Zeit MD 7.1420
Ort: Außerhalb des Schlosses
Vektoren werden in der linearen Algebra verwendet. Bei ihnen handelt es sich um mathematische Objekte, die eine Parallelverschiebung eines Punktes um einen definierten Betrag in eine ebenso definierte Richtung beschreiben. Im zweidimensionalen Raum kann ein Vektor mit zwei Koordinaten beschrieben werden. Dabei legt die erste Koordinate die Verschiebung in x-Richtung und die zweite Koordinate eine Verschiebung entlang der y-Achse fest. Auch im Dreidimensionalen Raum sind Vektoren noch gut beherrschbar, denn es kommt einfach nur eine weitere Koordinate hinzu.
Unter der Annahme, dass ein Drache eine Kugel sei, mit einem möglichst unendlich kleinen Durchmesser, ließe sich für diesen sehr… gewichtigen Punkt eine Flugbahn mittels Vektoren durchaus beschreiben lassen. Erschwerend kommt bei manchen Drachen jedoch hinzu, dass diese nicht immer einer gradlinigen Bewegung folgten.
„Ich hab Huuuuuunger“ jammerte in diesem Moment ein Drachenkopf und zerstörte damit die Illusion der perfekten Kugel.
„WIR WISSEN!“ schrien ihn die anderen beiden Köpfe ungehalten an. Sie waren genervt, aber sowas von!
Plötzlich hielt Inari einen schwarzen Bogen in der Hand und hatte mit
einer flüssigen
Bewegung einen Pfeil aufgelegt. „Sie kommt!“
„Wer kommt?“ fragten Melody, Ettore und Jennifer quasi gleichzeitig.
„Mein Ziel!“ Sie hob den Bogen, zog die Sehne bis an ihre Backe und
kniff ein Auge zu.
Am Himmel war ein Drachen zu sehen und auf dem Drachen saßen zwei Frauen.
Der Pfeil verließ die Sehne.
Die Flugbahn des Drachen konnte man gerade so mit gutem Willen noch als stetige Trajektorie bezeichnen. Durch den inneren Disput der Drachenköpfe ähnelte die eingangs angenommene Kugel eher einem Flummi, welcher dank verschiedener Auswüchse nicht vorher berechenbar durch den Himmel hopste.
Die Flugbahn des Pfeils hingegen folgte hingegen sehr genau und streng der zu erwartenden ballistischen Kurve eines Wurfgeschosses. Das war auch richtig so, schließlich war der Pfeil von einer Meisterin abgeschossen worden.
*** Überblendung in einen hellen Raum mit Bildschirmen ***
„In 0,156 Sekunden wird der Pfeil auf dieser Position sein. Meinen Berechnungen zufolge wird, wenn der Drache…“
„Aber das ist doch quatsch“, rief Einstein aufgebracht und unterbrach Hawking mit seinen Ausführungen. „Du hast den Drachen als Punkt betrachtet. Wenn du aber seine Masse im Punkt zentrierst und seine Gravitonfeld berücksichtigst, wird die Trakektorie gebeugt und…“
„Aber der Drache hat keine Masse!“ rief Hawkings blecherne Stimme. Sie wirkte empört, wie jemand seine Theorie so unbeholfen modifizieren konnte.
„Männer…“ meldete sich eine weibliche Stimme aus dem Hintergrund und man hörte förmlich die sich verleiernden Augen. Marie Curie beachtete die Männer nicht mehr, sondern betrachtete auf dem viel zu hellen Bildschirm die beiden sich bewegenden Flugobjekte. Nehmen wir an, dass der Drache eine Kernumwandlung durchmacht und dabei Energie freisetzt, wird sich die Flugbahn der dabei entstehenden neuen Drachen völlig anders entwickeln. Sie werden in einem Winkel von 180°…“
„Wir reden hier aber von F L U G B A H N E N! Du mit deinem Zerfall immer, das tut hier nix….“
„DA!“ schrie Curie auf und zeigte auf den Bildschirm. Entgegen aller Wahrscheinlichkeiten hatte der Pfeil den Flummidrachen in der Brust getroffen. Und zum Erstaunen aller – selbst Curie war überrascht, auch wenn sie das vor Einstein und Hawking nie zugegeben hätte – teilte sich der Drache plötzlich. Und während der mittlere Drache in Trudeln geriet, flogen rechts und links zwei weitere Drachen von ihnen weg, genau in einem Winkel von 180°.
*** wieder am Schloss ***
Der Himmel blinkte rot, ein schriller, durchdringender Ton durchbrach die Stille. Es dauerte nur Bruchteile von Sekunden nach dem ersten Treffer, da waren aus einem drei Drachen geworden. Samantha und die Prinzessin befanden sich plötzlich auf dem pummligen, mittleren Drachen, welcher strauchelte und versuchte, sich nach dem Wirktreffer wieder zu fangen. Die anderen beiden Drachen stoben fast senkrecht von dem mittleren davon. Der wendigere von beiden entfernte sich und war schnell nur noch ein kleiner, nun fast idealer, Punkt am Himmel.
Der andere Drache stürzte sich mit einem Brüllen auf den einarmigen Mann am Boden, neben Inari. Im Flug, und dennoch vorsichtig, schlossen sich seine Krallen um den Mann und umgehend sah der Drachen zu, dass er an Höhe gewann.
Angelockt von dem durchdringenden Ton und den Schreien rannten auch Ana und die Elfen, dicht gefolgt vom Einhornzüchter auf den Hof des Schlosses. Doch noch ehe Shay ganz erfassen konnte, was geschehen war, legten sich auch um seine Hüften sachte die Klauen eines Drachen und hoben ihn auf in die Lüfte.
Es dauerte nur wenige Momente und am Himmel formierten sich die drei Drachen. Olymp hielt noch immer Shay in den Klauen, versuchte ihn aber nebenbei auf seine Schultern zu verfrachten. Geos hatte Samantha und Em bei sich und Hades hatte sich Hobbs bereits auf die Schulter gesetzt und musterte argwöhnisch alles was am Boden geschah.
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Zeit MD 7.1420
Ort: Außerhalb des Schlosses
Ein lehrreiche Stunde in Physik und Mathe endet mit einem Drachenzerfall und der Entführung der kommandierenden Menschen.
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