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#Zeit: MD 14.1150
#Ort: Der Wald nahe des Hauses der Elfenschwestern
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T’Vala war auf dem Heimweg von ihrem Besuch bei der Magierin. Der Besuch war freundlich verlaufen, auch wenn ihre Meinungen über den Einsatz von Magie nicht überein stimmten, so hatten doch beide Respekt voreinander. In vielerlei Hinsicht glichen sich die Aasimar und die Elfe. Beide waren nicht sehr hoch angesehen bei vielen der Dorfbewohner, beide waren vielfach nur geduldet und beide halfen trotz allem, wo sie konnten.
T’Vala war nur noch wenig von ihrem Haus entfernt, als sie Stimmen in der Nähe vernahm. Stimmen, die nach ihr riefen. Ein Notfall?
Jori und Elisa, ein Einhorn und eine Gestalt, die inzwischen am Boden lag im Garten des Hauses der Schwestern.
„Ich komme!“, rief die Elfe und eilte mit wehenden Haaren vorwärts. „Was ist passiert?“, fragte sie und ließ sich von der Tür im Wald berichten, von Wesen die dahinter wohnten und Stimmen, die Macht gewinnen wollten, besonders einer Stimme: Die der Königin dieser Dämonen, die Elisa ‚Borg‘ nannte.
„Ich weiß nicht, ob ich etwas tun kann“, sprach T’Vala, „aber ich werde es versuchen. Es gibt ein Ritual. Eine Möglichkeit, den Geist zu erhalten, zu stärken, die Katra einer Person zu befreien.“
„Katra?“, fragte Jori, „Was ist das?“
„Du würdest es Seele nennen, das innerste Selbst, all das, was eine Person ausmacht.“
//So wie ich!//, meldete sich eine Stimme im Kopf T’Valas: //Und ich werde Dich besitzen!//
Die Elfe schloß die Augen, vertrieb ihren eigenen Dämon, die Stimme in ihrem Kopf, die seit ewigen Zeiten, seit T’Vala seinen Körper getötet hatte, dort wohnte. Sie verbannte ihn in die finstersten Tiefen ihres Geistes. Halees Katra. Dann sah sie Kevin an, den sie im ersten Moment für einen anderen gehalten hatte, einem, der in Arcadia lebte. Die Ähnlichkeit war verblüffend, aber auch das hatte Elisa erklärt.
„Helft mir, wir müssen ihn hinein bringen.“
Gemeinsam trugen Jori, Elli und die Elfe den Mann in das Haus. T’Vala legte ein Kissen auf den großen Esstisch: „Wir müssen ihn hier ablegen“, erklärte sie und bettete Kevins Kopf auf ein Kissen, das sie von einem Sessel auf den Tisch legte.
Die Elfe platzierte einige Kerzen im Raum, entzündete sie und betrachtete ihre Plätze. einige rückte sie zurecht, dann erklärte sie: „Dieses Ritual ist gefährlich. Es könnte passieren, dass er oder ich mit fremden Stimmen sprechen, auch, dass diese Stimmen Macht über uns erhalten. Über einen von uns, oder beide.“
Fest blickte sie Jori an: „Ich glaube ich werde die Stimmen bezwingen können. Falls nicht, ist es an Dir dafür zu sorgen, dass ich nicht aus dem Haus komme, Jori. Notfalls mit Gewalt. Mit allen Mitteln. Weder er, noch ich, dürfen fliehen.“
Unsicher sah der Wildhüter die Elfe an: „Bist Du sicher, dass dies die einzige Möglichkeit ist?“
„Nein, aber die einzige Möglichkeit, die ICH habe, ist es. Ich kann die Dämonen davon abhalten, Macht über ihn zu gewinnen. Vielleicht. Ich weiß, was ich tun muss, aber nur die Göttin weiß, ob ich die Kraft dazu habe.“
Jahrzehnte lang hatte sie mit ihrem eigenen Dämon gekämpft und bisher immer gewonnen. Sie musste Kevins Katra zeigen, wie sie sich den Stimmen erwehren konnte. Wie er selbst seine Dämonen bekämpfen und verdrängen konnte.
