<RPG>
#Ort: USS Hepaistos, Dienstzimmer der leitenden medizinischen Offizierin
#Zeit: SpD -2.1310
<Sehr verehrte Misses Foxwell…>
*scratch*
<Sehr geehrte Misses Foxwell…>
*scratch*
<Werte Misses…>
*scatch*
Mit einem Aufstöhnen lehnte Jetsun sich zurück und fuhr sich durch ihre eh schon ungeordnete Frisur. Wie gut, dass sie nicht gleich in Reinschrift geschrieben hatte. So hatte sie die bislang eher furchtbaren Versuche wieder streichen können.
Die Buthanerin schloss ihre Augen und dachte sich, wie sie solch ein Schreiben am liebsten bekommen hätte. Außer natürlich überhaupt nicht.
Bloß nicht zu förmlich. Am besten wäre es, wenn es von einem Freund käme und nicht von einem Vorgesetzten. Also… auf ein Neues!
<Liebe Misses Foxwell,
mein Name ist Jetsun Pema und ich bin die leitende medizinische Offizierin der USS Hephaistos. Wie Sie sicher wissen, ist dies auch das Schiff, auf dem ihr Sohn, Able Crewman Dirk Foxwell, gedient hatte.
Leider ist es meine traurige Pflicht, Ihnen mitzuteilen, dass Dirk Foxwell in Ausübung seines Dienstes das größte Opfer gebracht hat. Als Hospital Corpsman hat er immer wieder vorbildlich seine Pflicht erfüllt und so zahllosen Verletzten und Verwundeten Hilfe und Rettung gebracht. Dirk Foxwell starb als Held und sein Name hat bereits seinen Platz auf der Ehrentafel des Schiffes gefunden. Seine sterblichen Überreste werden, sollten Sie dies wünschen, nach Möglichkeit zurück in seine Heimat überführt werden. Ansonsten würde er in der Tradition der Sternenflotte zusammen mit den Kameraden, die ebenso wie er gefallen sind, bestattet werden.“
Jetsun schloss wieder die Augen und ihre Tränen tropften auf das PADD.
Was für ein schrecklicher Text! Schwülstig. Verlogen. Falsch. Dirk Foxwell war keinesfalls einen Heldentod gestorben. Er hatte vor Angst geschrien, als er beim Absturz den Halt verloren hatte und quer durch den Raum geflogen und mit dem Kopf gegen einen Querträger geschlagen war. Aber konnte man einer Mutter so etwas schreiben?
//Buddha, gib mir Kraft!// dachte die Ärztin wieder einmal. Und fragte sich, ob sie diese Aufgabe doch lieber dem Captain überlassen sollte.
Wieder drifteten ihre Gedanken zur USS Badger. Und den Prawda-Artikel. Und Wut überkam sie. Was für eine verlogene Scheiße! Aber sicherlich notwendig, da sich sonst niemand mehr freiwillig für solch ein Himmelfahrtskommando melden würde. Tapfer gegen den Feind geworfen… Jetsun spürte Galle in ihrem Rachen. Sie schluckte mehrmals und stand dann auf, um sich ein Glas Wasser zu holen. Dann seufzte sie tief. So würde das alles nichts werden.
„Computer, entwerfe mir ein persönliches Schreiben, in dem ich als Chefärztin der Hephaistos einer Mutter den Tod ihres Sohnes im Kampf mitteilen muss!“
[Verstanden. Der Text liegt als Entwurf in Ihrem Verzeichnis bereit.]
„Danke!“ brachte Jetsun noch hervor. Dass sie auf solche Hilfen zurückgreifen musste… Gut, dass sie nur Ärztin war und keine Pristerin. Sie wäre vollends überfordert.
Ein Signal erklang. Jetsun sah zur Tür. „Herrin, bitte!“
Die Tür glitt auf und Captain Ruthven traz ein.
