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# Zeit: MD 98.0537
# Ort: Quartier CO
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„Ich… Nein!“ rief Samantha auch wie erwartet aus. „Das ist ja das Problem. Ich will das nicht, aber trotzdem denke ich immer daran und kann nicht aufhören. Ich bin nicht mehr die Sam, die du kennst!“ Und wie nach einem Dammbruch begann Samantha von ihrer Zeit in Reedale zu erzählen, wie geschickt es die Bürgermeisterin – sie selbst! – eingefädelt hatte, dass der Pastor alle aufwiegelte. Die Vorbereitungen des Angriffs des 7. Solaris ebenso wie ihre Pläne Prinzessin Emily zu heiraten und anschließend verschwinden zu lassen. All diese Pläne und Taten erzählte sie und hatte Angst davor zu sehen, wie Shay sie anschließend mit Verachtung und Abscheu ansehen würde. Er war der erste, dem sie alles erzählte.
„Was ich damit sagen will. Du darfst mir nicht vertrauen, Shay Ruthven, du musst immer damit rechnen, dass ich dir hinterrücks ein Messer in den Rücken ramme und…“
Weiter kam Samantha nicht, weil ihr Gegenüber anfing zu lachen. „Versuch es ruhig mal. Vorher sollten wir aber etwas trainieren. Ich glaube nicht, dass es dir ohne Übung gelingen wird.“
Konsterniert blickte Samantha Shay an. Auch wenn sie nicht die erwartete Abscheu sah, war sie verwirrt und… wütend. Er glaubte ihr nicht! Schnell wurde Shay wieder ernst, als er ihren vernichtenden Blick sah. „Ganz ehrlich, ich vertraue dir und ich weiß, dass du zu allem möglichen fähig bist. Aber schon allein, dass du mir davon erzählst zeigt doch, dass du eben nicht die Bürgermeisterin bist.
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Sam sah ihn zweifelnd an. Hatte er Recht? Wieso fiel es ihr dann so schwer die Bürgermeisterin abzuschütteln.
„Das ist ja schön das du so denkst aber … wie kannst du mir vertrauen wenn ich mir selber nicht mehr vertraue?“ fragte sie ihn dann geradeheraus und Shay seufzte ehe er einen Schluck Kaffee nahm. Er dachte über die Frage ein wenig nach was die Stille im Quartier nicht besser machte.
„Vielleicht weil ich weiß wie es ist mit seiner dunklen Seite zu ringen?“ fragte er zurück und selbst in seinen Ohren klang das wie aus einem Selbsthilferatgeber.
„Sam, du bist seit was .. 10 Jahren in der Flotte und in den letzten Jahren bist du von einem EO Posten zum nächsten gerutscht. Versteh mich nicht falsch, ich will dich nicht als EO verlieren und schon gar nicht als Freundin und ich bin kein Psychologe aber könnte es sein das die Bürgermeisterin deinem Wunsch nach einem eigenen Kommando entspringt?“ fragte er dann langsam.
„Nein! ich will kein CO werden!“ begehrte Sam auf und hätte beinah die Tasse dabei fallen lassen.
„Vielleicht nicht aber … sieh dir mal mit neutralen Augen deine eigene Akte an. Innerhalb von 5 Jahren vom Ensign zur EO der Marie Curie, zwischendurch temp. CO der Avalon, Aka-OPS und dann wieder EO. Auf der Phenomenon, der Ainama und nun hier und trotz allem trägst du immer noch den Rang Leftenant Commander.
Gut möglich das die wache und rationale Samantha keinen Wert auf Ränge oder den CO Posten legt aber gleichzeitig gibt es offenbar doch ein Teil von dir, tief hier drin. Der dem gar nicht so abgeneigt wäre. Der vielleicht sauer ist noch kein eigenes Kommando zu haben. Einfach weil das verdient wäre, weil es zeigt das die Leistungen und Opfer die man gebracht hat anerkannt und gewürdigt werden – auch wenn man es eigentlich gar nicht haben will ist es ein verdammt gutes Gefühl wenn es passiert und das sage ich wirklich aus Erfahrung.“ beendete er seine Rede.
