#Zeit: MD 7.0800
#Ort: Die Mühle
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Wie in Zeitlupe streckte er seine Hand aus, um den Hebel zu berühren. „Vorsicht!“ Warnte Jetsun, doch die Neugier war zu groß, und Fabi legte den Hebel um. Irgendwie kam es ihm richtig vor. Sofort hörte das Blinken auf, und wurde zu seinem steten Leuchten. Und nun konnten sie alle eine Stimme durch das Rauschen und Knacksen hören. Abgehackt… aber ganz klar eine weibliche Stimme mit befehlsgewohntem Tonfall.
„USS Hephaistos *krrrrchhhh* melden! Hier*krcks* Captain Sureya Bateh *rrrrrsshhh* USS Nemesis. Bitte antworten! Wir sind *ffffffpppsshhh* zu helfen! Captain Shay Ruthven, bitte *kkrrrrchhhhh* noch am Leben? Bitte antworten! Sagen Sie *rrrrrsshhhhh* Ihnen helfen können!“
Und sofort gingen dies Kopfschmerzen wieder los….
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„USS Nemesis, wir hören Sie“, sagte Fabièn automatisch. „Captain Bateh?“
„Wo ist sie?“, fragte Nenii. Die Stimme der Frau schien aus Richtung der Wand zu kommen, doch dort war niemand zu sehen. Vielleicht war sie hinter der Wand? Sie versuchte sich zu erinnern, was auf der anderen Seite der Wand war. Es klang auch nicht wie jemand, der hinter einer Wand sprach.
Die Übertragung wurde wieder schlechter, es war fast nur noch Rauschen und Knistern zu hören. Es war wie als ob die Frau neben einem Wasserfall oder einem tobenden Feuer sprach.
„USS Nemesis, hören Sie uns?“ wiederholte Fabien.
„*rrrshhbeeeepshhhhh*phaistos, bi*krchhhhhckscksshhhhh*Shay Ruth*schhhhhhhkrks….* antworten! Sagen*rshrshrshhhhh*“
Aus denen wenigen Fetzen, die noch durchkamen, konnte man schlussfolgern, dass die Botschaft mehrfach wiederholt wurde. Die letzten Worte, die noch zu verstehen waren, waren „Sureya Bateh“. Seltsamerweise assoziierte Jetsun ein klares Bild mit dem Namen, ein Frauengesicht das leicht exotisch aussah. Danach kamen nur noch Störgeräusche.
„USS Nemesis! Wir hören!“, sagte Fabi noch einmal. Aber es war nur noch statisches Rauschen zu hören. Alle vier lauschten angestrengt, doch es gab definitiv nichts sinnvolles mehr zu hören.
Nach etwa einer halben Minute endete das Geräusch plötzlich wie abgeschnitten. Die plötzliche Stille kam wie ein Schock.
Der Hebel hatte aufgehört zu leuchten und sah wieder wie ein ganz alltägliches Stück Holz aus. Fabien drückte ihn mehrmals hin und her. Doch nichts passierte.
„Verflixt“, sagte Massimo schließlich. „Was…?“
Er sprach nicht weiter. Stumm sahen sie sich an. Fabièn und Jetsun fühlten das gleiche wie er – dass sie gerade an der Schwelle einer wichtigen Erkenntnis gestanden hatten. Sie hatten sie praktisch schon in der Hand gehabt, bildlich gesprochen. Doch in dem Moment, als sie sie hätten packen sollen, war sie ihnen entwischt wie ein Stück nasse Seife.
Nenii hingegen hatte sich anscheinend damit abgefunden, dass sie in der Geisterwelt waren, und dass seltsame Dinge an der Tagesordnung waren. „Und nun?“ fragte sie, nachdem keiner der anderen Anstalten machte, sich zu bewegen.