Ein letztes Mal sah T’Vala sich die Platzierung der Kerzen an, den Raum, in dessen Mitte der Tisch stand und darauf der Mann. Sie sah Elisa und Kevin tief in die Augen: „Lasst keinen von uns gehen, falls die Dämonen uns befallen. So lange wir am Tisch sind und uns nicht bewegen, greift nicht ein. Auf keinen Fall. Egal was ihr seht oder hört“, ermahnte sie. Dann legte sie in einem seltsam anmutenden Griff ihre Finger an Kevins Kopf.
„Mein Geist zu Deinem Geist“, intonierte T’Vala, „Meine Gedanken zu Deinen Gedanken.“
Ihre Stimme wurde drängender, fordernder: „Mein Geist zu Deinem Geist. Meine Gedanken zu Deinen Gedanken.“
Mehrfach wiederholte sie die Worte, dann öffnete Kevin den Mund. T’Valas Stimme erklang nun aus dem Mann, die Worte wiederholten sich, schmerzerfüllt, gepresst, dann wurden sie wütend ausgesprochen von einer weiblichen Stimme, die Elli zusammenzucken ließ. Das war sie. Die Königin.
Die Worte verstummten, Kevin und T’Vala verzogen die Gesichter, beide schienen Schmerzen zu haben, angestrengt zu sein, sich zu wehren gegen irgend etwas. Beide zuckten in willkürlichen Nervenentladungen. Die Finger der Elfe blieben hart auf das Gesicht des Mannes aus Breeford gedrückt.
Beide murmelten Dinge, die kaum zu verstehen waren, sprachen in Sprachen, die weder Jori, noch Elisa je gehört hatten, aber ihnen dennoch bekannt vorkamen.
Fast eine halbe Stunde blieb es so, die Zeit schien sich ewig hin zu ziehen, dann fuhr Kevin hoch, T’Valas Finger lösten sich vom Gesicht des Mannes. Fast hätte sich Jori auf Kevin gestürzt, um ihn festzuhalten, als die Elfe zwei Schritte rückwärts ging und beinahe kraftlos in den Sessel fiel, der dort stand.
„Es ist vollbracht“, flüsterte sie.
„Er weiß, was er tun muss, wie er seinen Geist frei halten kann, seine Katra ist stark, aber er wird immer wieder die Stimmen hören. Mehr konnte ich nicht tun. Es tut mir leid.“
Hämisches Lachen in T’Valas Kopf und Halees Stimme, die darin sprach: //Du bist schwach! Unterwirf Dich! Du gehörst mir!//
//Niemals!//, schrie die Elfe in Gedanken, doch das Lachen blieb. Tränen rannen ihr aus den Augen und mit aller Macht versuchte sie, sie selbst zu bleiben, was nur mit Mühe gelang. Erneut spielte sich der Kampf mit Halee in ihrem Kopf ab, wie er sie mit seiner Lirpa verletzte, wie ihr grünes Blut an ihrem Körper herablief und wie sie ihn mit ihrer Ahn-Woon würgte und wie sie ihm zuletzt das Genick brach, als er ihre Kopf fasste, wie T’Vala zuvor Kevin.
Sie schrie Halee in ihrem Kopf an: //Niemals!//
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#Zeit: MD 14.1150
#Ort: Der Wald nahe des Hauses der Elfenschwestern
T’Vala führt eine Gedankenverschmelzung durch, zeigt Kevin, wie er sich der Stimmen des Kollektivs erwehren kann, kann aber die Borg nicht aus seinem Kopf vertreiben, genauso wenig wie ihren eigenen Dämon, Halee, aus ihrem Kopf.
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