Dies ist ein CoPost von Auri, Assets und mir.
So langsam kommen wir wieder in der Realität an. Oder so…
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#Zeit: MD 7.1645
#Ort: Die Mühle
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„Wie gesagt, die Mühle und die Drachen…Ihr gehört irgendwie zusammen.“
„Aber wie kann das sein? Das ergibt doch alles keinen Sinn!“ entfuhr es der Müllerin. Sie funkelte den Elder an.
„Nein, vermutlich nicht…“ erwiderte der Elder etwas geschlagen. „Und dennoch bleibt es am Ende so, wie ich es versucht habe zu erklären.“ Er zuckte etwas hilflos mit den Achseln. „Leider habe ich keine bessere oder verständlichere Erklärung für euch.“
„Und was heißt das jetzt?“ bohrte Nazira nach. „Was passiert jetzt?“
„Das liegt bei Euch…“ Godrics Blick glitt über die Mühle und die versammelten Menschen. „Aber ich würde meinen, dass Eure wahren Ichs und Eure Umgebung wieder hergestellt werden wollen – ja sogar wieder hergestellt werden müssen…
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Massimo und Massimo sahen sich an. Der eine in grüner Uniform der Sternenflotte-Marines, der andere in einfachen, eher mittelalterlich anmutenden Kleidern gewandet, derbe Stoffe, Leder, naturfarben. Beide konnten kaum fassen, was sie sahen. Sie waren Ebenbilder. Zwillingsbrüder.
„Magie! Hexerei!“, tönte es irgendwo aus der Menge.
„Offensichtlich gehöre ich hier nicht her“, murmelte der Marine schmunzelnd, als er sich die Umgebung ansah: „Aber Du schon.“
Der Organist schüttelte den Kopf: „Niemand von uns gehört hierher.“ Er wusste nicht genau, weshalb er dies dachte, aber er war sich sicher, dass es genau so war. Dieser Fremde und er selbst – sie waren irgendwie eine Person. Wenn sie auch unterschiedliche Aspekte darstellten. Ihm wurde klar, dass er die Fähigkeiten, die er in den letzten Tagen entwickelt hatte, nicht plötzlich dazugewonnen hatte. Die Fähigkeit, sich in einem Kampf zu behaupten. Jennifers widerlichem Ehemann Einhalt zu gebieten und ihn vom Kutschbock zu reißen. Die Erinnerungsfetzen, die ihn aufsuchten, die Kopfschmerzen, die sich einstellten, wenn Dinge geschahen, von denen er nichts wissen dürfte, die aber Gefühle und Bilder in seinem Kopf verursachten. Hephaistos. Ein Name, der ihm unbekannt sein müsste, den er aber kannte.
Der Organist suchte den Blick der Frau, die er als Engel wahrnahm. Die er als Doktor angeredet hatte, doch da stand nun auch die andere: Doktor Jetsun Pema. Und doch war es auch dieser Engel, der ihn auf das Dach der Kirche geflogen hatte. Die Magierin. Die Frau, die verwundet und entführt worden war, die errettet wurde und mit der er sich dann lange unterhalten hatte. Der Engel, der ihn, ohne es zu wollen oder zu wissen, dazu gebracht hatte, den passiven Widerstand gegen das menschenfeindliche Tun des Priesters in aktives Einzuschreiten zu verwandeln. Sie hatte ihm den Mut und die Kraft zur Initiative gegeben. Er würde ihr folgen, ihrem Rat und ihrem Tun.
Nenii blickte ebenfalls zu Jetsun, zu beiden Jetsuns. Es war eine seltsame Welt, in der seltsame Dinge passierten.
„Jetsun…“ flüsterte die junge Arapahoe. Und beide Frauen sahen das Mädchen an.
Die Doktorin, die noch keine war, erkannte die Indianerin. Sie war ‚ihr‘ Hologramm, eine Holodeckfantasie, die sie selber entworfen hatte und die sie… irgendwie… lieben gelernt hatte. Nur… was tat sie hier?
Die Aasimar-Magierin wiederum wusste nicht, woher sie das Mädchen kannte, doch sie war ihr so vertraut. Irgendwie spürte sie, dass das Mädchen ein Schlüssel für sie war.