„Hmm.“ Zu mehr Antwort war Samantha im ersten Moment nicht fähig. Sie stellte jedoch ihre Kaffeetasse ab, an der sie sich bis jetzt festgeklammert hatte. Nun hatte sie ihre Hände frei und knetete diese, während sie hilflos Shay ansah.
„Du musst das auch jetzt nicht sofort für dich beantworten,“ meinte Shay in die lange Pause hinein. „Es ist nicht verwerflich, sich zu wünschen, dass auch die da oben anerkennen, was man geleistet hat. Das macht einen nicht zu einem schlechteren Menschen.“
„Ich weiß ja, dass ihr mit mir zufrieden seid… oder ward.“ Samantha lehnte sich endlich ein wenig zurück aber die Anspannung blieb. „Und ich weiß ja auch, dass ich meine Arbeit gut mache. Ich habe aber Angst vor den Gedanken in mir, dass ich denke, es besser könnte als ihr.“ Sie seufzte. Es machte es auch nicht einfacher, dass Shay gleichzeitig Freund und Vorgesetzter war.
„Will ich irgendwann CO sein? Ich weiß es nicht. Habe ich es verdient, CO zu werden? Mit Sicherheit nicht! Ich…“ Sie schluckte. „Ich bin labil und hab mich nicht im Griff. Unter Druck funktioniere ich nicht gut. Das ist nicht das erste mal, dass ich austicke. Das weißt du, oder?“ Sie warf einen Blick zu Shay, welcher jedoch nicht überrascht reagierte, sondern einen neutralen Gesichtsausdruck beibehielt. „Schau, du, deine Frau, ihr alle steckt das gut weg und macht einfach weiter. Damit will ich nicht sagen, dass es nicht schwer ist für euch, aber ihr dreht nicht so völlig frei. Womit ich auch an dem Punkt bin, warum ich nein gesagt habe. Würde ich gern? Kann schon sein. Wäre ich geschmeichelt? Ja aber sicher! Bin ich geeignet und in der Lage dazu? Vergiss es. Und bevor du jetzt damit anfängst ich hätte ein zu kleines Selbstbewusstsein,“ Samantha stocke kurz „dann vergiss das. Ich versuche nur ganz nüchtern da ranzugehen. Das sind einfach Tatsachen.“
„Elisa hat sich nicht mit ihrem anderen Ich verschmolzen und ich habe überwiegend positive Erinnerungen. Das kannst du nicht vergleichen, Sam. Abgesehen davon, wenn du unter Druck nicht gut funktionieren würdest wärst du nicht EO.“ meinte er und fügte das gedacht ‚Schon gar nicht meine‘ nicht hinzu.
„Wann hast du das letzte Mal richtig geschlafen?“ fragte er dann und Sam runzelte die Stirn. „In der Anomalie.“ bestätigte sie dann seine Vermutung und er nickte.
„Dann stell ich dich hiermit vom Dienst frei und du gehst zuerst zur Krankenstation und läßt dir was geben damit du schlafen kannst und dann meldest du dich bei Nazira. Wenn das immer noch nicht hilft – können wir immernoch dein böses Alter-Ego auf dem Holodeck erscheinen lassen und du verprügelst sie.“ grinste er dann.
„Haha, wir wissen beide wie das ausgehen würde.“ brummte Sam, war aber irgendwie auch ein wenig erleichtert. Sie hatte nun wieder einen Plan. Eine Richtung in die sie gehen konnte. Auch wenn ihr die Aussicht mit der CNS zu reden nicht unbedingt gefiel.
„Ja, aber eine andere Frage die du dann auch noch klären solltest wäre wie es mit dir und Emily weiter geht. Ich vermute jetzt mal nach allem was du erzählt hast ist euer Verhältnis gerade nicht das beste?“ riet er ins Blaue.
Samantha zuckte zusammen. Das war ein ganz, ganz schwieriges Thema. Aber heute war wohl Tag der offenen Seele. „Es ist kompliziert,“ begann sie zögerlich. „Ich habe sie sehr ausgenutzt in Reedale und meine Pläne bezüglich Prinzessin Emily waren noch schlimmer, als alles was ich eh schon gemacht habe. Das wird sie mir kaum verzeihen können.“
Shay wollte widersprechen, Sam erklären, dass es ja nicht sie gewesen war, doch sie ließ ihn gar nicht zu Wort kommen.