„Wir müssen tiefer hinunter“, flüsterte Massimo wie in Trance. „Bis in die tiefsten Tiefen des Kaninchenbaus.“
Fabi und Jetsun nickten langsam. Der Krämer rieb sich über die Schläfen, anscheinend hatte er Kopfschmerzen.
Nenii sah sich um. Nun, da die Lichter erloschen waren, lag der Raum fast im Finsteren. Beiläufig fiel ihr auf, dass auch der Mühlstein wieder ganz normal aussah. Im Dunkeln sahen die ganzen Hebel und Bedienvorrichtungen unheimlich aus. In den Tiefen der Mechanismen bewegten sich mit leisem Knarren die Wellen und Zahnräder.
„Da ist ein Durchgang“, stellte die Indianerin schließlich fest. Er war nicht sehr hoch, und an dem massiven Eichenbalken konnte man sich sicher ordentlich den Kopf stoßen wenn man sich nicht duckte.
„Der war doch eben noch nicht da…“, wunderte sich Jetsun. Nenii runzelte die Stirn. Sie konnte sich genau erinnern, dass sie ihn beim Hereinkommen schon gesehen hatte. Sie hatte den Raum automatisch nach möglichen Ausgängen abgesucht, weil sie sich in Häusern immer schon halb eingesperrt fühlte, sobald sie nur durch die Tür trat. Und sie hatte diesen Durchgang definitiv bemerkt. Oder bildete sie sich das nur ein?
„Gibt nur einen Weg vorwärts“, sagte Fabièn und ging als Erster.
Hinter dem Durchgang ging es eine schmale hölzerne Stiege hinunter. Die Stufen knarrten bedrohlich, als sie sie hinabkletterten. Unten war es stockdunkel. Fabi ertastete einen weiteren Durchgang. Er tastete sich hindurch, wobei er sorgfältig den Boden prüfte, um nicht etwa plötzlich ins Leere zu treten. Der Boden fühlte sich merkwürdig an, solide aber mit einer ungewohnten Struktur. Geräusche pulsierten, ein Zwischen und Fauchen. Vielleicht kam es ihm nur so vor, aber es schien wärmer zu sein als oben.
Er ging nur einen Schritt in den Raum (?) hinein, damit der Treppenabsatz frei war, und streckte den Arm aus um die nach ihm heruntersteigende Person zu führen. Schritte knarrten, und plötzlich war da eine zierliche Hand.
„Hier lang. Vorsichtig,“ sagte Fabi leise. Die Finger griffen zu – eindeutig nicht Massimo – und seine Nachfolgerin tastete sich zu ihm vor.
„Hier sieht man ja gar nix“ sagte sie. Es war Jetsun. Sie zog ihre Hand aus seiner, wobei Fabi unwillkürlich Bedauern empfand. Er hätte ihre Hand auch durchaus länger gehalten.
Die Ärztin/Aasimar (seltsamerweise dachte Fabi mit beiden Bezeichnungen gleichzeitig an sie) sagte drei klare Worte in einer unbekannten Sprache. Plötzlich erschien ein Lichtfünkchen in der Luft. Zunächst beleuchtete es nur ihre zusammengelegten Handflächen. Jetsun führte die Hände mit dem Lichtflämmchen an den Mund und pustete behutsam, etwa so wie man Seifenblasen pusten würde. Das Lichtfünkchen dehnte sich wie Rauch zu einer langen Fahne, bevor es zu einem diffusen Nebel zerfaserte; dabei wurde es schlagartig heller und beleuchtete nach wenigen Augenblicken den ganzen Raum in einem kühlen, ätherischen Schein.
„Kein schlechter Trick“, kommentierte der Krämer. Jetsun schaute etwas verkniffen, sie mochte es nicht, auf eine Stufe mit einem Gaukler im Wirtshaus gestellt zu werden. Hinter ihr kletterten Nenii und Massimo ebenfalls die Stiege herab.
Sie befanden sich in einem Raum, wie sie ihn in Arcadia oder Reedale noch nie zuvor gesehen hatten.