„Nenii..!“ erwiderten beide, wie aus einem Munde. Und strebten beide zu ihr hin, bemerkten die jeweils andere und blieben beide wieder stehen, etwa einen Meter voneinander und der Arapahoe.
„Jetsun…“ flüsterte Nenii wieder. „was passiert hier? Warum bist du jetzt zweimal da. Und Massimo auch. Etwas stimmt doch nicht.“
Sie sah sich um. Wieder gehörte sie nicht dazu, nicht hierher. Zuerst die Aura, die alle hatten nur sie nicht. Und jetzt das. Das gefiel ihr alles überhaupt nicht und Neniis Instinkte rieten ihr, sich ganz schnell zurückzuziehen und zu versuchen, diese Geisterwelt zu verlassen. Doch gleichzeitig fürchtete sie auch, dass es ihr nicht gelingen würde. Nur…
„Mir gefällt es hier nicht.“ wimmerte sie. „Ich will hier weg. Ich will wieder zurück… nach hause…“
Beiden Jetsuns brach das Herz. Ohne nachzudenken, stürzten beide auf das Mädchen zu und schlossen sie ebenso wie einander in die Arme…
…und dann gab es einen stilvoll leuchtenden Strudel, aus dem nur eine einzige Person heraus taumelte: Jetsun. In ihrer medizinischen Sternenflotten-Uniform und mit ihrem roten Rachu über der linken Schulter.
Einige Augenblicke lang stand sie, eher weniger als mehr, fest auf ihren Beinen und versuchte, sich zu orientieren.
Massimo, der Organist, hielt sich nun nicht länger zurück. „Jetsun… was ist mit Dir? Geht es Dir gut? Und wo ist Nenii hin? Ist sie…“
Weiter kam er nicht. Plötzlich erfasste eine Art flirrender Wirbel die Person und sie wurde vor den Augen der Anderen in Nichts aufgelöst.
Massimo der Marine kannte diesen Anblick, ebenso wie der Lieutenant LaGroille. Beiden war dieser Anblick geläufig. Der Organist hingegen schaute einen Moment bestürzt auf die Stelle, an der Jetsun gerade noch gestanden hatte.
„Alles in Ordnung, sie ist an Bord und dahin sollten wir auch gehen“, sagte der Mann in der grünen Uniform. Er streckte seine Hand aus und einen Moment schien es, als würde der Organist zögern, weglaufen wollen, fort von den Dingen, deren Bedeutung er nicht verstand und höchstens erahnen konnte. Dann ergriff er die Hand, die ihm hingestreckt wurde.
Kaum hatten sie sich berührt, blitzte es hell auf, die Anwesenden schlossen die Augen. Für einen kurzen Moment gab es nur noch den Marine, StaffSeargeant Massimo Aquila, Starfleet Marinecorps. Dann wurde auch er vom Transporter erfasst und verschwand.
Die beiden Fabis sahen sich fragend an – nun ganz allein. Wenn man von der Menschenmenge ringsherum mal absah. Doch die meisten waren damit beschäftigt, die Erklärungen des Elders zu verarbeiten beziehungsweise zu diskutieren. Viele bestürmten Elder Godric mit Fragen, die er mit ruhiger Stimme, eine nach der anderen beantwortete.
„Erm, also, ich bin Fabièn“, stellte sich der eine vor.
„Ich auch“, grinste der andere. „Und du hast ’nen Laden hier?“
„Ach, nur so Krimskrams, den ich hier und dort… gefunden habe. Und selbst?“
„Ich steuere ein riesiges Raumschiff durchs Weltall. Jede Woche erleben wir neue Abenteuer und Gefahren.“
Der Krämer-Fabi sah nachdenklich drein. „Das klingt schon nicht schlecht. Könnte ich mir auch vorstellen. Wir könnten ja tauschen.“
„Ach nein“, winkte Sternenflotten-Fabi ab. „Das mit dem Laden hab ich schon ausprobiert. Lief nicht so gut.“
Keiner der beiden wusste, was er sagen sollte. Es entstand ein unbehagliches Schweigen.
„Vielleicht könnten wir ja doch…“ begann Krämer-Fabi.