„Lieutenant Jetsun Pema, ich hoffe, ich störe nicht?“
„Nein, Captain, natürlich nicht.“
Sie deutete auf das PADD. „Ich war dabei die Schreiben an die Hinterbliebenen unserer Todesopfer zu verfassen, aber, ehrlich gesagt, bin ich bislang jammervoll daran gescheitert.“
Sie schüttelte den Kopf. „Ich… aber ich werde das schon noch schaffen.“
Shay nickte mitfühlend. „Wenn Sie möchten, können Sie das auch mir überlassen. So etwas ist, wie Sie wissen, ohnehin eigentlich meine Aufgabe.“
„Danke, Captain, aber… ich möchte das wirklich. Ich fühle mich verantwortlich und… ja.“
Shay lächelte. Diese junge Frau… tapfer. Aber manchmal etwas zu aufopfernd.
„Weshalb ich eigentlich gekommen bin… Es gibt Neuigkeiten.
Zum einen haben wir einen Termin für die Feier für die Gefallenen…“
„Eine Beisetzung? Aber… was ist, wenn die Angehörigen die Überführung des Leichnams wollen?“
„Nein. Nur eine Feier. Wir sind ja in unmittelbarer Nähe zu K7. Da können die… Körper leicht überführt werden, wenn das gewünscht ist. Ansonsten wird nach den Richtlinien der Sternenflotte verfahren.“ erklärte der CO.
„Ah… na gut, das ist… nachvollziehbar. Ich werde das berücksichtigen müssen.“
„Sie müssen bei Ihren Schreiben doch nicht auf all diese Sachen eingehen. Das wird in Folgeschreiben und bei persönlichen Kontakten durch Mitarbeiter des Versorgungsamtes der Sternenflotte alles geregelt werden.“
Jetsun sah auf. „Okay…“ meinte sie.
Shay räusperte sich. Er nahm sich vor, die Schreiben so oder so zu übernehmen. Jetsun schien ihm dazu einfach nicht in der Lage zu sein. Aber darüber würde er jetzt ganz bestimmt nicht mit dieser jungen Frau diskutieren.
„Etwas anderes! Ich habe die Nachricht bekommen, dass bei unserer jetzt kommenden Liegezeit an der Station K7 eine Kommission der Universität der Flotte zusammentreffen wird um unter anderem auch Ihre Doktorarbeit zu besprechen. Offenbar ist man übereingekommen, Ihre praktische Tätigkeit als leitende medizinische Offizierin im Einsatz als Leistung anzuerkennen.“
Er lächelte nur offen. „Es scheint, als würde sich Ihr Studium rapide verkürzen, Jetsun. Machen Sie sich besser schon mal Gedanken über ein Thema ihrer Promotion.“
„Oh…“ brachte Jetsun heraus. Und Shay grinste noch breiter.
„Gute Nachrichten, nicht wahr?“ meinte er.
„Ja, Sir. Das… o, ja, das sind in der Tat sehr gute Nachrichten.“
Jetsun lächelte nun auch breit. „Das hätte ich nicht erwartet.“
„Haben Sie Hunger?“ fragte der CO dann.
„Bitte?“
„Es ist kurz nach eins. Wollen wir zusammen was essen?“
„O, verdammt!“ Jetsun sprang auf.
„Verzeihung, Sir, ich habe die Zeit vergessen. Und, äh, eigentlich bin ich mit Massi… mit Sergeant Aquila verabredet gewesen. Aber ich kann…“
„Nein, lassen Sie das mal. Ist schon okay. Es läuft uns ja nicht weg.“
„Danke, Sir.“ erwiderte Jetsun, ein wenig verschämt. „Und auch danke für die Erinnerung an die Uhrzeit. Und natürlich für diese tolle Info.“
</RPG>
<SUM>
#Ort: USS Hepaistos, Dienstzimmer der leitenden medizinischen Offizierin
#Zeit: SpD -2.1310
Jetsun kommt mit den Beileidskarten kein Stück voran. Der CO besucht sie, um ihr Neuigkeiten zu bringen. Dabei merkt Jetsun, dass sie die Zeit vergessen hatte.
</SUM>
submitted by Isi Fox