alles morgen auch noch so
sein würde,das vermochte sie nicht zu sagen, aber aktuell hatte es ihr
geholfen nicht zu weit in die Zukunft zu planen.
Geschickt hangelte Em sich eines der Sandwiche, „Also mehr such ich
aktuell nicht, weniger wäre eine Option“, sie deutete auf Ihren
Bauch,„Aber es ist wie es ist und da man das nicht ändern kann….“, sie
würgte das Essen herunter, da es wohl nicht nett war mit vollem Mund zu
sprechen, „Es gibt gute und schlechte Nächte, die Tage ist ja immer
irgendwer damit beschäftigt Beulen ins Schiff zu fliegen, da habe ich
genug zu tun.“
Ettore lachte. Ja, das konnte er gut verstehen. Irgendwie ähnelten sich
damit – so unwahrscheinlich es auch klingen mochte – ihre
Arbeitsbereiche. Man musste die Beulen ausbessern, die andere
verursachten. Eigentlich ein schönes Bild.
„Eine schöne Metapher.“ Der Italiener guckte träumerisch in die Gegend,
wie Em das Gefühl hatte ganz haarscharf an ihr vorbei.
Sie war sich nicht ganz sicher, ob der Counselor sie nicht ganz ernst
nahm. „Ähm. Sie meinen was genau?“, fragte sie vorsorglich nach.
„Ach Ihr Bild, die Beulen auszubeulen, die andere verursachen. Das ist
doch irgendwie schon ein Lebensbild, finden Sie nicht?“ fragte der
Ettore immer noch verträumt zurück.
Vielleicht lag es ja an dieser späten oder auch frühen Stunde, dass der
Italiener so seltsam verträumt wirkte, überlegte sich Em.
„Ähm.“ Ihr Mund ging einmal auf und zu, aber so recht wusste sie keine
Antwort.
Nun guckte Ettore Em wieder direkt an. Ein leichtes Lächeln umspielte
seine Mundwinkel. „Keine Sorge, es war nur eine rhetorische Frage, Miss
Wells. Ich hänge solchen grundsätzlichen Fragen der Existenz gerne nach.
Entschuldigen Sie den kleinen Exkurs.“
Er rief auf seinem Sichtschirm etwas auf und las darin einen Augenblick.
„Ah richtig“, sagte er zu sich selber. Dann wandte er sich Em wieder zu.
„Wenn ich das richtig lese, haben Sie sich nie bei der Kommissionfür das
Symbionten-Programm beworben. Ich weiß, dass es für Trill eine hohe
Auszeichnung darstellt, für einen Symbionten ausgewählt zu werden. Wie
geht es Ihnen denn jetzt damit auch im Hinblick auf einen eventuellen
Besuch in der Heimatwelt?“, erkundigte er sich.
Die junge Trill legte ihre Stirn in Falten, darüber hatte sie noch gar
nicht nachgedacht. Einen Moment lang war sie versucht hektisch nach
Worten zu suchen, aber ihr Symbiont schien in Anbetracht der Uhrzeit
eher beruhigt und das färbte ab, „Ich bin von Menschen aufgezogen
worden. Ich war noch nie auf Trill, eigentlich wollte ich immer mal im
Urlaub da hin und es mir ansehen und dann kam der Krieg… außerdem…. Ich
erinnere mich nicht an die Leben meiner Wirte vorher, aber ich träume
oft von ihnen und dann war ich auch oft auf Trill. Für mich reicht das.“
Sie waren gerade im Krieg und da bekam man ja nicht einfach so Urlaub um
mal den Heimatplaneten zu besuchen und einen auf dicke Hose zu machen,
weil man nun zu den coolen Kids gehört, weil man verwurmt war.
„Außerdem interessiert es mich nicht was die von mir denken“,Em zuckte
mit den Schultern, es gab nicht viele Menschen von denen ihr wichtig war
was sie dachte, allerdings befanden sich die meisten davon hier auf dem
Schiff und einer saß gerade vor ihr.
„Aber“, das ist ja hier nur ein nächtliches Treffen und keine echt
Therapiestunde oder?“
Der Italiener nickte zögerlich, denn immerhin saß er noch immer im
Morgenmantel.
„Was halten Sie denn von dem Krieg und was er mit den Leuten hier auf
dem Schiff macht?“
Emily war sich immer noch nicht schlüssig, ob dieser Krieg sie wirklich
alle veränderte und wenn ja, wie?