„Der Elder hat gesagt, wir könnten…“ sagte der andere.
Fabi streckte seine rechte Hand aus, und Fabien ergriff sie. Ein heller Blitz, und es gab ihn nur noch einmal. Geistesgegenwärtig tippte er schnell auf seinen Kommunikator.
„LaGroille an Transporterraum. Bitte noch nicht Beamen. Ich muss hier noch etwas erledigen.“ In seinem Kramladen gab es gewiß noch einige Gegenstände, die mitzunehmen sich lohnte.
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#Zeit: MD 7.1700
#Ort: USS Hephaistos – Transporterraum
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Massimo materialisierte auf der Transporterplattform, vor ihm der Chief am Bedienpult, der die Regler zurückzog und weiter aufmerksam die Sensorwerte beobachtete. Auf dem Transporterfeld neben ihm stand Jetsun und sah sich leicht panisch um.
„Nenii! Wo ist Nenii? Ist sie etwa noch da draußen?“ fragte sie und schaute dann Massimo an.
Der Marine schüttelte den Kopf: „Sie verschwand, als Du sie und Dich selbst umarmtest. Vor dem Beamen. Sie war einfach fort.“ Bedauernd blickte er die Frau an, die er in dieser Welt nur von fern kannte, aber mit ihr in den letzten Tagen so viel erlebt hatte.
„Massimo, ich…“ Jetsun schluckte schwer. Dann streckte sie spontan die Arme aus und umarmte den Marine. Und atmete tief durch.
„Ist gut… ist gut… ich hatte vergessen… alles ist gut. Ich weiß jetzt wieder…
Ich bin nur völlig fertig. Bitte entschuldige.“
Massimo merkte sofort, dass das kein Annäherungsversuch war. Die Doktorin schien einfach nur ziemlich geschwächt zu sein. Möglicherweise hatte sie das alles noch viel stärker mitgenommen. Wobei… Bäume ausreißen würde er derzeit auch nicht unbedingt können.
„Ma’am, da war niemand neben Ihnen. Es tut mir leid.“ meinte auch der Chief bestätigend.
Jetsun seufzte. „Ja. Danke. Ich… hatte mich geirrt. Verzeihen Sie.“
„Jetsun?“ fragte Massimo leise, direkt ins Ohr der Bhutanerin.
„Ja?“ Sie hob den Kopf und sah den Marine direkt in die Augen.
„Nenii… was ist mit ihr? Weißt du..?“
„Oh.“ Jetsun lächelte ein wenig entschuldigend. „Das… ist kompliziert. Sie ist… ebenso wie die anderen aus ihrem Volk… die kleinen Feen, du erinnerst dich… ein… Hologramm. Eine Holodeck-Figur. Meine Holodeck-Figur. Ich habe sie entworfen. Ich schätze… ich hatte eine ziemlich enge Bindung zu ihr.“
Massimo schluckte. Er hatte das Mädchen gern gehabt. Dann begriff er. Kurz schloss er die Augen. Er sollte all das als Traum behandeln, als eine Art Massenhysterie der Crew. Nichts dort hatte eine Bedeutung gehabt. Oder? Er sah Jetsun an, die er noch immer stützte und die sich langsam erholte von ihrer Verwirrung. Seine eigene Verwirrung jedoch, die war in seinem Kopf. Doktor Pema. Jetsun. Er griff in seine Tasche, in der ein harter Gegenstand war. Die Figur eines Engels, wie er fühlte. Er schmunzelte. Nein, das konnte er nicht als Traum abtun. Er fragte sich, was mit den Personen der Crew geschehen war, die verletzt worden waren. Was war mit dem COMM-Offizier passiert, der in der anderen Welt zum Küster eines verbrecherischen Pfarrers geworden war? Was war mit dem Priester? Hatte er auch zur Crew gehört? Gab es diese Personen an Bord noch, obwohl ihr Gegenstück starb?
Fest stand, sie hatten überlebt. Jetsun hatte überlebt, er hatte überlebt. Der Rest würde sich sicher bald ergeben.
[„LaGroille an Transporterraum. Bitte noch nicht Beamen. Ich muss hier noch etwas erledigen.“], meldete sich in diesem Augenblick der Krämer. Der Pilot.
