hier noch ein Copost mit Mac. Danke Dir dafür 🙂
Es geht um eine grundsätzliche Fragestellung, die hier trotz der Brisanz in einem offenen Gespräch unter Freunden behandelt wird.
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# Zeit: MD 27.1915
# Ort: Hephaistos Arboretum
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Es war ruhig im Arboretum und Shay atmetet tief durch um den Geruch der Pflanzen aufzunehmen. Die Hühner schliefen längst und auch wenn noch nicht alles hier repariert war, so konnte man doch sehen das das Arboretum bei den Reparaturen recht weit oben stand.
Shay schlenderte den Weg entlang bis er an einer Bank ankam auf der bereits jemand saß.
Ohne groß zu fragen setzte er sich dazu und setzte die Thermoskanne die er mitgebracht hatte auf dem Boden ab. Darin war noch ein Rest Tee von heute Nachmittag.
„Ein ungewohnter Ort für ein Gespräch. Bist du wieder unter die Counselor gegangen?“ fragte er dann den Mann der neben ihm saß.
„Ein ungewöhnlicher Ort für ein ungewöhnliches Gespräch und vielleicht sollte ich das wieder tun – unter die Counselor gehen.“ gab Ettore nachdenklich zurück.
„Hmm du willst mir jetzt aber nicht den 2O niederlegen, oder?“ fragte er dann leicht angespannt. Er wusste das der Italiener mit dem Posten haderte und nicht unbedingt glücklich war, aber aktuell gab es niemanden den er auf dem Posten lieber hatte.
Ettore schwieg und schien seine Worte abzuwägen.
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Schließlich – nach weiteren langen Sekunden der Stille – sagte er: „Du weißt, dass ich Dir gegenüber loyal bin.“
Shay stimmte mit einem undefinierten Laut zu, abwartend, was da noch käme.
Ettore machte eine weitere Pause. Fing an, seine Schulter zu massieren. Er schien einen schmerzhaften Punkt erwischt zu haben. Er verzog kurz das Gesicht, konnte sich aber innerlich endlich fokussieren. Mit einer fast abrupten Bewegung wandte er sich Shay zu: „Ich finde, Du hättest mir das sagen müssen, als ich hier den Posten als 2. Offizier übernommen habe.“
Shay guckte überrascht: „Was hätte ich Dir sagen sollen?“
Als hätte er Shays Frage nicht gehört, fuhr er fort: „Ob Samantha es wusste, kann ich schlecht sagen. Aber sie guckte genauso überrascht.“
„Ich kann leider immer noch nicht ganz folgen…“ Shay nahm einen Schluck von seinem Tee und musterte seinen Freund. Der sah noch immer sehr erschöpft aus. Ein paar Krümel Erde an seiner Hose verrieten, dass er wohl gerade auch bei den Arbeiten am Arboretum geholfen hatte.
„Der Befehl zur Selbstzerstörung. Dass Du den Befehl hattest, das ATAK zu schützen. Um jeden Preis. Zum Beispiel um den Deiner Crew.“
Das kam nun unerwartet. Shay kratzte sich über die stoppelige Wange und machte sich nebenbei eine mentale Notiz, dass er sich rasieren musste. Auch wenn sie nun auf dem Heimweg waren, gab es immernoch viel zu tun und an einen geregelten Arbeitstag war noch lange nicht zu denken.
„Ich bin heilfroh, dass es nicht so weit hat kommen müssen und du weißt hoffentlich, dass ich solch einen Befehl nicht leichtfertig gebe. Aber … du bist 2O“, begann er dann langsam. „Du hast die Brückenprüfung vor einigen Jahren absolviert und bestanden, du warst einmal EO eines Schiffes. Daher weißt Du, dass solch ein Befehl jederzeit kommen könnte, völlig davon abgesehen, ob wir nun im Krieg sind oder nicht. Aktuell befinden wir uns im Krieg und in der Situation ging es nicht nur rein um das ATAK sondern generell um das Schiff und die Sternenflottentechnologie. Um Daten, die in unserem Computerspeicher lagern und nicht in feindliche Hände gelangen sollten. Auch um die Frage, ob man in klingonishe Gefangenschaft – sofern sie Gefangene gemacht hätten – geraten darf.