Metallene Rohrleitungen liefen kreuz und quer durch den Raum, dunkel von Ruß und Alter. Sie kamen aus der Wand und knickten mehrfach rechtwinklig ab, kreuzten sich und führten schließlich in seltsame große runde Metallkisten. Diese waren aus glänzender Bronze und sahen sehr stabil aus; auf den zweiten Blick war kein Deckel oder Scharnier zu sehen, lediglich kleine Luken, die mit dicken Schrauben verschlossen waren.
Aus den Kisten kamen große Metallstangen hervor, die sich hin-und herbewegten und große Schwungräder am Drehen hielten. Das Zischen, was zu hören war, kam anscheinend von Flüssigkeiten oder Gasen, die mit großem Druck durch die Rohre und Ventile gepresst wurden. Die Pleuelstangen und Wellen hingegen bewegten sich mit gespenstischer Lautlosigkeit in gut gefetteten Lagern.
„Au!“ Massimo hatte prüfend die Hand auf eines der Rohre gelegt und sofort zurückgezogen. Das Metall war heiß.
Der Boden schien aus Metall zu bestehen, in das als regelmäßige Struktur kleine Riffeln eingeprägt waren. Deswegen hatte er sich so merkwürdig angefühlt. Hier und da glänzte er nass. Ein schmaler Gang führte zwischen den Maschinen hindurch und verzweigte sich dann.
Mutig ging Fabi tiefer in den Raum hinein. An der Verzweigung gab es eine Art Kontrollpult mit vielen Hebeln, ganz ähnlich wie oben. Diese Hebel jedoch bestanden aus dünnen Eisenstäben, wobei jeder Hebel am Ende eine Kugel aus einem unbekannten, schwarzglänzenden Material hatte. Wahrscheinlich, damit man ihm bequem greifen konnte.
Neugierig legte Fabièn die Hand auf einen der Hebel – die schwarze Kugel fühlte sich warm an, nicht wie Metall – und zog ihn herunter. Sofort wurde eine der Maschinen lauter, und gab ein unheilverkündendes tieffrequentes Brummen von sich. Der Fußboden begann zu vibrieren, und kündete von gewaltigen Kräften, die sich aufstauten.
Eilig schob der Krämer den Hebel wieder in die Ausgangsposition. Massimo kommentierte: „Ich glaube, das sollten wir wohl besser lassen.“
Nenii und Jetsun nickten zustimmend und mit frostigem Blick. Fabi grinste und hob entschuldigend die Schultern.
„Was sind das nur für Maschinen?“ wunderte sich die Aasimar. „So etwas habe ich noch nie gesehen…“
„Dampfmaschinen“, antwortete Fabi. Das Wort war plötzlich in seinem Verstand aufgetaucht, zusammen mit einer vagen Vorstellung, wie sie funktionierten. Wasser wurde zum Sieden gebracht und der heiße Dampf schob die Kolben hin und her. Kopfschmerzen stachen ihn wie Dornen in die Schläfen.
Nenii nickte. Vor langer Zeit hatte sie einmal das Dampfross gesehen, das die Weißen benutzten, um zu reisen. Diese Maschinen könnten tatsächlich so etwas ähnliches sein, auch wenn sie nicht auf Schienen fuhren.
Massimo schaute nachdenklich ins Leere. „Wir müssen tiefer hinunter“.
Diesmal konnte Jetsun sehen, wie der Durchgang entstand. Am Ende des Gangs schien die fleckige metallene Wand zu .. knittern und zu falten. Es dauerte nur Augenblicke, dann waren da drei massive Stahlträger, die das Loch in der Wand einrahmten. Dahinter war ein metallener Handlauf zu sehen, der schräg in die Tiefe führte. Die Stufen waren aus Blech und dröhnten hohl unter ihren Füßen.