In diesem Augenblick zuckte Jetsun heftig zusammen.
„Um Himmels Willen! Meine Hörnchen!“
„WAS?“ Massimo sah die Doktorin entgeistert an. „Ährm… wie bitte?“
„Meine Hörnchen. Meine Berghörnchen. Ich habe in meinem Haus auf der Oberfläche zwei kikonische Berghörnchen. Ich muss unbedingt zurück und die holen.“
Fast schon wandte Jetsun sich aus der Umarmung heraus, doch natürlich ließ Massimo sie sofort los.
„Chief! Beamen Sie mich zurück an die Oberfläche. Ich muss meine Hörnchen finden und zurückbringen.“
„Sorry, Lieutenant, aber das ist unmöglich. Ich kann sie nicht…“
„Chief, das war keine Bitte..!“
„Jetsun…“ unterbrach Massimo den Streit, bevor er eskalieren würde.
„Vielleicht gibt es einen anderen Weg.“
Jetsun drehte sich zu dem Marine um. „Ja?“ fragte sie und schaute ihn hoffnungsvoll an.
„Wir könnten versuchen, die Tiere selbst zu erfassen und hierher zu beamen.“
„Auch wenn es noch vier sind? Wenn sie noch nicht… äh… wiedervereint wurden?“
„Sicher. Das müsste möglich sein. Chief?“
Der Chief scannte. Lebensformen im Bereich der Anomalie, die er erfasst hatte. Ja, da waren kikonische Berghörnchen. Er nickte und meldete: „Gefunden.“
Jetsun und Massimo beobachteten, wie der Mann am Kontrollpult Einstellungen vornahm, Sekunden später die Regler hochschob. Auf der Plattform materialisierten sich zwei Wesen. Geflügelte Flug-Berghörnchen, die, kaum waren sie erschienen, sich auf ihre Herrin und Meisterin stürzten.
„Da! Mammi! Du bist verletzt! Wo sind Deine Flügel?“, erklang es von der einen Schulter Jetsuns, als sich ein Tier darauf niederließ. Das zweite hockte sich auf die andere Schulter und beäugte skeptisch den Marine. Es schien sich zu fragen, ob es den Mann anfauchen sollte, oder als Freund akzeptieren.
Massimo lachte. Es hatte funktioniert. Perplex sah Jetsun von der einen Schulter zur anderen: „Ihr seid… wie ihr seid!“
Sie waren da. Wenn auch, wie in der anderen Welt. Voller Freude umarmte die Doktorin einen Moment den Marine: „Danke!“
Der schmunzelte: „Dank nicht mir, der Chief hat sie gefunden.“
Jetsun wandte sich dem Mann am Kontrollpult zu: „Vielen Dank!“
„Sehr gern, Ma’am!“
Massimo räusperte sich: „Wir sollten sehen, wie es um das Schiff und die Mannschaft steht. Ich muss mich bei meinem Lieutenant melden. Vielleicht werden wir gebraucht. Soll ich…“
War es nun Zeit zurück zum ‚Sie‘ zu wechseln? Frau Doktor? Sie war Offizierin. Auch wenn sie in den letzten Tagen vieles zusammen erlebt hatten. Er atmete tief durch. Nein. Was auch immer. Diese Zeit in Arcadia und Reedale und den Wäldern dazwischen, würde Spuren hinterlassen. „…Dich begleiten zu Deinem Quartier?“ Sicher musste sie die wiedergefundenen Tiere erst dort unterbringen, „…bevor ich mich zurück melde?“
Fiel das eigentlich unter unerlaubte Abwesenheit? Auch das würde er später herausfinden.
Jetsun nickte heftig. „Ja. Oh, ja, bitte.“
Noch etwas wacklig auf den Beinen machte sich die Ärztin daran, von der Transporterplattform herunter zu steigen, dicht gefolgt von Massimo, der ihr die Hand hielt. Jetsun war sich nicht zu fein, die Hilfe abzulehnen.
Hinter ihnen begann der Chief erneut, Sensordaten zu erfassen, um den nächsten Transport einzuleiten.