Willst du mir jetzt allen Ernstes sagen, dass dich mein Befehl überrascht hat?“, fragte Shay zurück und musterte Ettore neugierig.
Warum wohl hatte er den Befehl gegeben, die Zivilisten und Haustiere auf K7 zu lassen?
Ettore hatte den Einsatzbefehl genauso gelesen wie alle anderen Führungsoffiziere, auch ihm musste klar gewesen sein, dass die Chancen aus dieser Mission heil rauszukommen, verschwindend gering waren. Das sie „nur“ die Badger verloren hatten und der Rest halbwegs heil geblieben und ohne weitere größere Verluste war, das konnte man einem Wunder gleichsetzen.
Ettore guckte Shay an. „Ja“, sagte er schlicht.
Es hätte viel gegeben, was er hätte ergänzen können. Die Schnelligkeit, mit der sich Shay dazu entschlossen hatte. Die Tatsache, dass sich bei der Schiffsteilung ggf. eine Möglichkeit ergeben hätte, auch in dem von Shay geschilderten Szenario, dass sich ein Teil rettet und nicht dem Schicksal überlassen blieb. Aber das war alles nicht wichtig. Im Krieg kam es zum Kampf. Es war nicht die Grundsätzlichkeit der Entscheidung, sondern die Umstände. Das COMM System hatte Shays Befehl [„Ajur! Das Atak darf nicht in klingonische Hände fallen!“] laut und deutlich übertragen.
Denn selbst wenn man das Computer Virus mit einkalkulierte, war Shay in Ettores Augen viel zu schnell bereit gewesen, aufzugeben. Ein Zug, der für ihn neu war. Wo war die Einsatzbereitschaft und der Kampfgeist geblieben? Es sah eher nach einem abgekaterten Spiel aus, ein Spiel, dessen Regeln nicht in den Einsatzbefehlen gestanden hatte. Oder war es einfach einer gewissen Kriegsmüdigkeit zuzuschreiben?
„Das glaub ich jetzt nicht?!“ Shay war ehrlich verblüfft. Wie naiv musste man sein, um nicht aus den Befehlen für die Mission ein Himmelfahrtskommando rausgelesen zu haben.
„Den Glauben überlasse ich denen, die glauben“, antwortete Ettore. „Ich habe aus den Befehlen durchaus meine eigenen Schlüsse gezogen, Shay. Ausbildung und Erfahrung hin oder her. Ich habe in den Augen der Crew die Kampfbereitschaft gesehen, nicht aufzugeben, und die Enttäuschung, dass das alles sinnlos ist. Für diese Mission wurde nicht nach Freiwilligen gesucht. Die Schiffe wurden komplett abkommandiert. Ein Himmelfahrtskommando sollte nur aus Freiwilligen bestehen.“
„Das ist doch ganz was anderes … aber nur mal aus Neugierde“, jetzt war Shay interessiert, „hättest Du Dich freiwillig gemeldet?“
„Ich ja“, antwortete Ettore ohne weitere Überlegung. „Aber ich treffe nicht nur für mich Entscheidungen. Auch Mel hat da mitzureden, da wir eine Familie haben. Und nun siehst Du das Problem. Du könntest jederzeit wieder einen solchen Befehl geben – wie Du schon sagtest: Der Krieg ist noch nicht vorbei. Ich habe mir den Posten nicht ausgesucht Shay und daher bin ich mir nicht sicher, ob ein ruhiger Job als Counselor auf einer Station oder als XO eines kleinen Versorgungsschiffes nicht die bessere Option wäre. Was glaubst Du?“
Shay ließ die Worte einen Moment sacken.
„Ich glaube, dass Versorgungsschiffe oder Stationen in einem Krieg genauso wenig sicher sind wie alles andere“, begann er langsam und wusste noch nicht, wie recht er damit haben sollte.