Im nächsten Geschoss war es nicht so stockfinster wie in der Dampfmaschinenhalle. Unzählige blinkende rote und grüne Lämpchen waren zu sehen. Ihr Licht war jedoch nicht hell genug, um irgendetwas zu beleuchten; es reichte lediglich, um dunkle, rechteckige Konturen aus der Finsternis zu schälen.
Jetsun wiederholte den Trick mit dem Licht. Der Raum war … nüchterner als der vorherige. Große, rechteckige Kisten standen regelmäßig im Raum verteilt. Auf ihre Oberseite gab es zahllose quadratische Knöpfe und Kontrollämpchen (das waren die roten und grünen Lichter gewesen), die in geheimnisvollen Mustern aufleuchteten und erloschen. Entlang der Wand gab es große Vitrinen mit Fenstern aus einem durchsichtigen, harten Material. Hinter den Fenstern drehten sich Scheiben aus Metall träge und wickelten schwarzes Band ab und wieder auf.
Die anderen waren ihr gefolgt und ehrfürchtig stehen geblieben. Leises Summen und Brummen erfüllte den Raum. Gelegentlich war aus der ein oder anderen Richtung ein kurzer Piepton zu hören. Fabi betrachtete neugierig die vielen Anzeigen und Knöpfe, war aber schlau genug, diesmal nichts anzufassen, wie Jetsun zufrieden beobachtete.
Sie untersuchten die Anzeigen und Beschriftungen, doch es war sehr schwer, schlau daraus zu werden. Den Kabeln folgend, fanden sie in einem anderen Teil des Raumes große Elektromotoren, die mit gutmütigem Brummen ihren Dienst verrichteten und Gott weiß was antrieben. Sie gingen eine Weile zwischen den Schaltkästen hin und her, diskutierten über die Maschinen, aber konnten ihren Sinn und Zweck letztendlich nicht ergründen.
„Wir müssen tiefer hinunter.“
Diesmal bestand die Stiege aus Betonstufen mit langweiligem Linoleumbelag. Die Wand war in ekligem kalten Grün angestrichen. Der Handlauf aus abgeschabtem Holz.
Das nächste Stockwerk wurde beherrscht von einer großen metallenen Apparatur in der Mitte des Raumes. Sie war eingewoben in Hunderte von Kabeln, Rohren und Schläuchen. Das Herzstück der Anlage war ein großer, ringförmiger Kessel. Auf Hüfthöhe waren bullaugenartige Fenster angebracht; durch sie konnte man im Inneren des Kessels grelles violettes Licht erkennen. Transformatoren summten monoton mit fünfzig Hertz. Entlang der Wände gab es Computerbildschirme, auf denen der Betriebszustand der Anlage schematisch dargestellt wurde.
„14 Millionen Kelvin – zwanzig Gigawatt“, las Massimo ab. „Das ist ein Fusionsreaktor.“
Fabi und Jetsun nickten zustimmend. // Ein *was!?* // dachte Nenii unbehaglich. Von Stockwerk zu Stockwerk wurde es ihr unheimlicher hier drin. Und das nicht nur, weil sie das Gefühl hatte, tief unter der Erde in der Falle zu sitzen.
Man hätte Stunden damit verbringen können, Aufbau und Funktionsweise dieser Apparatur zu verstehen; all den einzelnen Verbindungen nachzugehen, die einzelnen Komponenten zu identifizieren, die Bedienung zu ergründen. Doch hielten sie sich kürzer damit auf als noch im vorherigen Stockwerk. Fabi, Massimo und Jetsun fühlten es ganz deutlich.
„Wir müssen tiefer.“
„Warum? Was suchen wir dort unten!?“, stieß Nenii hervor. Fabièn, Massimo und auch Jetsun schienen wie besessen von diesem Ort. Dabei wussten sie offensichtlich selbst nicht, was sie hier eigentlich wollten. Was, wenn ihr Instinkt sie in die Irre führte? Wenn da unten etwas grauenhaftes lauerte – ein Raubtier, das den Verstand vernebelte und so seine Opfer anlockte? Nenii sah nur, wie die Umgebung immer fremdartiger wurde, und sie ohne offensichtliches Ziel immer weiter hineinliefen.