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#Zeit: MD 7.1710
#Ort: USS Hephaistos – Deck 4 – Quartier Jetsun Pema
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Den Weg zu ihrem Quartier waren beide Leute in Gedanken verloren. Nur wenige, ungewohnt wenige andere Crewmitglieder begegneten ihnen und wenn sich jemand wundern sollte, dass Jetsun zwei Flughörnchen auf ihren Schultern trug, so zeigte es niemand.
Dann, als sie vor der Tür zu ihrem Quartier standen, ließ die Ärztin Massimos Hand fahren.
„Wir sind da.“ sagte sie unnötigerweise.
„Ja.“ erwiderte der Marine. „Dann werde ich mal…“
„Nein, bitte. Warte noch. Ich…“ sie deutete auf Dewa, die auf ihrer Schulter saß und Massimo ansah. Der Mann, so hatte das Berghörnchen entschieden, war in Ordnung.
„Ich möchte bitte erst noch schauen, ob auch hier die Wiedervereinigung funktioniert.“
Massimo verstand nicht so recht, was er dazu beitragen könnte, nickte aber. Er verstand, dass diese junge Frau möglicherweise Beistand brauchte, sollte hier etwas schief gehen.
„Sicher, gern.“ erwiderte er.
Die Tür öffnete sich und Jetsun trat ein, um sich umzusehen.
Es war tatsächlich alles, so wie sie es hinterlassen hatte. Insgeheim hatte sie sich gewappnet für den Fall, dass hier eine mittlere Katastrophe ausgebrochen wäre. Das hatte es ja schon einmal gegeben. Doch nicht ein einziges Objekt hatte sich von seinem Platz bewegt und auch die Holobox ihrer Berghörnchen stand da und die Anzeige leuchtete in schwachem Grün. Alles in Ordnung.
„Komm!“ bedeutete Jetsun Massimo und setzte sich neben der Box auf den Boden. Dann aktivierte sie das holographische Display, das letzte Addon, was sie von Arsinoe bekommen hatte. Eine zweigeteilte Anzeige zeigte, wie Kiba und Dewa in ihrer holographischen Welt durch die Natur streiften.
Jetsun lächelte glücklich, dann schaute sie zu Massimo, der sich neben sie gesetzt hatte.
„Dann wollen wir mal…“
Sie betätigte einen Taster und ein leises Glöckchen erklang.
„Futter!“ piepste Kiba auf ihrer Schulter und Dewa bestätigte: „Ja. Hunger!“
Auf dem Display erkannte man, wie die ‚echten‘ Berghörnchen ihre Köpfchen erhoben, schnupperten und dann im Berghörnchengallopp den Weg nach Hause anstrebten. Kurze Zeit später schossen nacheinander die beiden Tierchen aus dem Eingang der Holobox in das Quartier der Ärztin.
Jetsun hatte indes eine Schachtel mit Leckerlies hervorgeholt und jedem der Hörnchen eines hingeworfen. Die Tierchen waren gut darauf dressiert, denn es war ihr tägliches Ritual. Jedes hatte seinen Platz und wartete schon dort auf seine Ration.
Jetsun streckte die Hand aus. Sie fühlte sich sehr unsicher und in ihren Augen schimmerten Tränen. „Komm, Kiba. Küsschen!“ sagte sie leise und das eine Berghörnchen kam schnuppernd näher. Jetsun griff es und führte es zu ihrem Mund und küsste es zärtlich auf das Köpfchen. Dann hob sie es zu ihrer linken Schulter.
Massimo sah mit einer Mischung aus Bestürzung und Faszination, wie das Berghörnchen und das Flughörnchen sich mit den Nasenspitzen berührten. Dann gab es den Lichtwirbel.
Einen Augenblick später war da nur noch das Berghörnchen in Jetsuns Hand.
Völlig von ihren Gefühlen übermannt, drückte Jetsun das Tierchen an ihre Brust ehe sie es dann wieder absetzte.
„Komm, Dewa… Küsschen!“ lockte sie dann das andere Tierchen an. Und als ob das Flughörnchen auf ihrer Schulter genau wusste, was nun zu tun war, hüpfte dieses herunter und ging dann langsam auf sein Pendant zu, bis sich deren Näschen ebenfalls berührten und der erwartete Lichtwirbel erfolgte.