„Aber ich verstehe deinen Standpunkt. Die Zerstörung des Schiffs oder eher der Schiffsteile zu befehlen war nicht einfach, glaub mir. Das ist kein Befehl, den ich leichtfertig gebe und den ich hoffentlich niemals wieder geben muss. Ich hatte keine andere Wahl unter den gegebenen Umständen und so war zumindest die Chance groß, dass zwar das Schiff zerstört wird, die Crew aber halbwegs sicher auf dem Planeten überleben würde. Nicht wie bei der Badger. Ich habe mit den Informationen, die ich zu dem Zeitpunkt hatte, die mir bestmögliche Entscheidung getroffen. Würde ich es im Nachhinein anders machen? Vielleicht, aber ich denke nicht.
Alle Schiffsteile waren auf einen Planeten gestürzt, keines der Teile wäre fähig gewesen, aus eigenem Antrieb den Planeten wieder zu verlassen, der Planet selbst war in klingonischer Hand und nach allem was wir wussten, war die Flotte, mit der wir hergekommen waren, zum Sammelpunkt zurückgekehrt. Aus meiner Sicht gab es in dem Moment nur zwei Prioritäten: Zusehen, dass die Crew irgendwie heil da raus kommt und unsere Technik nicht in klingonische Hände gerät“, versuchte er seine Entscheidung zu erklären.
Dann hob er den Kopf und sah Ettore direkt an. „Du bist einer der ersten und besten Freunde, die ich je hatte, Ettore, und ich würde es sehr bedauern – nein – mir würde etwas fehlen, wenn Du nicht an Bord wärst und so ungern ich den Posten haben wollte – ich bin der Captain und ich bin gezwungen manchmal schwierige und harte Entscheidungen zu treffen. Das wird sich nicht ändern, egal wie dieser Krieg weiter geht. Was ich versprechen kann, ist, dass egal welche Befehle wir erhalten, die Crew meine erste Priorität hat und ich immer versuchen werde, die Crew zu schützen, soweit es mir möglich ist“, erklärte er und lächelte dann, um die angespannte und ernste Stimmung etwas zu lockern.
„Verrate das aber ja nicht meiner Schwester.“ fügte er scherzhaft hinzu.
Tatsächlich ging dieses Versprechen gegen alles, was man ihm von Kindesbeinen an eingebleut hatte.
„Wenn wir nicht befreundet wären, würden wir dieses Gespräch nicht führen“, sagte Ettore direkt als eine Art Bestätigung. Er überlegte etwas und zwirbelte dabei an seinem Schnurrbart. „Ich werde nach Rückkehr mit Mel sprechen. Und was Deine Schwester angeht“, er machte eine waagerechte Bewegung mit den Fingern, “meine Lippen sind versiegelt. Darauf hast Du mein Wort.“
Er streckte Shay seine Hand entgegen. Beide bestätigten sich dies mit einem kurzen, kräftigen Händedruck.
„Ich weiß, dass es nicht leicht ist, die Verantwortung der eigenen Entscheidung zu tragen, weil sie alle betrifft. Ich glaube auch, dass es der Teil der Aufgabe ist, der mir am schwersten fällt. Gewöhnt man sich daran eigentlich mit der Zeit?“, erkundigte er sich.
„Nein“, beantwortete der Schotte sofort. „Und ich glaube, dass ist auch gut so. Wenn man sich daran gewöhnt, dann … sollte man nicht mehr CO sein. Finde ich. Es ist schwer zu beschreiben“, zuckte er schließlich mit den Schultern. Ettore brummte etwas leise vor sich hin, das Shay nicht verstand und wechselte dann nach etwas Zeit zum Nachdenken das Thema.