Der Italiener verzog den Mund zu einem sarkastischen Lächeln. „Sie
werden diese Frage hoffentlich nicht ganz ernst gemeint haben, Miss.“
Und nach einer kleinen Pause ergänzte er. „Natürlich sage ich allen
Angehörigen, dass ihre Liebsten auf den Altären politischer Eitelkeiten
geopfert wurden. Und natürlich müssen sie Verständnis haben, dass alle
außer den anderen Opfer bringen müssen.“
Em sah überrascht völlig verschreckt auf. „Das ist jetzt nicht Ihr
ernst, oder?“
Ettore gähnte. Er sah plötzlich sehr müde aus.“Natürlich nicht. Was
diejenigen immer vergessen, die Kriege anzetteln,dass es Opfer gibt.
Viele Opfer. Und jedes einzelne Schicksal ist ganz einzigartig. Egal ob
Opfer oder Angehörige. Eine Menge Arbeit. Nicht nur ein paar Beulen.“
„Hmm“. Em nahm den leeren Teller und hielt ihn etwas fester umklammert.
Es war sicher ein Aspekt, der ihr auch noch nicht sosehr im Bewusstsein
war. Natürlich hatte sie die immer gereiztere Stimmung in der Messe
wahrgenommen. Die gesenkten Blicke, wenn die Leute schweigend aneinander
vorbei gingen. Und wenn sie es sich recht überlegte auch die immer
schweigsameren Mitglieder ihres Teams.
Als sie an ihr Team dachte, gab sie sich schließlich einen Ruck. „Und
was kann ich dazu beitragen? Ich meinte, dass dich die Leute in meiner
Umgebung damit besser fühlen.“
„Zeigen Sie ihnen Ihre Wertschätzung“, antwortete der Counselor sofort.
„Jeder im Team soll wissen, dass die Arbeit gewürdigt wird und das
Einbringen Wertschätzung erfährt. Gerade in schwierigen Zeiten. Wenn Sie
ein Wir-Gefühl etablieren können, dann tragen alle einen Teil der Last.
Wichtig ist, dass sie dann auch dazu bereit sind, diese Last mitzutragen.“
Em nickte. Sie würde demnächst versuchen, trotz der Hektik noch mehr auf
ihr Team einzugehen. Als sie schon überlegte, was sie für Maßnahmen
ergreifen könnte, unterbrach eine weitere Frage ihre Gedanken.
Ettore sprach ruhig und leise: „Wie geht es nun weiter,bei Ihnen, Miss.
Sie haben Ihren Namen nicht geändert. Das ist kein gutes Zeichen. Kann
ich dann davon ausgehen, dass Sie Ihren Symbionten nur vorrübergehend
beherbergen und dann wieder abgeben wollen? Eine recht riskante Aktion.“
Diese Frage sorgte nun schlicht und einfach dafür dass der jungen Frau
die Gesichtszüge voll und ganz entglitten. Das hatte er nicht gefragt!
Das hatte er nicht! So unwissend konnte er nicht sein.
Emily atmete tief durch auch auf Anraten ihrer Freunde, dies ich bis
gerade sehr bedeckt gehalten hatten, aber verständlicher Weise waren sie
nun verärgert. Nachdem alle Stimme im Kopf der Trill beruhigt hatte und
sie sich wieder konzentrieren konnte, beschloss sie noch mal tief
durchzuatmen.
„Wir wissen Beide, dass dieses Spiel mit den Symbionten so nicht
funktioniert! Und ich bin mir sicher, dass sie wissen was nach 72
Stunden passiert. Da ich nicht ungebremst in meinen Selbstmord rennen
werde…“; sie knurrte leise, „Ich weiß, dass sie das alles wissen, aber
was ich nicht weiß,ist der Umstand warum sie diese Frage stellen.“
Immer noch schnaubte Emily aufgebracht und verschränkte die Arme vor der
Brust, „Ich bin von Menschen aufgezogen. Vielleicht hänge ich an meinem
Namen einfach nur.“
Ihr Gegenüber ließ sich nicht ansatzweise aus dem Konzept bringen, „Das
würde aber beinhalten, das sie sich an rein gar nichts aus dem Leben der
vorherigen Wirte erinnern und da sie gesagt haben, das sie von ihnen
träumen, ist da zumindest ein unterbewusster Zugang zu den Erinnerungen,
was einen Einfluss an kulturellen Hintergründen der Trill beinhaltet und
das wiederum bringt uns zur Frage der Namengebung.“
Emily seufzte, „Scheiß Tiefenpsychologie.“
Immer noch lag der Blick des älteren Mannes auf der Trill, er strahlte
Ruhe aus und das nun unvermindert.