„Alles in Ordnung, Jetsun?“ fragte Massimo vorsichtig.
„Ja, danke.“ erwiderte die Ärztin und griff wieder nach Massimos Hand.
„Ich bin jetzt beruhigt. Danke! Ich danke Dir so sehr. Und… oh…“
Sie nahm ihre Hand zurück. „Verzeih, ich wollte Dich nicht…“
Massimo streckte seine Hände wieder aus und ergriff Jetsuns.
„Es ist in Ordnung. Es war mir nicht unangenehm. Im Gegenteil.“
Er sah sich kurz um. „Wollen wir uns vielleicht woanders hinsetzen?“
„Oh.“ Jetsun schüttelte den Kopf. „Ich bin eine furchtbare Gastgeberin.“
Sie erhob sich, was mit einer Hand in Massimos beiden Händen nur mit seiner Unterstützung ging.
„Kann ich Dir irgendetwas anbieten?“
„Danke, nein. Ich fürchte, dass ich ja gleich wieder los muss. Ich bin ziemlich sicher, dass wir so etwas wie roten Alarm haben.“
Jetsun wurde bleich. „Ja, ich glaube, du hast recht.“
Sie sah Massimo an. „Bitte… können wir uns vielleicht nachher sehen, ja?“
„Aber natürlich. Gerne!“ erwiderte der Marine.
„Ich rufe Dich an, sobald ich kann. Und du zögere nicht, mich auch direkt zu kontaktieren.“
„Ja.“ Jetsun nickte deutlich. „Das werde ich machen. Massimo… Massimo Aquila, richtig?“
Der Mann lächelte breit. „Ja, genau. Wie der Adler.“
Eigentlich war es schon ironisch. Sie war diejenige mit den Flügeln in der Anderswelt gewesen.
Dann machte er sich los. Nein, er hatte kein schlechtes Gewissen. Der CM Unterstützung zu geben war eine gute Tat. Und er wollte es auch. Auch, wenn er drüben nur ein kleiner Organist gewesen war, so hatte er doch seine Arbeit getan: Schutz im Einsatz für die Offiziere des Schiffes. Und doch war da noch mehr, sie war etwas besonderes, nicht nur einer der Offiziere, eine Kameradin. Sie war eine Freundin, oder… sowas. Einen Moment lang dachte er zurück an den Tag, als er ihr zum ersten Mal begegnet war, an den Rückweg von Arcadia nach Reedale. Das Lied, welches er auf dem Weg nach Hause gesungen hatte.
//Die Sonne, die Sterne tragen Kunde von Dir, jeder Lufthauch erzählt mir von Dir,
jeder Atemzug, jeder Schritt, trägt Deinen Namen weit mit sich mit…//
Ein Lächeln lag auf seinem Gesicht. Sie war der Engel der Krankenstation, sie heilte und half. Er wandte sich um und ging in Richtung des Ausgangs.
An der Tür hielt sie ihn noch einmal zurück.
„Massimo?“
„Ja?“ fragte er offen zurück. Jetsuns Blick war sehr… intensiv. Aufwühlend.
„Ich…“ begann sie, zögerte dann kurz, ehe sie fortsetzte. „…ich habe das Gefühl… ich weiß, es ist verrückt, wir kennen einander gerade einmal zwei Tage oder so. Aber ich habe das Gefühl, als ob ich Dich schon… so viel länger kenne.“
Massimo lächelte. „Ja. Geht mir auch so.“
„Deine Musik… was du da… auf der Oberfläche getan hast…“
„Das war doch nichts. Du hast…“
„Nein! Du! Du hast die Menschen aufgeweckt. Du hast dafür gesorgt, dass… das Gute zuletzt gewonnen hat. Glaube ich jedenfalls. Aber vor allem hast Du mir Halt gegeben. Ein Ziel. Einen Sinn in alledem.“
Sie beugte sich vor und gab dem verdutzten Marine einen flinken Kuss auf die Lippen.