„Wir … suchen….“ überlegte Jetsun.
„Die Antwort ist da unten“, war Fabièn überzeugt.
„Seht ihr nicht, wo wir sind?“ fragte Nenii mit ängstlicher Stimme. „Wir sind nicht mehr in Arkadia. Hier ist es unheimlich. Wer weiß ob wir überhaupt noch zurück können!“
„Schhh“, Jetsun nahm sie in den Arm. Sie überlegte einen Moment, während sie Nenii tröstete.
„Sieh mal – du hast doch selbst gesagt, dass du mich aus dieser … dieser Geisterwelt kennst. Dass ich Dinge.. vergessen habe.“
Nenii hielt die Hand ihrer Freundin fest. Sie zitterte leicht vor Anspannung. Nachdem sie kurz ihre Gedanken geordnet hatte, fuhr Jetsun fort:
„Ich weiß nicht genau, was wir da unten finden werden. Aber ich weiß, dass da in meinem Geist etwas… verschlossen ist. Als wir vorhin diesen Funkspruch hörten, hat es sich fast.. geöffnet.“
Fabi und Massimo nickten zustimmend. „Ich denke, am Ende dieser Treppen liegt die Geisterwelt, von der du gesprochen hast. Ich glaube, dort werden wir die Wahrheit erfahren. Und dann wird alles klar werden. Dann werden wir wissen wer wir wirklich sind, und hoffentlich auch, wie wir Deinem Volk helfen können.“
Die vertraute Stimme half Nenii, sich etwas zu beruhigen.
„Hab Vertrauen“, sagte Jetsun eindringlich. „Wir sind bald da.“
„Hm-mh“, nickte Nenii zögernd. Sie hatte immer noch Angst, doch langsam bekam sie sich wieder in den Griff. Abgesehen davon, schienen die anderen entschlossen zu sein, weiter zu gehen. Sie würde keinesfalls allein den Rückweg antreten.
„Es geht schon wieder“, versicherte sie Jetsun, wobei der Klang ihrer Stimme das Gegenteil ihrer Worte besagte. „Gehen wir und suchen diese Antwort.“
Sie stiegen hinab und kamen an vielen weiteren seltsamen Apparaturen vorbei. Die anderen drei fanden Namen für die meisten Dinge; doch Nenii achtete kaum noch darauf. Es war so fremdartig, so anders als ihr Zuhause. Und doch schienen sich Menschen diese ganzen Maschinen ausgedacht, sie gebaut zu haben. Vielleicht gab es in irgendeiner Welt Menschen, die sie täglich benutzten, und sich nicht mehr dabei dachten als sie, wenn sie ihre Schuhe anzog. Es war unvorstellbar für sie, und doch wusste sie, dass es so war.
Schließlich stiegen sie eine letzte Leiter hinab. Sie führte senkrecht in einem runden Schacht abwärts. Jetsun brauchte keine Zauber mehr sprechen; in die Wand waren leuchtende Leisten eingelassen, die ein angenehmes, schattenarmes Licht verbreiteten.
Als sie den Boden des Schachtes erreichten, öffnete sich mit leisem Zischen die Wand vor ihnen und fuhr als zwei Hälften nach links und rechts zur Seite. Nenii überkam es eiskalt.
„Die Geisterwelt…“, flüsterte sie. Sie hatten sie gefunden. Vor ihnen erstreckte sich ein Gang, der haargenau aussah wie der Tunnel, den sie durch das Portal in ihrer Heimatwelt gesehen hatte.