„Okay, dann bitte! Machen wir einen auf Tiefenpsychologie. Man ist die
Summe seiner Erfahrungen! Man entwickelt sich ständig weiter! Man lernt
dazu und verändert sich. Sie! Ich! Wir alle! Wie viele Leute hat der
Krieg verändert?! Und das sind nur Monate? Ich habe kein Problem mit dem
Symbionten, der wohnt bei mir, futtert mit, bewegt sich ab und zu“,
schimpfte Emily wütend vor sich hin, “Womit ich ein Problem habe sind 8
Leben voller Erfahrungen!“
Emily ließ sich im Sessel nach hinten fallen und seufzte betrübt,
„Vielleicht mag ich die Person nicht, die ich am Ende bin. Oder alle
anderen hier mögen mich nicht. Oder die 20 Jahre meines kümmerlichen
Lebens gehen in den 600 Jahren unter. Mein erster Wirt ist fast 100
geworden.“
Emily seufzte, „Wenn sie nicht ihre Frau kennengelernt hätte und keine
Kinder hätte und sich ab einem gewissen Punkt alles andere entwickelt
hätte, dann wäre sie vielleicht nun befehlshabender Offizier eines
Schiffes, der nur seine Karriere im Auge hat.“
Ettore lächelte. Er hatte nicht unbedingt in ein Wespennest stechen
wollen, allerdings schien er da auf etwas gestoßen zu sein, was wohl
noch etwas länger Beachtung benötigte.
„Na ja, wenn Sie es so formulieren, befinde ich mich eigentlich schon in
einer völlig anderen Realität.“ Er sagte es bestimmt, ohne weitere
Ausführungen. „Ich glaube nicht, dass Sie sich Sorgen machen müssen, Sie
sind ja ja auch etwas und etwas wert. Da brauchen sie sich nicht von
grauer Emminenz einschüchtern zu lassen.“ Er machte ein ernstes Gesicht
und deutete mit der Hand einen langen Rauschebart an.
„Sie sind jetzt ein Wirt und haben einen Symbionten. Ich erspare Ihnen
nähre Ausführungen zur tieferen Bedeutung des Präfix ‚Syn‘, aber sie
sind ein Teil des Teams. Und wenn ich mir Ihre Reaktion so angucke,
scheinen Sie nichts vom alten Glanz eingebüßt zu haben.“ Er lächelte ihr
aufmunternd zu.
Emily war noch immer aufgebracht und pflückte mit einer unwirschen
Handbewegung in einer unbewussten Geste ein paar Lavendelzweige aus der
Blumenrabatte neben ihr.
Der Counselor zuckte sichtlich zusammen. Ihren Fehler bemerkend legte
sie die Halme schnell sorgfältig nebeneinander auf den Tisch.
„Wenn… ist immer so eine Sache. Am besten versuchen Sie sich nicht auf
diese Gedankenspielchen einzulassen. Konzentrieren Sie Ihre Energie auf
die Tatsache, dass nun alles anders ist. Sie sollten bei nächster
Gelegenheit mal mit Spezialisten für symbiontische Physiologie sprechen.
Dann können wir bei unseren nächsten regulären Terminen überlegen, wie
Sie in Zukunft zu einem normalen Selbst zurückfinden.“ Ettore machte
sich ein paar Notizen.
„Und vor allem schonen Sie sich ein etwas. Sie könnten damit anfangen,
nach Ihrem Nachtmahl nun zur Ruhe zu gehen“, schlug er vor.
„Gute Nacht.“ Em hatte es plötzlich sehr eilig, aus dem Büro zu
entkommen. Die Worte ‚nächste termine‘ wirkten irgendwie beuunruhigend.
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# Ort: CNS-Büro
# Zeit: SpD 1.0221
Trotz ungewöhnlicher Zeit und Umständen unterhalten sich Emily und
Ettore ein wenig über die aktuelle Situation.
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von
Sunny und Kim