# Ort: Quartier des CO, Bett
# Zeit: MD 99.0510
Sie schlenderten auf das große Banner zu. „Jahrmarkt der Herzen“ war in großen Lettern über den Eingang geschrieben. Sie leuchteten rot-rosa und Herzchen flogen darum herum. Strahlend ergriff Kevin Elisas Hand und verschränkte mit ihr die Finger.
„Lass uns hineingehen.“ freute er sich und Elisa nickte zustimmend. „Also gut.“
Sie traten durch das große Tor und fanden sich auf einem großen Platz aus gestampfter Erde wieder. Um sie herum standen Buden und kleine Zelte. Elisa schnupperte, konnte aber den Geruch nicht richtig zuordnen, ranzig vielleicht?. Sie erblickten einige Stehtische, darunter lagen zusammengeknüllte Servietten. Elisa trat an einen Tisch heran, auf dem etwas lag. Als sie es in die Hand nahm, erkannte sie, dass es sich dabei um einen kleinen Teddy handelte, welcher zerzaust und mit halb abgerissenem Arm einfach legen gelassen worden war.
„Seltsam.“ murmelte Kevin. „Wo sind denn alle?“ Er deute auf die Buden, welche mit Brettern vernagelt waren. Niemand war in der Nähe und die Stille war ohrenbetäubend.
Elli steckte den glücklosen Teddy ein. Hatte sie da ein Geräusch gehört? Sie runzelte die Stirn und trat an verschiedenen Buden („Waffelzauber“, „Liebeszauber, nur echt mit schwarzer Katze“ und „Herzchenschießen“) vorbei und in einen Gang hinein.
Ein kleiner Mann stand am Ende dieses Ganges, einen Besen in der Hand. Sein Kreuz war gekrümmt und er fegte mit langsamen bedächtigen Bewegungen den Dreck vor sich zur Seite. Auf seinen Kopf hatte er strubbelige weiße Haare und auf der Nase saß eine kleine Brille, welche er mit einer Hand hochschob, als er Elisa und Kevin entdeckte.
„Was macht ihr denn hier?“ musterte der alte Mann das Paar stirnrunzelnd.
„Wir dachten wir besuchen den Jahrmarkt der Liebe.“ ergriff Kevin nach einem kurzen Moment das Wort und der Straßenkehrer lachte sie gutmütig an.
„Oh das tut mir leid, da seid ihr leider zu spät. Der Jahrmarkt hat nur zum Valentinstag offen. Der war gestern. Heute ist hier niemand mehr.“
„Aber du bist doch hier?“ fragte Elisa und musterte den kleinen Alten.
„Oh, aber einer muss doch alles wieder aufräumen, damit beim nächsten mal alles schön ist und strahlt.“ Der Alte lächelte.
„Du allein?“ rief Kevin aus. „Ist das nicht schrecklich viel?“
„Man darf nie an den ganzen Gang auf einmal denken, verstehst du? Man muss nur an den nächsten Schritt denken, an den nächsten Atemzug, an den nächsten Besenstrich. Und immer wieder nur an den nächsten.“ lächelte der Straßenkehrer und beugte sich wieder über seinen Besen und arbeitete weiter.
Verwirrt zog sich Elisa zurück und blieb erst stehen, als sie im Rücken eine Tür bemerkte. Schlussendlich trat sie hindurch. Die Lichtung, auf der sie stand war exakt kreisrund. Genau in der Mitte der Lichtung befand sie eine Tür. Zu dieser Tür gehörte kein Haus oder etwas anderes. Es war einfach eine Tür aus Holz. Die Maserung des Türblattes zeichnete sich fein heraus. Der Rahmen war dunkler. Elisa wunderte sich, dass sie in einem Wald stand. Sie warf einen Blick auf ihren Kompass. Mit ihm in der Hand fühlte sie sich sicher, doch wusste sie im Moment nicht, warum genau.
Als Elisa aufwachte, hörte sie ein Schluchzen, doch es dauerte etwas eh ihr bewusst wurde, dass dies von ihr selbst kam. Unwirsch versuchte sie die tränennasse Wange trocken zu wischen.
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# Ort: Quartier des CO, Bett
# Zeit: MD 99.0510
Elisa und Kevin sind auf dem Jahrmarkt der Liebe, doch zu spät.
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