„Deck 6“, las Fabi die Beschriftung an der Wand. Ehrfürchtig traten sie in den den Gang und sahen sich gegenseitig an. Es war wie … nach Hause zu kommen. Eine scheinbare Ewigkeit standen sie einfach nur da und nahmen den Anblick in sich auf. Noch immer waren die Erinnerungen ihnen verschlossen, doch nur noch wie hinter einer Folie, durch die sich die Konturen schon überdeutlich abzeichneten.
„Gehen wir“, sagte Massimo schließlich. Zusammen gingen sie los. Fabi, Jetsun und Massimo schienen genau zu wissen, wohin. Nenii knirschte etwas mit den Zähnen. „*wohin* gehen wir?“ wollte sie wissen. Wie konnte es sein, dass sie nichts von alldem spürte, was die anderen wussten? Wo waren *ihre* geheimen Erinnerungen, die ans Tageslicht wollten? Doch alles in ihr fühlte sich wie immer an. Da war nichts, kein geheimnisvoller Instinkt, kein verborgenes Wissen.
„Zur Stellarkartographie“, sagten die drei anderen unisono. Nenii war von der Antwort kein bisschen klüger; aber vermutlich war es sinnlos, weiter zu fragen. Sie bemerkte, dass der Gang permanent leicht nach links gekrümmt war. Wenn sie ihm lang genug folgten, würden sie dann wieder am Ausgangspunkt ankommen? Wieder schlich sich das Gefühl an, in der Falle zu sitzen, und sie kämpfte es nieder. Links und rechts waren genug Türen zu sehen, die man ausprobieren konnte.
Vor einer dieser Türen blieben sie stehen. Ohne lange darüber nachzudenken, legte Jetsun ihre Hand auf eine schwarze Fläche neben der Tür. Zischend fuhr sie auf und enthüllte einen kreisrunden, abgedunkelten Raum. Nebeneinander traten sie hinein.
Hatte Nenii zuvor gedacht, dass sie abgestumpft von all den seltsamen Wundern war, wurde sie hier eines besseren belehrt. Der Raum enthielt die Sterne selbst! Als riesige Wolke hingen sie scheinbar in der Luft, vor ihr, über ihr, um sie herum. Man konnte hindurchgehen, ja sogar danach greifen! So viele Sterne! Es mussten unzählige sein, ja, mehr als am Nachthimmel selbst zu sehen waren.
Nenii schaute mit offenem Mund, und ihre Füße trugen sie durch die Sternwolken. Überall gab es Details zu entdecken – Wirbel aus leuchtenden Gasen; Doppelsterne, die sich in ewigem Tanz umkreisten; fadenartige Gebilde, dunkle Gebiete, Dinge denen sie nicht einmal einen Namen geben konnte. Noch nie hatte sie etwas so schönes gesehen.
Nach und nach erkannte sie, dass all die Sterne und Gaswolken eine Art riesige Scheibe bildeten. Spiralförmig liefen Flüsse aus Sternen von innen nach außen. War das vielleicht…
„Hier“, drang Jetsuns Stimme durch ihre Gedanken. Sie wandte sich um. Jetsun und die anderen zwei standen nicht weit von ihr, und betrachteten eine ganz bestimmte Stelle der Darstellung.
Nenii trat näher, um zu sehen, was sie gefunden hatten. Da hing eine kleine, münzgroße Lichtscheibe in der Luft, die auf den ersten Blick nicht besonderer war als alles andere hier.
Obwohl…
Sie sog heftig die Luft ein, als sie es wiedererkannte. Das war genau die Leuchterscheinung, die sie vorhin, als sie die Mühle betreten hatten, gesehen hatten! Dieses Ding war im Mühlstein zu sehen gewesen, nur dass es hier viel kleiner aussah! Wie hatte der Krämer es genannt… eine „Akkitionsscheibe“ oder so ähnlich? Die drei anderen starrten das kleine Ding an wie hypnotisiert. Was hatte es damit auf sich?