„Danke dafür!“
Massimo lief rot an. Er wusste, seine zu einem kleinen Teil deltanische Herkunft hatte auf manche Menschen eine bestimmte Wirkung. Und doch: Er fühlte etwas anderes als nur die Wirkung der Hormone. Leise antwortete er: “Sehr gern geschehen, Jetsun.”
Er streckte die Hand aus, berührte ihre Wange, nur kurz: “Du warst der Grund, wieso ich den Mut aufgebracht habe. Du hast mich gerettet.”
Er räusperte sich, als seine Hand herab sank: “Wir sehen uns nachher. Ich schätze, es wird überall einige Leute geben, die unsere Hilfe benötigen.”
Wenn er jetzt nicht ginge, würde er sie umarmen und einfach hier bleiben. Nein, das wäre falsch. Der falsche Ort, die falsche Zeit, das falsche Tun. Er trat einen Schritt zurück. Dann deutete der Marine auf ein kleines Symbol an seiner Uniform. Das Symbol der stilisierten Schlange, die sich um einen Stab wand. Das Symbol, das auch auf jeder Krankenstation zu finden war. Er nahm Haltung an.
Massimo salutierte, der Marine vor der Offizierin: “Es war mir eine Ehre und eine Freude.”
Normalerweise hätte er ein ‘Sir’ oder ‘Ma’am’ angehängt, aber nicht bei Jetsun. Es wäre fehl am Platz gewesen.
Er freute sich auf später, aber nun war es an der Zeit, sich um die Mannschaft zu kümmern. Um das Schiff. Hoo-Ray!
Die Berghörnchen spielten auf dem Boden miteinander, Massimo lächelte, er drehte sich um und schritt in Richtung Ausgang. Die Pflicht rief.
Und Jetsun sah ihm lächelnd nach, ehe sie einmal tief durchatmete. Auch für sie rief die Pflicht…
Massimo trat auf den Gang, nur einige Meter weiter erblickte er zwei bekannte Gestalten. Der Wildhüter trug eine gelbe Uniform, die Counsellor-Müllerin eine blaue, ein ungewohnter Anblick und irgendwie hatte der Marine das Gefühl, die beiden zu stören, die sich dort anblickten vor einer Tür eines anderen Quartiers. Und doch, er musste da durch, dort ging es zum Turbolift.
„Sir, Ma’am“, grüßte er höflich, als er an beiden vorbei schritt.
„Sergeant“, beantwortete Jori den Gruß, lächelte, als er sich an den Organisten in der anderen Welt erinnerte, dann fiel ihm ein, dass die Marines quasi ja auch eine Erweiterung seiner Abteilung waren, zumindest arbeiteten diese mit Sicherheit und Taktik eng zusammen: „Haben Sie einen Moment?“, fragte der Offizier.
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#Zeit: MD 7.1645
#Ort: Die Mühle
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Jetsun und ihr Alter-Ego verschmelzen wieder zu einer Einheit, ehe sie sich auflöst und auf der Transporterplattform der Hephaistos wiederfindet.
Massimo folgt in gleicher Art kurz darauf. Fabi dagegen erbittet sich ein wenig Zeit, da er noch ein paar Dinge zu erledigen hat.
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#Zeit: MD 7.1700
#Ort: USS Hephaistos – Transporterraum
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Die Ärztin und der Marine finden sich beide im Transporterraum der Hephaistos wieder. Jetsun ist noch ziemlich verwirrt und braucht einige Zeit, um sich zu orientieren. Massimo ist ihr dabei eine große Hilfe.
Im letzten Augenblick erinnert sich Jetsun noch an ihre kikonischen Berghörnchen, die aber ebenfalls vom Transporterchief hierher gebeamt werden.
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#Zeit: MD 7.1710
#Ort: USS Hephaistos – Deck 4 – Quartier Jetsun Pema
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Massimo begleitet Jetsun in ihr Quartier. Dort gelingt es, die beiden Berghörnchen ebenfalls mit ihren Pendants zu vereinigen. Danach verabschiedet Massimo sich wieder, nicht aber, ohne das Versprechen zu geben, sich wieder zu treffen. Noch heute.
Beim Gehen trifft Massimo dann auf Jori und Nazira.
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submitted by
Isi Fox, Assets und Aurelix