„Da gibt es aber, fürchte ich, ein weiteres, noch größeres Problem.“ Sam lächelte etwas unglücklich. „Emily ist verliebt in mich, oder denkt das zumindest.“ Sie lehnte sich zurück und strich nachdenklich Permin über den Kopf. Es war ein schönes, warmes Gefühl, so gemocht zu werden und es schmeichelte ihr. Dann sah sie aber Shay fest in die Augen. „Aber selbst wenn… ich meine, das geht gar nicht. Ich bin ihr vorgesetzt und sie ist noch so jung. Ich werde sie mit Sicherheit nicht noch mehr in Bedrängnis bringen, als die letzten Wochen so schon.“ Sam zuckte hilflos mit den Schultern. „Wir werden schon irgendwie wieder auf Arbeitsebene zusammenarbeiten können, wenn sie sich erholt hat. Solange sie krank gemeldet ist, ist es ja auch nicht notwendig, dass wir zusammenarbeiten. Das renkt sich irgendwie ein, hoffe ich.“
Darauf würde Shay nicht wetten wollen. Er kannte Emily schon eine ganze Weile und wenn sich die Trill etwas in den Kopf gesetzt hatte war es sehr schwer sie davon wieder weg zu bekommen. Andererseits hatte Sam natürlich auch recht von wegen vorgesetzt. Das würde dem FKOM nicht schmecken. War er überhaupt der richtige um hier einen Rat zu geben? Vermutlich eher nicht.
„Das klingt nach Ausreden Samantha DeCoster. Außerdem hat diese junge Trill inzwischen gute 800 Jahre Lebenserfahrung.“ meinte er dann aber aus einem Impuls heraus. „Die wichtige Frage ist ob du für sie auch so empfindest und je nachdem wie die Antwort lautet entsprechend handelst.“
Und ganz vielleicht sollte er dann auch seinen eigenen Rat beherzigen.
„Ganz ehrlich? Darüber habe ich nie nachgedacht.“ Mit großen Augen sah Samantha Shay an. Wieso sollte sie über etwas nachdenken, was aussichtslos war. Sie beugte sich wieder vor und blickte in ihre inzwischen leere Kaffeetasse.
Es kam selten vor das Shay sprachlos war, doch in diesem Moment war er es. Sie hatte nicht darüber nachgedacht? Was bitte gab es da zu denken?
Nachdenklich rieb er sich über den Bart.
„Dann solltest du damit anfangen.“ brachte er schließlich hervor. „So wie ich Emily kenne bin ich nicht sicher ob dein Wunsch nach einer Arbeitsebene in Erfüllung geht. Sie wird nicht einfach aufhören in dich verliebt zu sein, weißt du.“
„Das ändert nichts daran das ich ihre Vorgesetzte bin. Das ist nicht wie bei dir und Trish die noch zig andere Chefs über sich hat.“ begehrte Sam nun auf und zeigte zum ersten mal einen Hauch von Leidenschaft.
„Und? Lässt du dir deswegen deine Schalldusche nur von ihr reparieren?“ fragte er dann amüsiert. „Nein das kann ich selber.“ gab sie brummelig zurück und Shay grinste.
„Ganz ehrlich? Pfeif auf die Vorschriften. Wenn du wirklich was für Emily empfindest dann sag es ihr zumindest. Wie das dann weitergeht … das wird man dann sehen wenn es soweit ist.“ befand er. „Das Leben speziell auf diesem Schiff ist zu kurz um solche Chancen verstreichen zu lassen, Sam. Willst du wirklich den Rest deines Lebens über das was wäre wenn nachdenken wenn uns morgen Klingonen angreifen und Emily nicht mehr da ist?“ fragte er dann weiter.
Dass die Trill quasi zu dem Zeitpunkt schon verschwunden war, das konnte ja keiner von beiden wissen.
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# Zeit: MD 98.0537
# Ort: Quartier CO
Shay versucht zu analysieren, warum Samanthas Reedale-Ich so anders war, als die Offizierin und stellt Sam schließlich vom Dienst frei, mit der Auflage sich auszuschlafen und mit Nazira zu sprechen. Auch die Frage nach Emily wird diskutiert.
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