„See a penny, make your claim“, flüsterte Fabien. Diese seltsame Prophezeiung des Barden, die ihm nicht mehr aus dem Kopf ging. Und sah das Ding da nicht fast aus, wie ein Penny? Er berührte sie mit dem Finger und sagte, wie ein Zauberwort: „Hephaistos“…
Die Kopfschmerzen explodierten in Fabièns Kopf, ebenso in Massimos und Jetsuns. Schmerzerfüllt schrien sie auf – es wurde immer schlimmer, wie als ob etwas sie in zwei Hälften reißen würde…
#Zeit: MD 7.1630
#Ort: Die Mühle
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„Seht sie euch doch an! Schaut euch ihre Taten und Verhalten an! Sie gehören hier nicht her…sie bringen uns nur Verdammnis!“
„Ich habe einige von ihnen in den letzten Tagen kennen lernen dürfen. Keiner von ihnen macht einen solchen Eindruck auf mich.“
„Dann haben sie euch bereits in ihren Bann gezogen, Elder! Ihr seid nicht…“
Doch weiter kam der Kahlköpfige nicht mehr, denn seine Worte gingen in dem Brüllen unter, dass über die Mühle und den Wald wie Donner hinweg rollte. Alle blickten in die Richtung des Horizonts, wo sich die Körper von 3 Drachen abzeichneten, die auf die Mühle zugeflogen kamen.
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Nur die Wenigen, die am nächsten zur Mühle standen, hörten das dumpfe hölzerne Poltern im Innern, wie als ob etwas gegen die Tür gestoßen wäre. Einige wenige wandten den Blick von den Drachen in der Ferne ab und sahen zum Eingang.
Die Tür öffnete sich langsam. Undurchdringliche Finsternis schien dahinter zu sein. Doch dann bewegte sich etwas, jemand kam heraus. Einige Personen, die recht benommen wirkten und ihre Augen gegen das helle Tageslicht zusammenkniffen…
„LaGroille“, flüsterte jemand. Und tatsächlich, es war der Krämer. Nun kamen auch die anderen heraus – Massimo, Nenii, Fabièn, Jetsun, Jetsun, Massimo.
Ungläubig betrachteten die Reedaler die kleine Gruppe. Tatsächlich waren da zwei Krämer, die sich verwirrt ansahen. Auch Massimo stand zwei mal da, ebenso wie Jetsun. Den Aufmerksameren unter den Beobachtern fiel auf, dass der zweiten Jetsun die schwarzen Flügel fehlten. Nur die Indianerin hatte keinen Zwilling bekommen. Mit offenem Mund gafften die Zuschauer sie an.
„Alles in Ordnung, Krämer“, fragte einer seiner Mit-Dorfbewohner die beiden Fabiens; wobei nicht ganz klar war, welchen der beiden er damit ansprach.
„Geht schon“, erwiderte der eine.
„Krämer? Ich bin Pilot. Lt. LaGroille, USS Hephaistos“, sagte der andere. „Wer sind Sie? Wo bin ich hier?“
<NRPG – falls es nicht ganz klar ist – die Idee ist dass jeweils der eine Zwilling alle Arcadia-Erinnerungen trägt und der andere die Hephaistos-Erinnerungen. Viel Spaß damit :-)>
</RPG>
<SUM>
#Zeit: MD 7.0800
#Ort: Die Mühle
– Fabi, Jetsun, Massimo und Nenii steigen in die tiefsten Tiefen der Mühle hinab … und finden dort einen Penny.
#Zeit: MD 7.1630
#Ort: Die Mühle
#Ball: Freiball
– Bevor die Drachen eintreffen, kommt die kleine Gruppe aus der Mühle hervor. Jedoch haben Jetsun, Fabi und Massimo sich verdoppelt.
</SUM>
**submitted by
Johannes a.k.a. Fabièn LaGroille, gespaltene Persönlichkeit