„Übrigens, was Deine Schwester angeht“, begann der Italiener und Shay schreckte kurz aus seinen Gedanken auf. „Meinst Du nicht, wir sollten noch mal mit ihr das Gespräch suchen? Ich trage ihr nichts nach. Das weißt Du. Aber eigentlich sollte doch Vertrauen die Basis einer Zusammenarbeit sein. Irgendwie habe ich das Gefühl, dass es da noch Nachholbedarf gibt.“
Er guckte auf in Gedanken auf seine Schuhspitzen, die durch die vielen Arbeiten im Arboretum viele Kratzer hatten.
„Sie ist FKOM-OPS – ich werde so oder so viel Zeit mit ihr verbringen müssen, aber ich weiß, was du meinst. Ich denke, es war für sie auch nicht einfach, diese Befehle zu geben und uns da raus zu schicken“, meinte er dann und erinnerte sich kurz an den letzten Abend vor Abreise. Ihm war so, als hätte Claudia ihm noch etwas sagen wollen und hatte es dann doch nicht getan. Vielleicht täuschte er sich auch – sie war seine Scwester und trotz all der Spannungen zwischen ihnen wollte er nicht glauben, dass sie ihn und seine Crew sehenden Auges quasi in den Tod schicken würde. Allein schon weil Sam als seine EO mit an Bord war. Er hatte gesehen, wie viel ihr an ihrer eigenen Crew gelegen hatte und wie froh sie über die wenigen Überlebenden gewesen war. Das alles kam ihm wie eine halbe Ewigkeit vor …. nach allem, was sie erlebt hatten, war es das in gewisser Weise auch.
„Ja, ich verstehe, was Du meinst. Aber ich meinte eigentlich in Bezug auf mich. Wenn es das Verhältnis zwischen Euch entspannt, dann umso besser.“ Er gab Shay einen kleinen Knuff in die Seite, ein kurzer Moment gelöster Stimmung. „Das wird schon.“
Wieder ernst werdend ergänzte er. „Wir sollten noch mal klären, dass wir befreundet sind, aber der Posten, den ich bekleide, kein Freundschaftsdienst ist oder war. Aber wir kommen von einer Mission zurück, in der wir nüchtern betrachtet beide etwas auf der Haben-Seite vorweisen können. Ganz unabhängig voneinenander. Vielleicht stimmt sie das etwas gnädiger. Wenn man sich ohne Vorbehalte zusammenarbeiten kann, dann wird es vielleicht für alle einfacher.“
„So schlimm ist es nicht und auch wenn wir ihr momentan unterstellt sind – das wird nicht so bleiben. Spätestens wenn dieser Krieg irgendwann vorbei ist, werden wir wieder zurück nach DS9 beordert – hoffe ich. Die Flotte wird das nicht auf längere Zeit dulden, gerade weil wir verwandt sind. Aber ja – der Ausgang der Mission könnte sie milder stimmen“, stimmte Shay nachdenklich zu.
„Dann haben wir das ja geklärt.“ Sagte Ettore.
„Dass wir eine gemeinsame Zukunft vor uns haben?“, fragte Shay halb hoffend, halb neckend.
Ettore blickte nach vorne, auf die Bäume des Arboretums. Aber irgenwdie auch durch sie hindurch. „Ja, wir sollten dankbar sein, dass wir noch eine Zukunft haben. Mit Familie und Freunden an der Seite ist es noch besser.“
„Dem stimme ich zu“, sagte Shay. „Komm, lass uns das mit einem Schluck besiegeln. Es ist eh schon spät.“ Er klopfte Ettore kurz auf den Rücken.
Der fragte zurück: „Hast Du noch von dem guten Whisky?“
„Als ob der jemals aus gehen würde.“ zwinkerte der Schotte. Zwar waren seine Vorräte geschrumpft, aber der Tag, an dem er keinen guten Whisky hatte, würde niemals kommen.
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# Zeit: MD 27.1915
# Ort: Hephaistos Arboretum
Shay und Ettore unterhalten sich über eine grundsätzliche Frage der Mission.
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Mac und Kim
aka
Shay Ruthven, CO
Ettore Ludovico della Scala, 2O
USS Hephaistos
SD 310223